Nur ein paar Kilometer nach Puerto Madryn nehmen wir die Abzweigung zur RP 1, der alten, nicht geteerten Verbindungsstraße von Puerto Madryn nach Rawson. Von dort geht eine weitere Schotterpiste direkt in Richtung Meer zur Punta Ninfas. Die 40 km sind kein Problem, wenn uns auch die letzten 500 Meter etwas Schweiß auf die Stirn setzen. Aber während ich langsam durch die tiefen Furchen fahre, ist Claudia außen und paßt auf, daß ich weder den Auspuff noch die Stoßstange wegfahre. Der Stellplatz bei Punta Ninfas lohnt aber den Aufwand. Während man oberhalb der Klippen mit einer traumhaften Aussicht stehen kann, liegen unten Hunderte von Seeelefanten am Ufer und dösen vor sich hin. Mit viel Glück soll es hier sogar die Möglichkeit geben, Orcas bei der Jagd auf die jungen Seeelefanten beobachten zu können. Wir legen uns am Abend auf die Lauer und beobachten den Strand und die Seeelefanten in einer großen Bucht, doch es sind weit und breit keine Orcas in Sicht. Dafür bieten uns die zum Teil mehrere Tonnen schweren Seeelefanten einen äußerst imposanten Anblick.
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Der Ort Gaiman in der Nähe von Trelew hat walisische Wurzeln. Diese erkennt man vor allem an den zahlreichen Teehäusern, die wohl auch die Hauptattraktion des Ortes darstellen. Wir gehen in ein Teehaus der besonderen Art. Nicht nur die Location und der sehr schöne Baustil beeindrucken hier, sondern auch die Tatsache, daß hier sogar Lady Di persönlich im Jahre 1995 ihren Tee und wahrscheinlich auch den ein oder anderen leckeren Kuchen zu sich nahm. Das Pflichtgedeck, das man hier mindestens bestellen muß, besteht aus einer Kanne Tee, ein paar Sandwiches, Marmelade und einer Variation von 9 kleinen Stückchen Kuchen pro Person. Der Preis dafür ist recht happig, doch dafür sind die Kuchen wirklich ein köstliches Geschmackserlebnis. Wir fahren noch weiter bis Trelew und Claudia besucht das paläontologische Museum mit seinen zahlreichen Dinosaurierskeletten und interessanten Informationen über 300 Mio. Jahre patagonische Erdgeschichte. Währenddessen überprüfe ich unsere Reifen, da uns während der Fahrt ein leichtes Vibrieren aufgefallen ist. Der vermutete Stein im Profil entpuppt sich als komplett aufgerissener Gummi genau in der Mitte der Lauffläche des Reifens. Wir sind erst mal froh, daß uns der Reifen nicht geplatzt ist und wir hier im Ort noch rechtzeitig den Reifen wechseln lassen können. Beim letzten Reifenwechsel in den USA haben wir die zwei Besten der alten Reifen behalten und lassen nun einen davon bei der nächsten Gomeria aufziehen.







Knapp 100 km nach Trelew besuchen wir die Pinguinkolonie bei Punta Tombo. Da wir am späten Nachmittag dort eintreffen, wollen wir erst am nächsten Morgen die Pinguine besuchen. Die sehr freundlichen Ranger des Nationalparks erklären uns, daß es zwar verboten ist, im Nationalpark zu übernachten, aber aus Sorge um die Sicherheit der Wohnmobilisten drückt man hier ein Auge zu. Wir können bleiben und haben eine ruhige Nacht bei tollem Sternenhimmel sowie ein paar Guanakos als nächtliche Besucher, was Mia wiederum so gar nicht gefällt. Der Nationalpark ist die größte zugängliche Pinguinkolonie der Welt und die abgegrenzten Wege liegen optimal, um Magellanpinguine ganz aus der Nähe beobachten zu können. In der großen Bucht, die durchlöchert ist wie Emmentaler Käse, bieten die vielen Erdhöhlen mehr als 500.000 Pinguinen ein Nest, viele davon mit dem gerade geschlüpften Nachwuchs. Zahlreiche Weibchen machen sich aber auch gerade auf den Weg, Futter für die Kleinen zu fangen und es ist schon ein toller Anblick, wie auf dem riesigen Gelände von allen Richtungen aus die Pinguine zum Strand wackeln. Die Tiere haben sich wohl an den Anblick von Menschen gewöhnt und spazieren relativ unbeeindruckt an uns vorbei. Gefährlicher sind da sicher die Marder und die Greifvögel, die hier auf Beute lauern.











Weiter durch die Pampa geht es bis Rada Tilly, wo wir eine Woche Pause eingeplant haben. Es gibt ein paar Arbeiten am Fahrzeug zu erledigen, reichlich Wäsche zu waschen und Mia soll mal wieder eine Fahrpause bekommen. Der Campingplatz in Rada Tilly scheint ideal dafür zu sein, doch leider erfahren wir hier erstmals die Kehrseite eines Hundebesitzers. „No Mascotas“ – keine Haustiere erlaubt – heißt für uns, runter an die Strandpromenade und auf der Straße übernachten. Was letztendlich so schlecht gar nicht ist, lernen wir doch hier einige Argentinier kennen, die hier wohnen und uns ansprechen, ob wir irgendwas brauchen oder uns für den Notfall ihre Hilfe anbieten. Die Polizei patrouilliert regelmäßig und einige Hunde kommen vorbei, um mit Mia zu spielen. Somit bleiben wir hier sogar drei Nächte, genießen die Pause und sparen noch Geld. Bevor es weitergeht in südlicher Richtung, kaufen wir bei Mercedes in Rivadavia noch eine neue Autobatterie, lassen die Klimaanlagenflüssigkeit erneuern und füllen unsere Gasflasche bei SURGAS so billig wie nie zuvor (10 kg für 1,- EUR).



Wir kommen nur ca. 70 km bis kurz hinter den Ort Caleta Oliva und besuchen eine riesige Seelöwenkolonie, die sich hier angesiedelt hat. Die männlichen Tiere sind von beeindruckender Größe und zeigen lautstark, wer hier der Chef am Strand ist. Wir beobachten das bunte Treiben der Kolonie und die spielenden Seelöwen im Meer. Gleich oberhalb dieser Kolonie befindet sich ein großer Parkplatz und wir verbringen hier die Nacht bei Meeresrauschen und Seelöwengebrüll.











Von der Ortschaft San Julian geht es auf einer Schotterpiste an der Küste entlang auf dem Circuito Costero, wo es einige schöne Stellplätze am Meer gibt. Gemeinsam mit einer französischen Familie parken wir an einer kleinen windgeschützten Bucht und bekommen sogar Besuch von einem neugierigen Pinguinpärchen. Mit dem Fernglas erkennen wir, daß sich auf einer kleinen Halbinsel eine größere Pinguinkolonie angesiedelt hat und ihre Bewohner bei uns vorbeischwimmen müssen, um ins offene Meer zu gelangen.







Am nächsten Morgen geht es zurück in den kleinen, gemütlichen Küstenort San Julian, wo uns der Camping Municipal die nötige Ruhe und Möglichkeit bietet, die wir schon in Rada Tilly gesucht haben. Hier sind Hunde kein Problem und wir suchen uns einen schönen Platz. Spaziergänge zu dem Nachbau des Segelschiffes „Victoria“, mit dem einst Magellan die Gegend hier erkundete, liegen an der Tagesordnung. Mit Mia geht es wieder zum Tierarzt, um ihr die zweite Impfung verabreichen und ein Gesundheitszertifikat ausstellen zu lassen. Mit diesem Zertifikat müssen wir uns beim Büro des Agrarministeriums SENASA ein Formular holen, welches wir für den Übertritt mit Hund nach Chile benötigen.







Ein nächster Stopp auf dem Weg nach Ushuaia ist im Erholungspark der Isla Pavon, nicht weit der Stadt Puerto Santa Cruz. Ein Park mit zig Grillstellen und Zeltplätzen, wie man sie überall in Argentinien finden kann. Am nächsten Morgen wollen wir in den Nationalpark Monte Leon. Hier soll es noch Pumas geben, die sich von der hier angesiedelten Magellanpinguinkolonie ernähren. Ein Schweizer Tourist hat uns Fotoaufnahmen vom Vortag gezeigt, die das eindrucksvoll bestätigt haben und die Größe der Pumas flößt Einem Respekt ein. Doch leider erfahren wir am Eingang, daß hier der Eintritt mit Hunden nicht gestattet ist, nicht einmal, wenn er im Auto bleibt. So fahren wir in den Ort Santa Cruz und suchen nach einem Alternativprogramm.



Von Santa Cruz aus geht eine Stichstraße bis zum Puerto de Punta Quilla. Dieser kleine Hafen ist im Besitz einer Ölgesellschaft und kann nur mit einer Genehmigung, die man aber direkt am Eingang erhält, besucht werden. Von hier aus führt ein Weg entlang des Strandes zu einer kaum besuchten Pinguinkolonie. Perfekte Möglichkeit, nochmals zu beobachten, wie die Weibchen gerade vom Fischfang zurückkehren und die Männchen schon laut rufend auf sie warten. Leider darf man auf diesem Gelände nicht übernachten, aber der Pförtner gibt uns den Tipp, der Malecon – die Strandpromenade – von Santa Cruz wäre schön ausgebaut und eine gute Übernachtungsmöglichkeit.







Wir folgen seiner Empfehlung und parken in Santa Cruz direkt am Strand, auf dem 3 Schiffswracks scheinbar zur Zierde abgelegt wurden. Wir entdecken sogar noch ein viertes Wrack, welches allerdings zur Disco mit außen angrenzenden Grillplätzen ausgebaut wurde. Die Promenade ist schön angelegt, der Ort selbst ist aber nicht sehr aufregend, wobei die 1904 gebaute, sehr spartanisch ausgestattete Kirche wohl des Öfteren von Touristenbussen angefahren wird.







Eine letzte Übernachtung vor dem Übertritt nach Chile machen wir an der Laguna Azul. Die Laguna ist ein Kratersee eines erloschenen Vulkans und wir wandern noch am Abend hinunter zum Ufer des Sees. Die Nacht am Parkplatz ist sehr einsam, während draußen ein eisiger Wind pfeift und unseren Großen ein wenig durchrüttelt. Am Morgen kommt noch ein Gaucho auf einem wunderschönen Pferd vorbei, der mit seinen Hunden die Schafe zusammentreibt.







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