Von unserem Übernachtungsplatz bei Las Lajas sind es nur wenige Kilometer bis zur Grenze Ecuadors und wir stehen in einer kurzen Schlange einreisewilliger Personen vor dem Schalter der Visaabwicklung. Schnell sind wir aus Kolumbien ausgereist und erhalten den Stempel, der uns die Erlaubnis erteilt, Ecuador 90 Tage besuchen zu dürfen. Bis wir allerdings die Einreisepapiere für unseren Großen erhalten, ist Geduld angesagt und nach rund 3 Stunden fahren wir dann endlich hinein in unser zweites südamerikanisches Land.
Erster Halt ist in dem Ort Tulcan. Einzige, uns bekannte Sehenswürdigkeit hier ist der Friedhof. In dem großzügig angelegten Areal sind die vielen Zypressenhecken zu wahren Kunstwerken umgestaltet worden. In allen Variationen und Größen wurden Gesichter, Menschen, Tiere und historische Statuen nachgebildet und geben so dem außergewöhnlichsten Friedhof, den wir bisher gesehen haben, ein ganz besonderes Flair. Nach rund einer Stunde Spaziergang durch die Anlage geht es weiter durch eine beeindruckende Landschaft in Richtung Ibarra.
Nach dem Tiermarkt, der sich am Stadtrand Otavalos befindet, geht es ins Zentrum zu den Obst-, Gemüse- und Kunstmärkten. Hier gibt es nicht nur viel zu sehen, sondern wir kaufen jede Menge Früchte für günstiges Geld. Verzichten aber auch gerne auf so manche einheimische Schmankerln, die hier „appetitlich“ angepriesen und von den Einheimischen auch reichlich gekauft werden. Nach drei Tagen in Otavalo geht es in südlicher Richtung weiter und nach kurzer Fahrt überqueren wir erstmals mit unserem Großen den Äquator. Grund genug kurz auszusteigen und das Ereignis entsprechend zu würdigen. Wir überqueren den Papallacta Pass in 4.200 m Höhe und erreichen am späten Nachmittag die gleichnamigen Thermen. Da wir so gut wie jede Gelegenheit nutzen, in warme Quellen, die auf unserem Weg liegen, zu springen, finden wir hier bei den Papallacta Thermen eines der schönsten Thermalbäder auf unserer bisherigen Tour. Noch vor dem Frühstück ein heißes Bad. Dann eine kleine Wanderung in den Nationalpark Cayambe Coca, um danach gleich wieder in die Therme zu springen. Highlight war dann, als wir in den heißen Becken lagen und oben an der Felswand drei Kondore bei ihrem Rundflug über die Anden beobachten konnten. Wir halten bei den Wasserfällen von San Rafael. Ein schön angelegter Pfad führt rund eine halbe Stunde später zu dem mit 145 Metern höchsten Wasserfall von Ecuador. Kaum sind wir am Aussichtspunkt ziehen auch schon wieder dunkle Wolken auf. Wir erreichen gerade noch rechtzeitig unser Mobil, bevor es wie in Strömen regnet und deshalb übernachten wir nur ein paar hundert Meter weiter an dem Hostal Reventador. Die Fahrt geht durch tropische Vegetationen hinunter ins Tiefland, wo wir die östliche Grenze des ecuadorianischen Dschungels erreichen. Im Ort Lago Agrio hoffen wir auf eine günstige Gelegenheit, einen mehrtägigen Ausflug in das Amazonasgebiet der Reserva Cuyabeno buchen zu können. Das einzige Reisebüro im Ort erweist sich aber als völlig unbrauchbar und wir sitzen im Internetcafé, um mit diversen Tour Anbietern Kontakt aufzunehmen. Zum Glück gibt uns ein Reisebüro die Adresse der Samona Lodge und wir buchen eine 4-Tagestour, die uns gleich am nächsten Tag tief in den Cuyabeno Dschungel führt. Nach einer 2-stündigen Fahrt mit dem Bus erreichen wir eine Anlegestelle am Rio Cuyabeno. Von dort bringt uns ein Kanu den Fluß entlang zur Samona Lodge, die wir nach weiteren 2,5 Stunden erreichen. Die Lodge liegt mitten im Dschungel. Neben einer grossen Gemeinschaftshütte gibt es noch einige Cabañas, die allesamt ohne Strom sind und nur durch Kerzenlicht beleuchtet werden. Wir sind mit den zwei jungen Amerikanern Ryan und Logan sowie dem Australier Tom eine kleine Gruppe, was sicherlich ein Vorteil ist. Zudem haben wir mit Wilmer einen hervorragenden Guide, der uns in gutem Englisch auf viele Tiere aufmerksam macht. Nachdem wir unsere Hütte bezogen haben, geht es schon wieder raus und wir fahren mit dem Kanu in die „Laguna Grande“, wo wir auch schon die ersten Flussdelphine beobachten können. Nur selten strecken die blinden Delphine den Kopf aus dem Wasser, aber wir können gut ihre rosa Hautfarbe erkennen. Wir erleben den Sonnenuntergang mitten auf dem See mit einem fantastischen Ausblick über diese Dschungellandschaft. Danach geht es zu einer Nachtwanderung durch den Dschungel, was nur dank der Lampen unserer Mitreisenden etwas bringt, da sich unsere Halogen Maglite als völlig unbrauchbar erweist. Wilmer zeigt uns jede Menge kleine, giftige Frösche sowie zahlreiche Spinnen und gegen 20 Uhr geht es zurück zur Lodge zum Abendessen. Haben wir zuerst gedacht, Wilmer reißt einen Witz, als er erzählte, daß in den Dächern der Unterkunft und der Gemeinschaftshütte viele Taranteln sitzen, werden wir beim Essen eines besseren belehrt. Aber natürlich glauben wir den Jungs der Lodge, wenn sie uns erklären, die Taranteln sind vollkommen ungefährlich. Sie würden ja wohl sonst nicht so ruhig am Tisch sitzen, mit uns allen gemeinsam! Die erste Nacht im Dschungel war schon etwas aufregend. Beim nächtlichen Aufsuchen der Toilette muß erst genauestens der Boden und die Schuhe abgeleuchtet werden, bevor man sich aus dem Bett traut. Am Morgen muß ich dann erst noch einen schwarzen Skorpion aus der Dusche entfernen, bevor ich dieselbe benutzen kann. Gut, erst beim Frühstück erzählt mir Wilmer, wie giftig diese Tierchen hier wirklich sind. Dann geht es wieder mit dem Boot den Fluß entlang. Nach rund einer Stunde Fahrt machen wir eine Dschungelwanderung, diesmal am Tag und mit einer kleinen Pflanzenkunde. Wilmer zeigt uns nicht nur einige interessante Vögel, Spinnen und kleine, giftige Frösche. Er gibt uns auch noch einen Einblick in die Welt der Heil- und Pflanzenkunde dieses Dschungels, und wir erfahren, mit welchen Pflanzen die hier lebenden Indianer vom Stamm der Siona ihre Krankheiten bekämpfen. Nach dem anstrengenden Rückweg, der uns auch durch knietiefen Matsch führt, geht es zurück zum Mittagessen und einer kleinen Siesta. Wieder mit dem Boot unterwegs zeigt uns Wilmer diesmal viele Papageien sowie 3 verschiedene Affenarten. Am außergewöhnlichsten waren hier wohl die Eulenaffen, die auf unser Zurufen langsam ihre Köpfchen aus dem Baumloch streckten. Am späten Nachmittag dann dürfen wir in der Laguna Grande beim Sonnenuntergang schwimmen. Wir haben jedoch gerade keine rechte Lust zum Schwimmen und fotografieren lieber, wie sich Logan und Ryan in die Fluten hechten. Nach dem Sonnenuntergang geht es dann auf die Suche nach den zahlreichen Kaimanen, die hier den Fluß bevölkern. Nachts findet man die Tiere einfacher, da ihre Augen auf hunderte Meter Entfernung unser Lampenlicht reflektieren und Wilmer ist in seinem Element, als wir einen gut 5 Meter großen Kaiman neben dem Boot haben. Nach einer ruhigen Nacht geht es am nächsten Morgen zu einer Siedlung der Siona Indianer. Wieder sind wir gut zwei Stunden unterwegs, bis wir das Dorf erreichen. Obwohl tief im Dschungel gehört diese Kommune schon zu den etwas moderneren Siedlungen und wir folgen zuerst einer Sionafrau in ihren Garten, wo sie uns vorführt, wie man an die Yucca-Wurzeln kommt, aus denen sie uns gleich noch ein Brot backen will. Schnell hat sie ein paar Wurzeln geerntet, geschält, gerieben und den Saft ausgepresst, da liegt auch schon der erste Fladen auf der Feuerstelle und kurz darauf bekommt jeder von uns ein leckeres Brot auf den Teller. Wilmer liefert die Beilagen und fertig ist ein leckeres Siona-Mittagessen. Danach dürfen wir uns noch mit den Blasrohren der Siona auseinandersetzen, bevor wir mit dem Boot ein paar Kilometer weiter fahren, um den Schamanen des Dorfes zu besuchen. Auf dem Weg zu seinem Haus zeigt uns Wilmer noch eine extrem große Anakonda, die schon seit ein paar Wochen in einem Baumstamm neben einem Weg im Dschungel wohnt und zu unserer Freude auch heute noch anzutreffen ist. Danach gibt uns der Schamane einen Einblick in sein heutiges Aufgabengebiet und erzählt uns auch von seinen Vorfahren. Nachdem er an Ryan eine kleine Schamanen Spezialbehandlung durchgeführt hat, beantwortet er uns noch einige Fragen und schon geht es wieder zurück den langen Weg zur Samona-Lodge.
Die 4 Tage im Amazonasdschungel waren absolut super und aufregend. Am 24.12. bringt uns das Kanu zurück zum Anleger und mit dem Bus geht es wieder nach Lago Agrio. Am Abend verbringen wir mit Ryan und Logan in einem Restaurant unseren heiligen Abend und schwitzen in der Nacht bei 30 Grad im Hinterhof einer Wohnanlage in unserem Wohnmobil.
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