Der Campingplatz Quinta Lala liegt im Norden von Cusco, genau gesagt im Vorort Saksaywaman, und man erreicht von hier aus schnell die gut ausgebaute Straße, die ins „Valle Sagrado“, das heilige Tal der Inkas führt. Vorbei an zahlreichen Ausgrabungsstätten führt uns der Weg zuerst ins knapp 90 km entfernte Ollantaytambo. Wir konnten uns bislang noch nicht entscheiden, ob wir von hier aus den Zug nehmen, der Einen direkt nach Aguas Calientes bringt, oder ob wir noch die 160 km bis nach Santa Teresa in Angriff nehmen, von wo aus man etwas abseits des Touristentrubels Aguas Calientes erreichen und sich zudem die rund 100 Dollar pro Zugticket sparen kann. Wir empfangen ein Email unserer französischen Freunde, daß sie auf dem Weg nach Santa Teresa sind, und entscheiden uns für die zweite Option. Doch noch nicht einmal 1 km nach Ollantaytambo wird diese Entscheidung wieder revidiert. Das erste Mal auf unserer bisherigen Reise gerät ein Stein zwischen unsere Zwillingsbereifung und es kostet mich zwei Stunden, bis der Stein entfernt ist und wir unsere Tour fortsetzen könnten. Aber für uns ist es nun zu spät, noch bis nach Santa Teresa zu fahren und wir suchen in Ollantaytambo einen Stellplatz. Nachdem wir für den kommenden Morgen ein Zugticket organisiert haben, sehen wir uns den schönen Ort mit seinem historischen Hintergrund mal etwas näher an. An den Steinen in den unteren Teilen der Häuser ist noch gut zu erkennen, daß hier auf den bestehenden Sockeln der Inkabauten aus dem 15. Jahrhundert weitergebaut worden ist und sich der Ort somit die Strukturen aus der Inka Zeit erhalten hat.
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Morgens um 6 Uhr früh geht es dann in einem komfortablen Waggon der Peru Rail in 90 Minuten von Ollantaytambo entlang des Rio Urubamba nach Aguas Calientes, von wo uns ein Bus bis an den Eingang von Machu Picchu bringt. Noch sind nicht viele Touristen hier und wir wandern zuerst hoch zum Sonnentor, dem früheren Eingang, wenn man über den „Camino Inca“ nach Machu Picchu gepilgert ist. Wir genießen eine Zeit lang den Blick von hier oben auf die in 2.400 Metern Höhe liegende Ruinenstadt und beobachten die Wolken, die mehrfach im Schnelldurchlauf die Ruinen komplett verdecken und wieder freigeben, was die mystische Stimmung Machu Picchus noch verstärkt. Bei den Gebäuden von Machu Picchu beeindruckt vor allem die passgenaue Steinsetzung der Häuser hochrangiger Bewohner. Riesige Steinblöcke wurden hier herauf geschleppt und so exakt bearbeitet, daß nicht der kleinste Zweig einer Pflanze sich hätte durch die Fugen arbeiten und so den Bau beschädigen können. Während der Tour durch die Anlage mit seinen vielen Terrassen und Gebäuden, Wasserleitungen und Stabilisierungsbauten, fragt man sich schon, warum und weshalb Machu Picchu hier oben gebaut wurde, oder warum es so plötzlich wieder verlassen und vergessen wurde. Aber anscheinend gibt es hierfür noch keine vernünftige Erklärung. Wir genießen einfach den Ort, die verschiedenen Blickwinkel auf die Ruinen und die einzigartige Stimmung dieser geheimnisvollen Stadt.















Nach gut 5 Stunden Besichtigung laufen wir noch auf einem alten Pfad mit unzähligen Stufen hinunter ins Tal und dann am Rio Urubamba entlang zurück nach Aguas Calientes. Das touristische Dorf bietet außer zahlreichen Ständen mit Handarbeiten, Bars und Restaurants nicht viel Sehenswertes und nach einem leckeren Kaffee mit Croissant´s in einer französischen Brasserie geht es mit dem Zug zurück. Diesmal wird im Waggon noch eine kleine Einlage mit Clown und Modenschau geboten, was die Zugfahrt sehr kurzweilig macht und wir erreichen nach einem tollen Tag wieder unser Mobil in Ollantaytambo. Mittlerweile sind auch die Wohnmobile unserer französischen Freunde wieder hier im Ort angekommen. Sie mußten kurz vor Santa Teresa umkehren, da ein Erdrutsch den Weg versperrt und die Ausweichstrecke sich als extrem gefährlich erwiesen hat, was sich in einigen Schäden an den Fahrzeugen widerspiegelt. Der Stein in unseren Zwillingsreifen hatte uns somit viel Zeit, viele Kilometer und wahrscheinlich auch enormen Ärger erspart.







Der Weg von den Ruinen Machu Picchus hinunter nach Aguas Calientes hat uns einen ordentlichen Muskelkater beschert und wir bleiben noch einen Tag in Ollantaytambo, um ein wenig zu relaxen. Am Nachmittag ist das Wetter aber zu gut, um den ganzen Tag nur faul herumzuliegen und wir besichtigen die gut erhaltene Ruinenanlage einer großen Festung, von der die Inkas den Zugang ins Urubamba-Tal kontrollierten. Oben auf der Festung hat man einen schönen Blick über den Ort und in das Tal, sowie auf weitere Ruinenkomplexe der Inka Zeit.







Für den Rückweg nach Cusco durch das Valle Sagrado haben wir verschiedene Stopps eingeplant. Einer davon ist bei den Terrassen von Moray. Schon die Straße nach Moray lohnt den Ausflug, hat man doch von hier oben einen traumhaften Blick auf die Berge der Cordillera Urubamba und über die Hochebene, in der sich eine bis zu 30 Meter tiefe Terrassenanlage befindet. Die Inkas sollen es mit dieser speziellen Art von Terrassenbau geschafft haben, verschiedene Klimazonen nachzubilden. Man geht deswegen davon aus, daß die Inkas die kreisförmige Anlage als Agrarversuchsfeld zum Studium von Pflanzenwuchs in den verschiedenen Klimazonen verwendet haben.







Nächster Halt ist bei den Salzterrassen von Pinchingoto. Was hier ein wenig an das türkische Pamukkale erinnert ist das Ergebnis von ca. 3000 von Menschenhand gebauten Becken, in die das äußerst salzhaltige Wasser aus dem Berg geleitet wird. Hat die Sonne das Wasser verdunsten lassen, bleibt eine schöne Salzkruste im Becken, die von den jeweiligen Besitzern abgetragen wird, um ihr Einkommen aufzubessern. Die Becken werden seit vielen Generationen an die Nachkommen weitervererbt.







Letzter Halt ist im Ort Pisaq, einem ehemaligen Inkaposten am Eingang des Valle Sagrado. Nach einem kurzen Stadtbummel durch den schönen Ortskern besichtigen wir noch die hiesige Festungsanlage der Inkas. Obwohl diese auch sehr schön liegt und noch ziemlich gut erhalten ist, macht sich bei mir langsam eine Ruinenmüdigkeit bemerkbar und ich stelle fest, daß ich in absehbarer Zeit keine Ruinen mehr besichtigen werde. Es gibt nicht viel Neues von Ruine zu Ruine und nach Machu Picchu gibt es ja eh keine Steigerung mehr. Wir machen noch einmal einen Tag Pause in Cusco, bevor wir die Fahrt an den Titicacasee fortsetzen.







Die 390 Kilometer an den auf 3.800 Metern Höhe liegenden Titicacasee schaffen wir nicht an einem Tag und übernachten an einer Tankstelle an der Landstraße. Dort treffen wir zufällig auf eine französische Familie, die wir schon in Cusco kennengelernt haben. Gemeinsam mit Stephanie, Claude und ihren Kindern geht es am nächsten Tag von dem Hafen in Puno am Titicacasee mit einem Boot hinaus zu den schwimmenden Inseln der Uros. Die vollkommen auf Schilf gebauten Dörfer sind heute hauptsächlich eine Touristenattraktion und die hier lebenden Indigenas vom Stamm der Uros geben uns einen kleinen Einblick in das Leben auf diesem wackeligen Untergrund. Wir bekommen u. a. erklärt, daß man das Totora Schilf der Häuser alle paar Monate austauschen muß und das ein Loch in der Mitte der Insel die Badewanne darstellt. Die Nachbarinseln erreichen die Uros mit einem ihrer wohl einzigartigen Schilfboote, die eigentlich einen recht stabilen Eindruck machen. Der ganze Ausflug dauert nicht allzu lange, so daß wir uns noch auf den Weg in Richtung Arequipa machen können, während die Franzosen ihr Fahrzeug auf einer kleinen Fähre über den Titicacasee schippern, um nach Bolivien einzureisen.











Die Fahrt nach Arequipa geht wieder über hohe Pässe auf 4500 Meter und durch traumhafte Punalandschaften. Sie bietet uns noch einmal den für Peru so typischen Eindruck mit seinen steppenartigen Hochebenen, den vielen Lamas, Vicuñas und Flamingos, sowie den fröhlichen Menschen in ihren bunten Trachten.







Unsere letzte Stadtbesichtigung auf unserer Tour durch Peru findet in Arequipa statt. Die schöne alte Kolonialstadt hat eine Fußgängerzone mit vielen Geschäften zu bieten, aber auch ein ganz besonders schönes Kloster. Das Kloster Santa Catalina wurde von dem Orden der heiligen Katharina vom italienischen Siena gegründet und die hier lebenden Nonnen waren hauptsächlich Töchter von wohlhabenden Familien. Und außer das die Nonnen wohl die meiste Zeit des Tages im Gebet verbracht haben sollen, ist das Klosterleben hier wohl nicht mit dem zu vergleichen, das man aus anderen Klöstern kennt. Santa Catalina ist sozusagen eine Stadt in der Stadt. Sie liegt nahe dem Zentrum von Arequipa und eine große Mauer umfaßt das über 20.000 m² große Areal. Die Unterkünfte der Nonnen waren nicht kleine, spartanisch eingerichtete Kammern, sondern schöne, große Wohnungen mit eigener Küche, kleinen Gärten und Bediensteten. Die zum Teil noch zu sehende Einrichtung spiegelt auch die wohlhabende Herkunft der Nonnen wider, wie überhaupt die ganze Anlage einen freundlichen, sehr angenehmen Eindruck hinterläßt.















Nun geht es gemeinsam mit den Mathieu´s, die wir in Arequipa wieder getroffen haben, an den Pazifik. Nach einer Nacht am Strand bei Ilo geht es durch eine reizvolle Wüstenlandschaft entlang der Küste Perus in Richtung Süden, bis wir dann bei der Stadt Tacna den Grenzposten zu Chile erreichen.



In Peru brauchten wir eine längere Anlaufzeit um uns wohlzufühlen, als in den bisherigen Ländern. Das lag wohl auch an der total vermüllten Gegend, in die man unmittelbar nach der Grenze eintritt. Aber auch der lange Aufenthalt in Höhen von über 3.000 Metern, hat unsere Sehnsucht nach wieder tieferen und somit wärmeren Regionen verstärkt. Trotzdem, absolut beeindruckend ist die Landschaft in den Hochebenen, umgeben von zahlreichen 6.000 Meter hohen Bergen. Unvergessen wird uns die Fahrt im Cañon del Pato sowie natürlich der Besuch von Machu Picchu bleiben.
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