Zwei Tage bleiben wir nun noch in Entre Lagos, um Mia etwas Ruhe zu gönnen. Man hat den Eindruck, sie versteht vollkommen was passiert ist und akzeptiert, daß sie mit einem gebrochenen Bein nicht mehr nach draußen darf. Klar ist sie traurig, aber bei der kleinsten Berührung ihres rechten Vorderlaufs jault sie auf. Wir heben sie nur in „dringenden Fällen“ aus dem Mobil und legen sie dann wieder auf das Sofa.
Nun sind wir wieder einmal über die Grenze nach Argentinien gefahren. Es geht über den Paso Cardenal Samore, vorbei am Vulkan Puyehue bis nach Villa la Angostura. Als wir dort auf dem Parkplatz Martina und Lothar treffen, ist es mit der Ruhe von Mia vorbei und wir haben Mühe, sie in ihrer Wiedersehensfreude zu bremsen.
Mit Martina und Lothar geht es rund 200 km weiter bis zum Lago bei Villa el Chocon. Martina und Claudia nutzen an diesem kostenlosen Stellplatz am See die Gelegenheit, um mal wieder Wäsche zu waschen, während wir abends einen kleinen Grill bauen und ein paar Steaks drauf schmeißen. Am nächsten Tag unterhalten wir uns früh am Morgen mit ein paar Hobbyfischern, die gerade ihr Boot startklar machen. Sie versprechen, am Abend ein paar Fische für uns mitzubringen und wir halten den Grill bereit. Kaum sind die Fischer mit ihrem Boot die Bucht hinaus gefahren, verändert sich langsam die Farbe des Himmels in ein unangenehmes graubraun. Wie wir über das Internet schon erfahren haben, ist in Chile bei Puerto Montt der Vulkan Calbuco ausgebrochen und verteilt nun offensichtlich seine Asche über Argentinien. Obwohl wir gut 500 km weit vom Ort des Ausbruchs entfernt sind, regnet es unaufhörlich Asche auf unser Haupt und schnell sind unsere Fahrzeuge komplett bedeckt. Als am Abend unsere Hobbyfischer zurückkommen, haben die doch tatsächlich 4 große Fische für uns dabei. Lothar nimmt die Fische aus, Claudia bereitet sie zum Grillen vor und packt sie in Alufolie. Schon liegen sie auf dem Grill und nachdem wir unsere Haare vom attraktiven „Vulkangrau“ befreit haben genießen wir einen köstlichen, fangfrischen Fisch bei uns im Mobil, während es draußen weiter „schneit“. In der Hoffnung, bald die Aschewolke hinter uns zu lassen, geht es weiter Richtung Osten und wir halten in Neuquen. Wieder ist eine Woche vorbei und Mias Schiene wird neu gesetzt. Dann finden wir an einem Stausee bei Casa Piedra einen Camping Municipal. Wir haben auf dem kostenlosen Platz eine große Wiese, Strom und heiße Duschen nur für uns und bleiben ein paar Tage. Zudem gibt es was zu feiern: auf den Tag genau vor fünf Jahren haben Martina und Lothar ihre Tour durch Amerika begonnen. Nach dem Champagner gab es noch ein ausgezeichnetes Boeuff Stroganoff alá Lothar. Haben wir eigentlich schon mal erwähnt, daß es uns gut geht? Wieder einmal heißt es Abschied nehmen von Martina und Lothar und wir fahren in die nächste Stadt namens „General Acha“. Mias Verband ist verrutscht und wir brauchen einen Tierarzt. Der legt beim Abtasten des Beinchens die Stirn in Falten und macht ein Röntgenbild. Während der eine Bruch gut zusammengewachsen ist, ist der Zweite wieder komplett auseinander. Mia muß also länger als die anberaumten 4 Wochen leiden, und wir mit ihr.
Der geplante Besuch einer Mennonitensiedlung bleibt quasi im Schlamm stecken. Der Regen der letzten Tage hat den Weg für uns unbefahrbar gemacht und wir fahren weiter in Richtung Carhue, vorbei an einigen Seen mit großen Gruppen von Flamingos. Der Lago Epecuén bei Carhue war noch Anfang des 20. Jahrhunderts, nach dem toten Meer das Gewässer mit dem zweithöchsten Salzgehalt weltweit und daher Anlaufpunkt für zahlreiche Touristen, die die Heilkraft des Sees nutzen wollten. Im Jahr 1922 wurde deshalb der Ort Villa Epecuén gegründet, eine kleine Stadt mit 250 Hotels, Einkaufsstraßen, großen Bädern und über 1.500 Einwohnern. Ein Zug brachte die vielen Gäste damals direkt aus Buenos Aires bis nach Villa Epecuén, bis im Jahr 1985 nach gewaltigen Regenfällen ein Damm brach und das Hochwasser die Stadt komplett überflutet hatte. Und sie auch nicht mehr freigab. Über zwei Jahrzehnte lang war die Stadt unter Wasser, bis es dann langsam wieder zurückging und erst seit 2009 kann man sogar Teile der Stadt wieder zu Fuß besichtigen. Der Besuch ist für uns ein sehr beeindruckendes Erlebnis. Bevor wir die Grenze zu Uruguay überqueren, übernachten wir in Argentinien am Rio Gualeguaychu in der Nähe des gleichnamigen Ortes. Mia ist seit ein paar Tagen läufig, was einerseits gar nicht so unpassend kommt. Sie schläft dadurch mehr und der Drang, nach außen zu wollen, hält sich in Grenzen. Anderseits hat sie nun eine Bandage am rechten Vorderlauf, sowie ein sexy Höschen mit dem Schriftzug eines uruguayischen Fußballclubs am Hintern. Für uns ganz lustig, für Mia…??? Sie trägt es mit Fassung.
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