Die Überfahrt auf die Insel Chiloe kostet von Puerto Cisnes aus nur halb so viel wie von den anderen Häfen an der Carretera Austral. Außerdem dauert mittwochs die Überfahrt nur 12 Stunden, was für Reisende mit Hund auch ein wichtiges Argument ist. Sowohl die Auffahrrampe des Hafens als auch die ausgeklappte Rampe der Fähre sind relativ steil, die Jungs vom Schiff verstehen aber ihr Handwerk und schnell sind die hilfreichen Bretter am richtigen Platz untergelegt und wir kommen ohne Probleme auf die Fähre, wo wir einen Platz ganz vorne an der Rampe zugewiesen bekommen, damit unser Solar auch den ganzen Tag Sonne bekommt. Wir dürfen natürlich auch im Fahrzeug bleiben und können so Mia Gesellschaft leisten. Die Überfahrt durch die Fjordlandschaft, vorbei an dem Gletscher Ventisquero Colgante, sowie einem Zwischenstopp an der Insel Melinka, ist kurzweilig und wir erreichen kurz vor 1 Uhr nachts den Hafen bei Quellon. Zu unserer Überraschung steht Kevin, der Biker von der Carretera Austral, bei der Ausfahrt des Hafengeländes. Er dachte sich schon, daß wir wohl mit dieser Fähre ankommen und begrüßt uns hier mit einer Packung Katzenzungen (für unsere jüngeren Leser: Katzenzungen = Schokoladenspezialität aus Deutschland).

argaiv1766

01 steile Rampe - steile Auffahrt02 irgendwie schaffen wir es aber immer03 Gletscher Ventisquero Colgante04 riesige Quallen schwimmen im Fjord05 Fischzuchtbecken sieht man ueberall im Fjord06 Zwischenstopp bei der Isla Melinka07 Bucht bei Melinka 08

Nachdem Kevin mit ein paar Travellerkumpanen wieder in einer Kneipe am Hafen verschwunden ist, suchen wir nach einem Übernachtungsplatz. Das ist jedoch gar nicht so einfach, denn der wenig einladende Ort bietet erst mal keinen vertrauenswürdigen Platz. Wir fahren etwas außerhalb in Richtung Flughafen, kommen an eine ruhig gelegene Straße an der anderen Seite der Bucht von Quellon und übernachten schließlich dort. Beim Spaziergang am nächsten Morgen erkennen wir dann, daß wir zufällig am Ende der Panamericana geschlafen haben. Genau hier endet die über 21.000 km lange Straße, die in Alaska beginnt und hier in Quellon in Chile endet. So nutzen wir die Gelegenheit zu einem Fotoshoot am Denkmal und freuen uns über die perfekte Wahl unseres Schlafplatzes.

01 Blick auf Quellon02 Hier ist der Beginn oder das Ende der Panamericana03 am Ende der Panamericana04 Laender der Panamericana

Danach geht die Fahrt zum Parque Nacional de Chiloe und wir finden noch vor dem eigentlichen Park einen endlos langen Sandstrand hinter den Dünen. Wir parken und genießen wieder einmal die salzige Meeresluft, während Mia wie eine Verrückte durch den Sand rennt. Nach zwei erholsamen Tagen fängt es an wie aus Eimern zu gießen und wir machen uns auf in Richtung Norden.

01 es geht ans Meer02 originelle Bruecke03 Sonne Strand und Meer04 endloser Strand und Duenen05 Mia gefaellts06 ein Bauer reitet vorbei07 give me five08 am Pazifik09 unser Lieblingsmodell10 Sonnenuntergang11 Tante Emma hat hier auch einen Laden 12 schwere Unwetter gibt es auf unserem Weg

Nach einer Zwischenstation in Castro, dem Hauptort der Insel, fahren wir bis ans nördliche Ende von Chiloe in den Ort Ancud. Das nette, kleine Städtchen bietet neben einem sehr schön gelegenen Campingplatz noch einige kleine Märkte, wo natürlich reichlich fangfrischer Fisch angeboten wird. Wir decken uns ein mit leckerem Lachs und bleiben drei Tage in Ancud.

01 Kueste bei Ancud02 toller Stellplatz oberhalb der Klippen 03 Stadtbummel04 wir kaufen frischen Fisch05 und auch geraeuchert06 Kaese vom Land kommt auch in unsere Taschen07 Reste des Fort von Ancud 08 hier lebt man vom Fischfang

Nur ein paar Kilometer nach Ancud geht die Fähre ab, die uns in einer knapp 30-minütigen Überfahrt wieder ans Festland bringt. Auf dem Weg nach Puerto Montt halten wir noch an dem Fischmarkt von Angelmo. Der speziell für Touristen sehr nett gestaltete Markt mit einigen kleinen Verkaufsständen und Restaurants gefällt uns sehr gut und wir kommen in den Genuß von frisch zubereiteten Lachs-Empanadas. Puerto Montt erreichen wir erst am späten Nachmittag und sind von den Übernachtungsmöglichkeiten dort nicht so begeistert. Wir entscheiden uns, die 20 km nach Puerto Varas noch in Angriff zu nehmen, da es dort ein wenig beschaulicher zugehen soll.

01 Am Hafen von Angelmo02 frische Ware im Angebot03 hier faellt die Auswahl schwer04 wir bekommen frischgemachte Lachs Empanada

Puerto Varas ist ein kleiner Ort mit reichlich Flair und einer großartigen Lage. Von unserem Übernachtungsplatz am Ende der Uferpromenade haben wir die zwei Vulkane Osorno und Calbuco voll im Blick. Am Abend erleben wir aber eine böse Überraschung, als von einem Grundstück am Hang oberhalb unseres Parkplatzes irgendwelche Trottel Steine auf uns werfen. Ein Stein verfehlt meinen Kopf nur knapp, trifft und zerstört aber leider eines unserer Solarpaneels.

Ich habe schon seit ein paar Monaten Knieprobleme und wir mußten deswegen auf die vielen Wandermöglichkeiten, vor allem am Torres del Paine oder am Fitz Roy, verzichten. Bislang haben wir noch nicht näher nach einem Arzt Ausschau gehalten, wollen das aber jetzt in Chile tun. Vor allem, weil wir von der Clinica Aleman gehört haben und ich die Hoffnung habe, hier einen deutschsprechenden Arzt anzutreffen. Clinica Aleman hat in vielen Städten Chiles eine Niederlassung und so auch in Puerto Varas. Zu meiner Überraschung erklärt man mir dort, daß es hier weder deutsch- noch englischsprechende Ärzte gibt. Doch beim Verlassen der Klinik treffen wir auf einen Mann, der die Verwunderung in unseren Gesichtern erkennt und fragt, ob er uns helfen kann. Nachdem wir ihm unsere Geschichte erzählt haben, gibt er sich als Arzt zu erkennen, der hier gerade einen Besuch abgestattet hat, aber in einer Klinik in Puerto Montt arbeitet. Spontan lädt er uns für den morgigen Sonntag zum Grillen bei sich zu Hause ein und so sitzen wir am nächsten Tag mit Juan und seiner sehr sympathischen Familie in einem riesigen Garten und werden mit zahlreichen Grillspezialitäten verwöhnt. Nach dem Essen untersucht Juan sowohl mein als auch Claudias Knie, da auch sie seit einiger Zeit über Knieschmerzen klagt. Während Claudia mit einem Rezept für Medikamente versorgt wird, bekomme ich eine Überweisung zu einem Radiologen, um dort ein Kernspintomogramm machen zu lassen.

01 in Puerto Varas02 Vulkan Osorno im Griff03 altes Haus im Ort04 ein kleines uriges Museum05 Kopie einer Marienkirche aus dem Schwarzwald06 wir sind bei Juan und seiner Familie eingeladen07 interessante Konstruktion08 unser mutwillig zerstoertes Solarpanel

Am nächsten Morgen fahren wir 90 km bis nach Osorno. In der dortigen Clinica Aleman gibt es Spezialisten für Magnetresonanzbilder und dank Juans Vermittlung habe ich bereits am Dienstagmorgen einen Termin. Wir besichtigen danach das Zentrum von Osorno, schlafen am Parkplatz der Klinik und bekommen schon am Mittwoch gegen Mittag das Ergebnis. Mit der CD und einer spanischen Diagnose geht es wieder zurück in Richtung Puerto Varas. Wir haben aber noch Zeit und machen einen kurzen Abstecher nach Frutilla, einem von deutschen Auswanderern Mitte des 19. Jahrhunderts gegründeten Ort. Die deutschen Wurzeln sind unverkennbar, sind doch fast alle Namen der Geschäfte, Hotels und Restaurants deutschen Ursprungs. Leider haben wir keinen Hunger und lassen Angebote wie „Haxn“, Bratwürste mit Sauerkraut oder Wiener Schnitzel im Restaurant des Club Aleman links liegen, gönnen uns aber dann doch noch ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte in einem kleinen Café an der Seepromenade.

01 altes Haus in Frutilla02 Haensel und Gretel sind auch hier03 leckere Schwarzwaelderkirsch Torte04 Heimatmuseum05 Frutillar ist sehr deutsch06 Uferpromenade im huebschen Ort07 auch hier deutsche Wurzeln08 der Gartenzwerg laesst gruessen09 Teatro del Lago10 Terasse mit herrlichem Ausblick11 wir geniessen Aussicht und Sonne12 hier faehrt die Feuerwehr

Am Abend sind wir dann zurück in Puerto Varas, wo wir zunächst an der „Municipalidad“ parken. Macarena, Juans Frau, ist Malerin und heute beginnt hier eine mehrwöchige Ausstellung einiger ihrer Werke. Wir sind zur Eröffnung eingeladen und bewundern Maca´s Bilder. Nach der Eröffnungsfeier nimmt sich Juan Zeit für meine Diagnose und erklärt mir, in Puerto Montt gibt es einen Kniespezialisten und ich sollte auch ihm die Diagnose zeigen. Kaum nötig zu erwähnen, daß ich dank Juans Vermittlung schon am nächsten Tag einen Termin beim Spezialisten Dr. Osses habe, obwohl der am Donnerstag eigentlich gar keine allgemeine Sprechstunde hat.

01 wir sind bei Macas Ausstellung02 Maca zeigt ihre Kunstwerke03 tolle Bilder werden ausgestellt04 ein Ausschnitt der Kunstwerke

Und dann geht alles ganz schnell. Dr. Osses erkennt, daß am Meniskus einige Problemstellen per Arthroskopie entfernt werden müssen. Die OP-Vorbereitungen sind schnell erledigt und schon liege ich in der „Clinica los Andes“, endlich befreit von schmerzenden Meniskusfranzen, mit Blick auf das Meer sowie auf Claudia und Mia im Mobil, das direkt unten auf dem Parkplatz steht.

01 ruhiger Nachtplatz ausserhalb von Puerto Montt02 ein zufriedener Patient03 die Maedels stehen bestens am Hospital04 Sonnenuntergang in Puerto Montt

Nach einer Nacht in der Klinik darf ich dieselbe schon wieder verlassen und wir fahren auf einen sehr schön gelegenen Campingplatz am Lago LLanquihue, wo ich schon mal mit den ersten Reha-Maßnahmen beginne. Nach 5 Tagen fahren wir wieder nach Puerto Montt. Dr. Osses zieht die Fäden und schaut sich das Knie noch einmal an. Alles ist ok und am Nachmittag sind wir auf dem Highway in Richtung Norden. Wir wollen morgen wieder nach Argentinien einreisen und parken nahe der Grenze in Entre Lagos. Während Claudia das Abendessen zubereitet, beobachte ich Mia, wie sie mit einem jungen Schäferhund um die Wette rennt. Wie verrückt hetzen die Beiden über die Wiese. Mia hat die Angewohnheit, sich beim Spielen mit anderen Hunden nach dem Rennen auf den Boden zu schmeißen und dann den Spielkameraden von unten zu bearbeiten. Das wurde ihr heute leider zum Verhängnis, denn der tollpatschige Schäferhund springt unkontrolliert auf sie drauf, was in einem lauten Jaulkonzert endet. Sie kann auf dem rechten Vorderlauf nicht mehr auftreten und wir fahren gleich nach Osorno, da es in Entre Lagos keinen Tierarzt gibt. Die Tierklinik in Osorno hat um 20 Uhr zum Glück noch geöffnet und das Röntgenbild zeigt uns einen doppelten Bruch des Beines. Mia hat starke Schmerzen. Ihr Bein wird mit einer Schiene bandagiert und wir haben nun die Aufgabe, darauf zu achten, daß die Bandage nicht feucht wird und Mia sich die nächsten 4 Wochen ruhig verhält. Das klingt bei unserem Energiebündel irgendwie nach einer schwierigen, einer sehr schwierigen Aufgabe.

01 hier erholen wir uns fuer die naechsten Tage02 Ein toller Campingplatz03 jetzt haben wir zwei Beinkranke04 Mia hat sich das Bein gebrochen

<<< letzter Bericht --- nächster Bericht >>>