Nach 6 herrlichen Tagen in der Hacienda Venecia bei Manizales geht es für uns heute ins nicht weit entfernte Santa Rosa de Cabal. Dort soll es besonders schöne Thermalbäder geben und wir überzeugen uns von solchen Aussagen gerne selbst. Vom Ort Santa Rosa führt eine gut zu befahrene Bergstraße rund 10 km zum Eingang der „Termales Balneario Santa Rosa“. Die Becken dieses Thermalbades liegen direkt am Fuße eines sehr schönen Wasserfalls und wir genießen den Nachmittag in den warmen Becken der Anlage. Der freundliche Mann vom Security-Service läßt uns auf dem Parkplatz innerhalb der Absperrung übernachten und wir schlafen ruhig und entspannt. Am nächsten Morgen fahren wir dann nur einen Kilometer bergauf zum nächsten Bad. Die Thermalbecken hier gehören zu dem Hotel Termales. Leider ist der deutlich höhere Eintrittspreis nicht gerechtfertigt, wie wir erst in der Anlage feststellen. Das Wasser in den Becken ist zwar heißer als im Balneario, aber es gibt nur zwei kleine Becken und es wirkt auf uns weniger gepflegt, obwohl es ja ein Hotel ist. Am Abend wollen wir dann wieder auf dem Parkplatz beim Balneario übernachten, nur hat unser freundlicher Security des Vortages heut frei und der Ersatzmann läßt nicht mit sich verhandeln. Zum Glück finden wir nur 500 Meter nach den Termales einen Stellplatz bei den Cabañas Cardisch und gemeinsam mit dem Besitzer Diogenes sitzen wir lange in seinem Restaurant zusammen und probieren einige „Spezialitäten“ der Region.
Im Termales Balneario trafen wir zufällig auf den Deutschen Roland Kühnke. Roland lebt mit seiner Familie in der nächsten Großstadt Pereira und er sowie seine Frau Daniela arbeiten dort als Missionare. Nachdem wir ihm von unserem Plan, in Pereira zum Mercedesservice zu fahren, erzählt hatten, lud er uns sofort ein, bei seinem Haus vorbeizukommen und seine Familie zu besuchen. Daniela hat uns gleich zum Mittagessen mit eingeplant und wir sitzen ein paar Stunden gemütlich beieinander und bekommen interessante Einblicke in ihr Leben in Kolumbien. Die Beiden geben uns vor dem Abschied noch eine Adresse, bei der wir uns günstig gegen Gelbfieber impfen lassen können und wir fahren frisch geimpft zu Mercedes Pereira, um nochmals den Ölstand im Getriebe messen und einen Ölwechsel durchführen zu lassen. Doch weder hat man hier das passende Motorenöl(?) noch einen Messstab für unser Getriebe. Ein Mechaniker legt sich unter das Auto und checkt, ob wir noch Getriebeöl verlieren. Er hat wohl keine Lust, dafür die Motorabdeckung abzuschrauben, erklärt uns aber zufrieden, es sei alles bestens und keinerlei Öl ausgetreten. Keine zwei Stunden später erreichen wir das verschlafene Dörfchen Salento, das nach dem gleichnamigen Ort in Italien benannt wurde. Wir bummeln gemütlich durch die Gassen des auf 1.900 Metern Höhe liegenden Städtchens und beobachten das relaxte Treiben der Einheimischen und der zahlreichen Touristen. Unser Übernachtungsplatz bei der Finca La Serrana liegt oberhalb des Ortes rund 1,5 km außerhalb von Salento. Wir bleiben hier für 4 Tage und checken noch einmal das Getriebe nach Ölspuren. Wieder ist die ganze Ölwanne voll Öl, was man halt nur erkennt, wenn die Motorabdeckung entfernt wurde. Diese Erkenntnis hat Auswirkung auf unsere weitere Reiseplanung. Statt über die Berge zur Tatacoa Wüste zu fahren, geht es nun weiter Richtung Cali, wo es einen vernünftigen Mercedesservice geben soll. Zuvor geht es aber in das Valle de Cocora. Die Straße in das Tal beginnt am anderen Ende von Salento und nach ca. 12 km erreicht man verschiedene Parkplätze mit Camping, Restaurant und Pferdeställen. Wir entscheiden uns für das Gelände des Ecohotels Las Palmas, parken das Mobil und machen noch eine kleine Wanderung im Tal entlang der schlammigen Wanderwege, die wirklich besser zu Pferd zu bewältigen sind. Dabei können wir erstmals die größte Palmenart der Welt bewundern. Die Wachspalme kann bis zu 60 Meter hoch und mehrere hundert Jahre alt werden. Hier in diesem Tal ist sie am häufigsten anzutreffen und gibt der Landschaft ein ganz besonderes Flair. Wieder zurück beim Las Palmas gehen wir im dazugehörigen Restaurant essen. Kaum haben wir bestellt, rollt ein großes, weißes Expeditionsmobil auf den Parkplatz und zu unserer großen Freude erkennen wir im Fahrerhaus des Volvo-LKW´s unsere langjährigen Reisefreunde Rita und Rudi. Es gibt natürlich wieder viel zu erzählen und wir machen auch gleich einen Plan für einen gemeinsamen Ausflug am darauffolgenden Tag. Nach dem Frühstück geht es los und wir machen eine ca. 15 km lange Wanderung, bei der rund 700 Höhenmeter zu bewältigen sind. Die Tour ist ziemlich anstrengend, macht aber viel Spaß, bis es dann auf den letzten Kilometern zu regnen beginnt und wir tropfnass an den Mobilen ankommen. Am nächsten Tag holen wir bei der nur ein paar hundert Meter entfernten Forellenzuchtstation ein paar fangfrische Fische und Rudi bereitet in seinem Spezialgrill ausgezeichnete, frisch geräucherte Forellen, die wir dann gemeinsam bei uns im Mobil verspeisen. Nach drei Tagen im Valle de Cocora trennen sich unsere Wege wieder und während Rita und Rudi nach Salento fahren, führt uns der Weg Richtung Cali an den Lago Calima. Der See liegt im Valle de Cauca auf 1.500 Metern Höhe und wir finden einen schönen Platz am See mit toller Aussicht. Dies und die angenehmen Temperaturen sind der Grund, weswegen wir den Aufenthalt hier auf 5 Tage verlängern, bevor wir uns in das Getümmel von Cali stürzen. Die Mercedeswerkstatt in Cali gehört bestimmt nicht zu den schönsten Serviceplätzen, die wir bisher gesehen haben, aber wenigstens verfügen sie über einen Mechaniker, der sowohl Sprinter- wie Automatikgetriebeerfahrung hat und er erkennt schnell, daß der Mann in Medellin einfach unsauber gearbeitet hat. Schnell ist der Stecker am Getriebe aus- und wieder eingebaut und das Problem mit dem Ölaustritt sollte nun endgültig erledigt sein. Leider gibt es auch in dieser Mercedeswerkstatt keinen Messstab zum Messen des Ölstandes im Getriebe und meine Hoffnung, hier einen kaufen zu können, erfüllt sich wieder einmal nicht. Nach einer Nacht im Zentrum von Cali, direkt auf dem Parkplatz der Bomberos, der hiesigen Feuerwehr, geht es am nächsten Morgen weiter in südlicher Richtung nach Popayan. Die Kolonialstadt Popayan ist mit ihren über 250.000 Einwohnern die Hauptstadt der Region Cauca. Wir spazieren durch das touristische Zentrum des Ortes und besichtigen einige, zum Teil sehr schön restaurierte Kolonialbauten. Nach ein paar Einkäufen und einem professionellen Haarschnitt spazieren wir weiter etwas außerhalb vom Zentrum, bis uns ein Mann auf seinem Motorroller anspricht. Der Polizist in Zivil fragt uns, wohin wir denn hier laufen wollten und rät uns ab, durch das Stadtviertel, an dessen Eingang wir gerade stehen, zu spazieren. Die Gegend sei für Touristen zu gefährlich und wir schlagen somit nach einer längeren Unterhaltung mit dem Polizisten einen anderen Weg zurück zum Wohnmobil ein. Ary, der Polizist, besucht uns noch am gleichen Abend mit seinem Sohn Alejandro und beide nutzen die Gelegenheit, einmal ein europäisches Mobil von innen zu besichtigen. Unsere vorletzte Station in Kolumbien ist der kleine Parque Chimayoy in der Nähe der Stadt Pasto. Wir machen eine kleine Wanderung durch die großzügige Anlage auf gut angelegten Wegen und zu den verschieden Aussichtspunkten, nur geben die Wolken heute die Sicht auf den über 4.200 Meter hohen und immer noch aktiven Vulkan Galeras leider nicht frei. Bevor wir die Grenze zu Ecuador übertreten, machen wir noch einen Abstecher in den kleinen Ort Las Lajas unweit des Grenzortes Ipiales. Unterhalb des kleinen Dorfes wurde in den Canyon über den Rio Guaitara eine Kathedrale gebaut, dessen Architektur an unseren König Ludwig erinnert und sein Erscheinungsbild uns schon aus der Entfernung sehr beeindruckt. Der Bau der Wallfahrtskirche wurde erst 1916 begonnen und in den frühen 70ern beendet. Der Grund für den Ort des Bauwerkes ist eine Mitte im 18. Jahrhundert stattgefundene Marienerscheinung, die ein stummes Mädchen plötzlich sprechen lies. Und so wurde eben im Laufe der Zeit erst ein kleiner Schrein, dann eine kleine Kapelle und im letzten Jahrhundert dann diese rund 100 Meter hohe Basilika gebaut.
Wieder einmal hat uns ein Reiseland begeistert. Kolumbien, in Europa meist nur durch negative Berichterstattung bekannt, hat sich uns von einer ganz anderen Seite gezeigt. Die Menschen sind extrem freundlich, offen und interessiert. Die Sauberkeit hat uns überrascht wie auch der Wohlstand in weiten Teilen Kolumbiens. Auf den Hauptstrecken sorgen Militär -und Polizeiposten für Sicherheit. Uns hat Kolumbien extrem gut gefallen und wir werden gerne in dieses Land wieder zurückkommen.
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