Am Spätnachmittag erreichen wir das Naturreservat Lachay. Aktuell ist der Park ein reiner Wüstenparkplatz, der in den Hügeln ein paar vereinzelte Stellplätze mit Tischen, Bänken und Grillplätzen bietet. Wenn man Glück hat, erlebt man den Park aber nach ein paar Regentagen in prächtiger Vegetation, die man sich aber heute so überhaupt nicht vorstellen kann. Wir finden trotzdem einen sehr schönen Platz mit toller Fernsicht und noch am Abend wird der Grill angeschürt. Für drei Tage sind wir hier ganz alleine und die absolute Ruhe hier am Berg läßt uns jede Nacht traumhaft schlafen.
Nach dieser totalen Einsamkeit gibt es nun das Kontrastprogramm, denn wir fahren nach Lima. Wir finden in der 8-Millionenstadt einen guten Parkplatz beim Club Germania und springen als erstes allesamt in den großen Pool der Anlage. In Lima entscheiden wir uns, eine Kfz-Versicherung für Südamerika abzuschließen und mit Roberts Hilfe klappt das auch ganz gut. Wir müssen leider drei Tage auf die Fertigstellung der Papiere warten, was uns dann aber doch nicht besonders stört, da die Straßen in den Süden aktuell von demonstrierenden Minenarbeitern blockiert sind und wir hier im Club Germania den optimalen Platz haben. Wir nutzen die Zeit, um das sehr schöne Zentrum von Lima etwas näher zu erkunden, und um einige Einkäufe in einer der zahlreichen Mall´s zu erledigen. Auch das Stadtviertel Miraflores, in dem sich der Club Germania befindet, lohnt sich zu besichtigen. Es gehört zweifelsfrei zu den besseren Gegenden von Lima und bietet vor allem in Richtung Ozean gemütliche Gassen zum Flanieren oder die Chance in einer der zahlreichen Bar´s und Restaurants einzukehren. Besonders angetan waren wir von der Einkaufsmall LarcoMar direkt am Hang mit Blick auf den Pazifik.
Einen Besuch wert ist auch der „Parque Magico del Agua“. Hat er uns Anfang der Woche schon bei Tag gefallen, ist der Besuch am Abend noch viel eindrucksvoller. Nach Anbruch der Dunkelheit werden die verschiedenen Brunnen in tollen Farben illuminiert. Dazu gibt es noch eine gut inszenierte, mit klassischer Musik untermalte Lasershow. Ein tolles Angebot für ganze 2 Euro – für uns Beide! Unser Parkplatz am Club Germania ist direkt neben einem Fußballfeld mit gepflegtem Rasen. Somit bietet er uns zum einen die Möglichkeit, mal wieder etwas zu kicken. Zum anderen können wir uns einen kleinen Vorgeschmack auf die Fußball-WM bei der Meisterschaft der Botschaften holen. Zu unserem Glück sind sowohl Deutschland, Frankreich und Holland beteiligt, was Marleen, Robert und uns natürlich sehr erfreut. Bei der Meisterschaft sind auch noch Peru, die Türkei und Japan beteiligt. Auf die Ergebnisse der Spiele für unsere Teams, die übrigens allesamt nach 21 Uhr mit dem Abspielen der Nationalhymnen begonnen haben, möchten wir hier nicht näher eingehen.
Nach 6 Tagen im deutschen Club sind nun auch die Straßenblockaden der Minenarbeiter beendet. Wir verlassen das überraschend schöne Lima und fahren weiter entlang der Pazifikküste. Ziel ist der Ort Paracas und der gleichnamige Nationalpark, der ein paar Kilometer hinter dem kleinen Städtchen beginnt. Zunächst parken wir jedoch in Paracas neben einem Reisebüro und buchen uns für den nächsten Morgen eine Bootstour zu den Inseln der „Islas Ballestas“.
Der Ausflug zu den Islas Ballestas in den über 40 Personen fassenden Motorbooten ist schon ein sehr touristischer Trip. Nichtsdestotrotz sind die rund 12 Euro pro Person gut angelegt. Die Fahrt führt erst vorbei an einer dieser unerklärlichen Scharrbilder, wie sie vor allem in Nazca zu finden sind. Das Scharrbild „El Candelabrio“, der Kerzenleuchter, ist in beeindruckender Größe auf einer der ersten Inseln zu sehen, die wir auf dem Weg zu den Ballestas passieren. Dann erreichen wir die Islas Ballestas und können erkennen, daß der aus der Entfernung wie ein großer schwarzer Felsen aussehende Teil der Inseln, eigentlich eine Ansammlung von Tausenden schwarzfarbiger Vögel ist. Zwischen den zahlreichen Kormoranen können wir einige Humboldtpinguine, verschiedene Tölpelarten, Chilepelikane und die besonders schönen Inkaseeschwalben erkennen. Eine riesige Seelöwenkolonie bewohnt die Buchten und Felsen am Rand der Inseln und zahlreiche stattliche Seelöwenbullen ragen aus der Meute heraus. Auf dem Rückweg der zweistündigen Tour geben uns dann noch eine Gruppe Delfine eine kleine Vorführung ihrer Schwimmkünste.
Wir sind im Nationalpark Paracas und fahren durch eine Wüstenlandschaft, wie wir sie so noch nicht gesehen haben. Der Park selbst ist riesengroß, der für uns befahrbare Teil macht uns aber auch schon richtig Spaß und liefert uns natürlich auch tolle Fotomotive. Wir fahren einige Stunden langsam über die unwegsame Strecke in der Wüste und bestaunen ein ums andere Mal die zerklüftete Küste und die zahlreichen vorgelagerten Felsen mit den darauf lebenden Vogelkolonien. In der Nacht sind wir hier absolut alleine und genießen den Sternenhimmel, den so eine Wüstengegend ohne jegliche Lichtquelle mit sich bringt.
Wir verlassen wieder die Küstenregion Perus und fahren in östlicher Richtung, bis wir Nazca erreichen. Die bekannten, mysteriösen Scharrbilder in der Umgebung des Ortes Nazca sind nur zum Teil vom Boden aus erkennbar und wir halten an einem Aussichtsturm, um die ersten Bilder erkennen zu können. Man ist sich noch nicht im Klaren, ob die Nazca Linien Wegmarkierungen von Inkastraßen sind oder ob Erich von Däniken mit seiner Theorie der außerirdischen Hinterlassenschaften richtiger liegt. Für uns klingt beides abwegig und wir fahren auf einen Stellplatz beim Hotel „Maison Suisse“, um uns nach den Möglichkeiten und Preisen eines Rundfluges über die Nazca Linien zu erkundigen. Noch am Abend erhalten wir aber von Marleen und Robert eine Nachricht, daß sie auf der peruanischen Hochebene, die von Nazca nach Cusco führt, an einer Schule in einem sehr armen Dorf übernachtet haben, an der die Kinder sich wohl sehr über ein wenig Schreib- und Malmaterial freuen würden. Wir finden die Anregung unserer holländisch- französischen Freunde sehr gut und investieren das Geld, das wir für den Flug über die Nazca Linien eingeplant hatten, lieber in Stifte, Schreibblöcke und Malhefte. Auch eine Weltkarte finden wir in einem kleinen Laden von Nazca, da Marleen uns mitgeteilt hat, die Kinder hätten keine Ahnung von Europa oder den Kontinenten unseres Planeten.
Nur ein paar Kilometer hinter Nazca geht es über eine Wüstenpiste zu dem Friedhof bei Chauchilla. Die Gräber sollen zwischen 200 n.Chr. und 600 n.Chr. angelegt worden sein. Im Jahr 1920 wurden viele Grabstellen entdeckt, in denen man mumifizierte Leichen gefunden hat. Leider haben schon vorher Grabräuber diesen Ort gekannt und so gut wie alles abgeräumt, was zu holen war. Wenn man heute die wenigen restaurierten Gräber aus der Präinkazeit mit ihren „Bewohnern“ besichtigen will, läuft man in dieser wüstenartigen Gegend gleichzeitig über jede Menge Knochenteile, die noch immer über die ganze Prärie verteilt sind. Die zu besichtigenden Mumien sind auf Grund des hier vorherrschenden, extrem trockenen Klimas sehr gut erhalten und sogar die Haare sind noch gut zu erkennen.
Nun geht es in steilen Serpentinen hinauf in die Berge, welche es zu überqueren gilt, um nach Cusco zu kommen. Es geht auf und ab durch unterschiedliche Vegetationen und wir finden auf „nur“ 3000 Metern Höhe einen ruhigen Übernachtungsplatz bei einem kleinen Restaurant. Am nächsten Morgen erreichen wir nach ein paar Stunden eine Hochebene, die auf 4.500 Metern Höhe liegt und nun mehrere hundert Kilometer durch eine wunderschöne Landschaft führt. Es geht auch vorbei an verschiedenen kleinen Dörfern, bei denen es für uns schwer vorstellbar ist, wie man auf dieser Höhe und bei den andauernden kalten Temperaturen überhaupt leben kann. Eines dieser Dörfer ist Pampamarca, das Dorf, in dem wir die Schule besuchen wollen.
Wir parken unser Mobil auf einem großen Platz vor der kleinen Schule in Pampamarca und schon das Auftauchen dieser großen, weißen Kiste läßt die Kinder, die gerade Pause haben, aus dem Schulgelände rennen. Als wir einer Lehrerin erklären, was der Beweggrund unseres Besuches ist, und die Kinder das Wort „Regalo“ – auf Deutsch „Geschenke“ – hören, bilden sie umgehend eine Doppelreihe vor unserem Wohnmobil. Die Lehrer bitten uns aber in die Klassenräume und wir erläutern kurz, wo denn nun genau „Alemania“ liegt und wie weit es von Peru bis nach Europa ist. Dann verteilen wir unsere Mitbringsel und freuen uns wohl genauso über die leuchtenden Kinderaugen, wie sich die Kinder über unsere Geschenke erfreuen. Wir sehen uns noch kurz auf dem Schulgelände um und sehen zum ersten Mal, wie Kinder in so einer armen Region leben. Da man hier keine Heizung hat, sitzen die Kinder in ihren Jacken und Mützen im Unterricht. Einen Raum wie die Schulküche sehen wir in dieser Form auch zum ersten Mal. Nach unserer Abfahrt sind wir froh, diese Schule in Pampamarca besucht zu haben und wir nehmen uns vor, daß es nicht der letzte Besuch dieser Art gewesen sein soll.
Wir erreichen das auf 3500 Metern liegende Cusco am Abend und parken auf dem Campingplatz Quinta Lala, der als Treffpunkt für Traveller bekannt ist und oft als Ausganspunkt für den Besuch von Machu Picchu genutzt wird. Von den 5 Wohnmobilen am Quinta Lala sind 4 aus Frankreich und eines aus Argentinien, allerdings mit argentisch-holländischer Besatzung. Unter den Franzosen sind natürlich auch wieder unsere Freunde Marleen, Robert und ihre Kinder und sie haben schon alle wichtigen Informationen für den Besuch von Machu Picchu zusammengetragen. Bevor wir uns aber auf den Weg durch das „Valle Sagrado de los Incas“ machen, besuchen wir noch Cusco mit seinen schönen Kolonialgebäuden und Plätzen. Die ehemalige Hauptstadt des Inkareiches wurde vor rund 800 Jahren gegründet und hat heute über 300.000 Einwohner.
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