Wieder passieren wir die Grenze zu Chile bei San Sebastian, nehmen erneut die rund 100 km Schotterpiste recht gemütlich unter die Räder und erreichen am frühen Abend die Autofähre über die Magellanstraße. Auf dem Weg nach Punta Arenas halten wir an einer verlassenen Estancia namens San Gregorio. Man hat ein wenig den Eindruck, daß so langsam wieder Leben in die kleine „Geisterstadt“ eintritt, da doch an einigen Ecken der Estancia gearbeitet wird und in den extrem baufälligen Scheunen jede Menge Schafsfelle gelagert sind. Wir schlendern durch einige dieser Scheunen und durch ein paar Wohnruinen, bevor wir uns die beiden Schiffswracks am Strand etwas näher betrachten. Die beiden Wracks sind im Jahr 1899 bzw. 1932 hier gestrandet und rosten seit dem vor sich hin.
Auf Werbeplakaten in Punta Arenas haben wir schon gesehen, daß in dem ca. 100 km entfernten Villa Tehuelches am heutigen Samstag eine zweitägige Fiesta mit Rodeo, Schafscherwettbewerb und Hunderennen beginnt. Wir finden noch einen Parkplatz an einer schmalen Zufahrtstraße am Ortsrand, gehen zur Fiesta und schlemmen uns erst einmal durch die einheimischen Spezialitäten der Verkaufsbuden. Am Nachmittag startet dann die Qualifikation zur Rodeo-Endrunde, die morgen stattfindet. Aber schon heute werden uns hier einige spektakuläre Bilder geboten. Am Sonntag ist hier dann schon früh am Morgen die Hölle los und von allen Seiten strömen Fahrzeuge nach Villa Tehuelches. Wir schauen nur noch kurz zu dem Fest, versuchen aber dann noch irgendwie aus dem Dorf zu kommen, bevor wirklich alles zugeparkt ist. Kurz darauf sind wir wieder auf der Landstraße und machen uns auf den Weg nach Puerto Natales. Puerto Natales verfügt über eine neu gestaltete Uferpromenade und der Parkplatz eines noch nicht eröffneten Touristenzentrums bietet uns einen optimalen Stellplatz. Während unseres Stadtbummels erkundigen wir uns beim Tierarzt, ob unsere Papiere für Mia zum nächsten Grenzübergang komplett sind, damit wir keine unangenehme Überraschung erleben und eventuell die 100 km wieder zurück fahren müssen. Aber alles ist ok und nach einem Großeinkauf im Supermarkt, um unsere Vorräte wieder aufzufüllen, geht es in Richtung Nationalpark Torres del Paine. Die beiden Holländer Antje und Abraham, die wir schon in Ushuaia getroffen haben, gaben uns damals einige Tipps zu Stellplätzen in dieser Region. Vor allem Plätze außerhalb des Nationalparks, auf denen wir mit einem Hund problemlos stehen können. Um sicher zu gehen, daß wir den ersten schönen Platz nicht verpassen, haben die Beiden kurzerhand ein Straßenschild gekippt und ein spezielles Holzschild für uns als Wegweiser angebracht, welches wir auch gleich lachend einpacken. Der Hinweis half uns einerseits einen wirklich traumhaften Platz auf einem Privatgrundstück direkt am Lago Porteño zu finden. Andererseits weiß jetzt jeder Gaucho der hier ansässigen Estancias mit dem Namen „Uwe“ etwas anzufangen, nachdem das Schild scheinbar schon einige Tage den Straßenrand ziert. Mein Knie bereitet mir aktuell etwas Schwierigkeiten und braucht Schonung, deshalb geht Claudia mit den Holländern wandern, während Mia einfach nur happy ist, ohne Leine über die schönen Wiesen rennen zu können und den ganzen Tag zu spielen. Claudia wandert mit Antje sogar bis auf den Gipfel des Berges, der neben uns das südliche Ende des Lago Porteño ziert. Von dort oben haben die Beiden einen tollen Ausblick auf den See, das Tal und die Berge der Umgebung. Außerdem machen sie dort oben die Bekanntschaft mit einem extrem neugierigen Kondor, der bis auf knapp 5 Meter an die Beiden herangeflogen kommt. Bei schönstem Wetter können wir endlich außen frühstücken und beobachten täglich die zahlreichen Kondore, die über uns kreisen. Nach 4 Tagen machen uns die Holländer auf einen weiteren Stellplatz aufmerksam, der näher am Nationalpark, direkt am Rio Serrano liegt, und natürlich auch „wunderschön“ sein soll! Na dann nix wie hin. Der letzte Kilometer zu diesem Platz am Rio Serrano gestaltet sich für uns deutlich schwieriger als für die Holländer in ihrem Expeditionsmobil auf einem Allrad-LKW von MAN. Ich fahre extrem langsam über den sehr welligen und mit tiefen Furchen gespickten Wiesenweg, während mich Claudia das ein oder andere Mal über unsere Unterlegkeile lotst, um nicht mit dem Heck auf dem Boden aufzuschlagen. Wir werden wieder mit einem traumhaften Platz direkt am Fluß belohnt. In dieser herrlichen Gegend kommt so gut wie niemand vorbei. Nur eine Schafsherde, Kühe und eine Gruppe wunderschöner Pferde lassen sich blicken, die uns auch gleich die Möglichkeit geben, mit Mia den Umgang mit anderen Tieren zu trainieren. Uns war schon vorher klar, daß man mit Hund im Nationalpark Torres del Paine keine Wanderung unternehmen darf. Im Besucherzentrum am Eingang erklärt uns eine Rangerin, daß man noch nicht einmal durch den Park fahren darf, wenn man einen Hund im Fahrzeug hat. Das würde Einem nämlich einen großen Umweg ersparen, um die Laguna Amarga oder die Laguna Azul zu erreichen. Die Ranger flippen sogar schon aus, als wir Mia am Parkplatz des Besucherzentrums nur mal kurz aus dem Wohnmobil holen. Somit sparen wir uns den (mit 18.000 Peso - 25 EUR pro Ausländer) teuren Eintritt in den Nationalpark, fahren außen um den Lago Porteño herum und hinauf bis an die Laguna Amarga. Wieder ein toller Platz, und vor unserer Haustür liegt die Laguna Amarga mit ihren zahlreichen Flamingos und den „Türmen“ der Torres del Paine im Hintergrund. Die Bilder sprechen für sich.
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