Wir haben mal wieder riesiges Glück. Claudia hat auf der Suche nach einer alten Estancia mit Gauchos, Pferden und Rindern den Namen „San Juan Poriahu“ im Internet gefunden. Diese soll noch sehr ursprünglich sein und Besucher können dort sogar übernachten. Auf dem Weg dorthin stellen wir aber fest, daß es gar nicht so einfach ist, dort unangemeldet aufzukreuzen. An der Straße ist keine Beschilderung zu finden und an dem Schotterweg, der zur Estancia führen könnte, ist ein geschlossenes Tor. Erst fehlt uns der Mut, einfach aufzumachen und hineinzufahren, deshalb übernachten wir im nächsten Dorf und ein Einwohner erklärt uns, es sei kein Problem, das Tor zu öffnen und die rund 2 Kilometer bis zur Estancia San Juan Poriahu zu fahren. Somit geht's am nächsten Morgen wieder zu diesem Schotterweg. Wir öffnen insgesamt 3 Tore, bis wir bei den Häusern inmitten der Pampa ankommen. Der Besitzer Don Marcos ist gerade nicht hier und sein Angestellter kann uns nicht sagen, ob auch für Wohnmobile eine Übernachtungsmöglichkeit besteht. Der Jeffe ist nämlich gerade mit einem Filmteam in einem kleinen Flugzeug über seinem riesigen Farmland unterwegs, um Luftaufnahmen zu machen. Als die Gruppe zurückkommt, dürfen wir nicht nur auf einem schönen Platz unser Auto parken, sondern lernen auch das Filmteam kennen. Zu unserer Überraschung handelt es sich um eine deutsche Crew, die hier gerade für die NDR Doku-Serie „Länder-Menschen-Abenteuer“ mehrere Wochen verbringt, um das Leben der Gauchos auf der Estancia zu filmen.

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01 wir fahren zur Estancia San Juan Poriahu02 eine kleine Gruppe Pferde wird zur Estancia getrieben03 wir haben unser Ziel erreicht04 im 17ten Jahrhundert haben Jesuiten die Estancia erbaut05 die Gauchos kommen zurueck von der Arbeit06 unsere Nachbarn waren nicht zu ueberhoeren07 auch eine Bruellaffenfamilie lebt hier08 Relaxbereich09 einfache aber stilvolle Zimmer werden vermietet10 Gauchos in ihrem Element11 ein paar Rinder wechseln die Weide12 Naturparadies Esteros del Ibera

Jorge, einer von Don Marcos 15 Gauchos, nimmt uns am Nachmittag noch mit in seinem Pickup und fährt uns durch das Sumpfland. Unmengen von Wasserschweinen liegen auf und neben dem Weg herum und lassen das Fahrzeug bis auf einen Meter heranfahren, bis sie sich endlich dazu bequemen, Platz zu machen. Wir sehen zahlreiche Vogelarten, darunter auch die riesigen Vertreter wie Nandu oder Marabu. An einer Lagune geht es dann mit einem Boot weiter durch die Sümpfe. Hier gibt es eine unglaubliche Anzahl von Krokodilen, bzw. handelt es sich hier um den Brillenkaiman, der es immerhin auf eine Länge von 2 bis 3 Metern bringen kann. Jorge erzählt uns außerdem, daß es hier große Schwärme Piranhas geben soll und es erübrigt sich somit endgültig die Frage, ob man hier baden kann. Die dreistündige Tour ist äußerst kurzweilig und Jorge ist ein sehr netter, unterhaltsamer Führer durch das Sumpfgebiet.

01 Wasserschweine blockieren unseren Weg02 gaaanz langsam machen sie Platz03 Eisvogel04 ein Kaiman lauert im Sumpf05 Maguaristorch06 Praeriefuchs07 eine Hoehleneule beobachtet uns08 mit dem Boot geht es in die Suempfe09 ein Reiher10 es blueht sogar im Sumpf11 immer wieder sehen wir Kaimane12 manchmal kommen wir nur langsam voran13 wer beobachtet hier wen14 hier geht man lieber nicht schwimmen15 Marabu16 Nandus leben auch im Sumpfgebiet

Beim Abendessen gemeinsam mit Don Marcos und dem Filmteam mit Autorin Barbara Block-Tupynamba, Kameramann Boris Mahlau, Toningenieur Patrick Benze, sowie dem argentinischen Naturfotografen Francisco Erize, ist auch noch der Besitzer einer Nachbar Estancia zu Gast und wir haben einen sehr interessanten Abend zusammen. Am nächsten Tag bekommen wir dann die Gelegenheit, dem Filmteam bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen. Beim Interview von Don Marcos sowie des ein oder anderen Gauchos wird über den Werdegang der Estancia, bzw. die Arbeitsabläufe der Rinderzucht sowie das Handling mit den Pferden erzählt. Die Gauchos, in ihrer typischen Kleidung mit den außergewöhnlichen Mützen, wirken irgendwie alle sehr souverän und gelassen, und man erkennt ihre ganz besondere Bindung zu dieser Rinderfarm, vor allem aber zu ihren Pferden.

01 Gutsherr Marcos beim Interview02 die Gauchos sind noch traditionell gekleidet03 alles am Mann04 Matetee macht die Runde05 ein typischer Gaucho06 die Gauchos in ihrem Element07 das Filmteam im Einsatz08 alles wird genau erklaert09 waschen und kaemmen steht auf dem Programm10 Profi und Laie warten auf die Gauchos11 es geht wieder in die Pampa12 eingespieltes Team

Dem Filmteam haben wir es dann zu verdanken, daß wir an einem typischen Asado, einem kleinen Grillfest der Gauchos, teilnehmen können. Bei den Filmaufnahmen stehen wir immer hinter Boris und Patrick, die jeden Handgriff des Grillchefs aufnehmen. Nachdem das Fleisch zum Grillen vorbereitet wurde, dauert es sage und schreibe 90 Minuten auf dem Grillrost, bis der gute Mann das Werk als vollendet erklärt und die Arbeiter zum Essen rufen läßt. Wir beobachten, wie die anderen Gauchos von den Feldern zur Estancia reiten und sich an den Mittagstisch setzen. Und schließlich, nachdem die Gauchos am Essen und die Filmaufnahmen im Kasten sind, kommen wir auch in den Genuß eines von Profis zubereiteten Grillfleisches argentinischer Art.

01 das Fleisch wird vorbereitet02 die Glut wird vorsichtig unter den Grill gelegt03 die Gauchos kommen von der Arbeit zurueck04 das Mittagessen brutzelt schon05 da freuen sich die Gauchos06 bald ist es soweit07 der Hunger wird bekaempft08 wir sind zum Asado eingeladen

Zweimal am Tag, früh am Morgen und nach dem Mittagsessen, gibt es für uns ein sehr interessantes Spektakel zu beobachten. Von den rund 200 Pferden im Besitz von Don Marcos wird eine Gruppe von rund 20 Pferden durch ein Gatter getrieben. Ohne große Gesten oder Befehle stellen sich die Pferde wie von selbst in einer Reihe vor den 4 Gauchos auf. Diese wählen dann jeder für sich das Pferd aus, mit dem er die nächsten Stunden auf dem Land die Arbeit verrichten wird. Am Ende dieser Morgen- oder Nachmittagsschicht wird dem Pferd die Mähne geschnitten. Daran erkennt der Gaucho, daß dieses Pferd bereits im Arbeitseinsatz war und nun für die nächsten 2 Wochen nicht mehr „schuften“ muß. An der Länge der nachgewachsenen Mähne weiß er wiederum genau, wann er das Pferd wieder einsetzen kann.

01 jeden Tag werden frische Pferde ausgesucht02 na jetzt aber schnell einreihen03 alle stehen auf Kommando in einer Reihe04 jeder waehlt seine Pferde aus05 kein Pferd tanzt aus der Reihe06 die Auswahl ist getroffen07 teilweise laufen die Gauchos barfuss herum08 die letzten werden zum Stall gefuehrt

Heutiger Punkt auf der Liste des Filmteams lautet „Schwangerschaftstest“. Don Marcos muß von Zeit zu Zeit testen, bei welcher Kuh die letzte Befruchtung funktioniert hat. Dies war für die Dokumentation eine Tätigkeit, die es sich zu filmen lohnt, und wir sind wieder stille Beobachter. Die betroffenen Rinder werden in ein Gatter getrieben und bei dieser Aktion von ihren Kälbern getrennt. Dann werden sie in einen schmalen Gang gelenkt, an deren Ende Don Marcos und seine Arbeiter schon warten. Während der eine Gaucho den Schwanz packt und nach oben zerrt, greift der Jeffe höchstpersönlich mit der rechten Hand tief in den Allerwertesten hinein, um nach wenigen Sekunden das Resultat, „leer“ oder „schwanger“ zu rufen. Dies markiert er dann auch auf seiner Strichliste, während ein anderer Gaucho die gerade untersuchte Kuh entweder nach rechts zu den schwangeren, oder nach links zu den „leeren“ Kühen aus dem schmalen Gatter befreit. Boris Mahlau ist ein bekannter Kameramann mit viel Erfahrung und nimmt die Aktion aus allen möglichen Positionen auf, derweil Autorin Barbara Block Don Marcos noch zu den Details der gerade durchgeführten Arbeit befragt.

01 es leben 4000 Rinder auf der Farm02 Don Marcos - der Gutsbesitzer03 die Rinder werden in Gruppen eingeteilt04 harte Jungs05 die Vorbereitungen laufen06 gleich gehts los07 alles im Blick08 Boris filmt auf wackeligen Brettern09 auf gehts zum Schwangerschaftstest10 die Damen stehen dicht gedraengt11 Gauchos machen jeden Job auf der Estancia12 Marcos erklaert den Ablauf

Am gleichen Abend noch geht es zu weiteren Filmaufnahmen mit zwei Booten hinaus in die Sumpflandschaft. Von einem Boot aus dreht das Team, wie ein Gaucho im anderen Boot Piranhas fischt, die er dann als Kaimanköder verwenden will.

01 abends geht es mit der Filmcrew in die Suempfe02 wir sind live dabei03 ein neugieriger Kaiman taucht auf04 Carlos angelt Piranhas05 und hat gleich einen Piranha gefangen06 bis zum Sonnenuntergang wird geangelt07 Abendstimmung in den Suempfen08 Vogelschwaerme ziehen vorueber

Für uns ist dieser Dreh im Sonnenuntergang ein weiteres Highlight und wir sind sehr dankbar, daß uns die Film-Crew erlaubt hat, all dem beiwohnen zu dürfen. Auch hätten wir ohne den Filmaufnahmen wohl kaum die Gelegenheit gehabt, die Gauchos so nah bei ihrer Arbeit beobachten zu können. Am nächsten Morgen verabschieden wir uns wieder von der Estancia, Don Marcos, seinen Gauchos und dem Filmteam. Der Aufenthalt hier war in jeder Hinsicht ein absolut außergewöhnliches Erlebnis und wird uns noch lange in Erinnerung bleiben.

01 Filmcrew02 Boris und Patrick03 Barbara Block-Tupynamba04 Boris und Patrick

Die heutige Tagestour ist nur knapp 70 km bis zum Ort Ituzaingo. Von dort bringt uns ein Shuttlebus weitere 15 km bis über die Grenze nach Paraguay. Gleich hinter der Grenze beginnt ein riesiger Staudamm über den Strom Rio Paraná. Dort befindet sich das riesige Wasserkraftwerk Yacyreta, dessen Stromerzeugung rund ein Viertel des argentinischen Stromverbrauchs abdeckt. Aktuell versorgt das Kraftwerk ausschließlich Argentinien mit Strom, obwohl es ein argentinisch-paraguayisches Projekt ist. Argentinien hat das Projekt alleine finanziert und nun überläßt Paraguay den Argentiniern so lange den Strom umsonst, bis deren 50%iger Anteil am Kraftwerk abgeleistet ist. Ein Guide erklärt uns, was es sonst noch mit diesem riesigen Bauwerk auf sich hat. Unser Spanisch ist aber nicht gut genug, um auch nur die Hälfte der Erklärungen zu verstehen. Dafür gibt es allerlei Prospekte auch in englischer Sprache. Aus denen entnehmen wir, daß die 20 riesigen Turbinen 3.200 MW erzeugen können, momentan aber auf einem reduzierten Level gefahren wird. Sämtliche Prospekte, die Fahrt mit dem Bus zum Kraftwerk sowie die Führung sind übrigens für jeden Besucher kostenlos.

01 Wasserkraftwerk Yacyreta02 Turbinenaufbau bildlich dargestellt03 das Herzstueck von Yacyreta04 riesige Schleuse im Rio Parana

Auf dem Weg weiter entlang der paraguayischen Grenze geht es durch eine argentinische Region mit dem Namen „Misiones“. Und hier auf dem Weg liegen tatsächlich einige alte Missionen, die von Jesuiten im 17. Jahrhundert errichtet wurden, um die Guarani Indianer zu missionieren. In vielen dieser Missionen konnten die Indianer vor den Paulistas oder auch Bandeirantes genannten, portugiesischen Sklavenhändlern geschützt werden, die zu der Zeit geschätzte 60.000 Indios verschleppt und teuer auf Sklavenmärkten verkauft haben. Wir besichtigen zuerst die Mission Santa Ana, wo noch immer kleinere Restaurierungsarbeiten im Gange sind, und übernachten dort direkt vor dem Tor unter dem Schutz des Wachpersonals von Santa Ana. Am nächsten Tag machen wir dann noch einen Abstecher in die deutlich größere und wesentlich besser restaurierte Anlage von San Ignacio. Dann ist unser Bedarf an Missionsruinen aber auch schon wieder gestillt und wir freuen uns auf die Wasserfälle von Iguazú.

01 Mission Santa Ana02 Skulpturen im Museum03 ehemaliger Friedhof der Mission04 die Graeber wurden zwischenzeitlich gepluendert05 Reste des ehemaligen Tempels06 Ochsenkarren sind hier ein gewohnter Anblick07 Mission San Ignacio08 Eingangsportal zum Tempel09 altes Wohngebaeude10 der Rio Parana fliesst gemuetlich dahin11 wir geniessen die friedliche Stimmung12 und duerfen hier kostenlos die Nacht verbringen

Die Wasserfälle von Iguazú sind mit einer Breite von 2.700 Metern die größten der Welt und man kann sie von verschiedenen Seiten besichtigen. Eine Seite liegt in Brasilien bei Foz de Iguazú, die andere in Argentinien bei Puerto Iguazú. Wir wollen die Fälle von beiden Seiten betrachten, fahren aber erst einmal in den Ort Puerto Iguazú, da es wie aus Eimern regnet. Es soll bei den Fällen einige schöne Wanderwege geben und wir planen für den Besuch mehrere Stunden ein, weswegen wir uns entscheiden zu warten, bis sich das Wetter bessert. Kaum warten wir 4(!) Tage, reißt auch schon der Himmel auf und die Sonne scheint. Voller Vorfreude geht es nun in den Park der Wasserfälle. Der Parkeinweiser lenkt uns noch freundlich auf den richtigen Parkplatz. Als wir dann aussteigen kommt der nette Herr auf uns zu und erklärt uns, daß der Park wegen der starken Regenfälle unter Wasser steht und für Besucher bis auf weiteres geschlossen ist. Wir können es nicht glauben, fahren noch bis vor zum Eingang und suchen nach weiterem Personal. Tatsächlich, der Park ist komplett geschlossen und es könnte bis zu einer Woche dauern, bis die Wege wieder begehbar sind. Frustriert ziehen wir von dannen und sind kurz darauf schon über der Grenze in Brasilien. Na hoffentlich sind die Wasserfälle wenigstens von dieser Seite aus zu besuchen.

01 der Rio Iguacu trennt Argentinien und Brasilien02 in Puerto Iguazu sind die 3 Laendergrenzen03 Zusammenfluss des Rio Iguacu mit dem Rio Parana04 fuer uns geht es nun nach Brasilien

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