Bei Salto überqueren wir wieder einmal die Grenze zu Argentinien und bleiben gleich mal 3 Tage an einem sehr schön gelegenen Platz am Rio Uruguay hängen. Danach geht es ca. 600 km ins Landesinnere bis an die Laguna Mar Chiquita, den größten See Argentiniens. Hier hat ein 1977 auftretendes Hochwasser einigen, am See gelegenen Orten wie Miramar, das gleiche Schicksal beschert, wie wir das schon am Lago Epecuén sehen konnten. Die einstmals stark frequentierten Touristenziele mit über 100 Hotels waren auf lange Zeit unter Wasser und weiter hinten liegende Orte waren plötzlich Küstenorte. Mittlerweile hat sich das Hochwasser zurückgezogen und in Miramar ist schon wieder ein wenig der Tourismus eingezogen. Da uns die angebotenen Campingplätze hier nicht besonders gefallen, übernachten wir lieber am Parque Central und erfreuen uns an den hier allabendlich stattfindenden Wasserlichtspielen des Brunnens in der Mitte des Parks. Am nächsten Tag spazieren wir am Ufer entlang bis zu der monströsen Hotelruine vom „Gran Hotel Viena“. Das ehemalige Hotel soll nach dem 2. Weltkrieg einigen Nazis als Versteck gedient haben. Eigentlich ist das Hotel samt dazugehörigem Museum heute geschlossen, aber ein sehr netter Angestellter öffnet spontan die Tür und führt uns „heimlich“ durch die verschiedenen Bereiche der Ruine.
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In der Region um Cordoba gibt es zahlreiche Jesuitenmissionen. Die „Estancia Jesús Maria“ liegt direkt auf unserem Weg und wir wollen dieser einen Besuch abstatten. Die Tore sind am späten Nachmittag noch geöffnet und da heute Dienstag ist, kann man die Mission sogar bei freiem Eintritt besichtigen. Also nix wie rein in die alten Gemäuer und mit englischer Broschüre ausgestattet geht’s für uns durch die Räume der im Jahr 1618 konstruierten Estancia. Knapp eine halbe Stunde dauert unsere Tour durch die Mission, in deren Räumen leider das Fotografieren verboten ist.



Auf kurvenreichen, schmalen Straßen geht es in die Berge der „Sierras de Córdoba“. Unser heutiges Ziel ist der Ort „La Falda“, doch keine 10 km vor dem Städtchen werden wir von der Polizei ausgebremst. Die Straße nach La Falda wurde durch einen Erdrutsch unpassierbar gemacht und wir müssen zurück. Der große Umweg läßt uns schließlich nur noch bis Villa Carlos Paz kommen. Wir suchen uns einen Campingplatz und legen gleich mal für drei Tage eine Fahrpause ein. Dann geht es auf einer anderen Straße doch noch bis La Falda und wir spazieren ein wenig durch den Park mit seinen sieben Wasserfällen. Wenig beeindruckt von dem Ort geht’s schnell wieder weiter durch die schöne Landschaft der Sierra. Schließlich finden wir beim Dorf Casa Grande einen idyllischen Platz auf einer Wiese direkt am Fluß, wandern ein wenig durch die schöne Landschaft und durchstöbern am nächsten Tag den hier stattfindenden Flohmarkt.







Nächster Stopp ist der hübsche Ort Alta Gracia, der an den südlichen Ausläufern der Sierra Chica liegt. Wir übernachten auf dem Parkplatz neben dem Haus, in dem der Argentinier Ernesto „Che“ Guevara einen Großteil seiner Kindheit und Jugend verbracht hat und das heute zu einem „Che Guevara Museum“ umgebaut ist. Während sich mein Interesse für Che Guevara sehr in Grenzen hält, besucht Claudia am nächsten Morgen alleine das kleine Museum. Danach schlendern wir noch durch die Gassen von Alta Gracia und lassen uns in einer der zahlreichen Eisdielen ein leckeres Eis schmecken. Nur ein kurzes Stück fahren wir heute noch weiter, denn am nahe gelegenen See Los Molinos finden wir einen ruhigen und einsamen Platz direkt am Seeufer.











In der Region Cordoba haben sich viele deutsche Auswanderer niedergelassen und so einigen Orten ihren Stempel aufgedrückt. Einer davon ist das kleine Bergdorf La Cumbrecita in 1450 Metern Höhe. Um vor allem argentinische Touristen in so eine „deutsche Idylle“ zu locken, wird hier schon vom Straßenbild her auf Fachwerk, Sauberkeit und deutsche Küche gesetzt. An der Fassade eines Geschäftes namens „Edelweiss Delikatessen“ entdecke ich plötzlich Schilder mit Aufschriften wie „Stollen“, Spekulatius, Elisen-Lebkuchen, und anderer Leckereien und laufe wie ferngesteuert direkt in den Laden. Heraus komme ich mit einem Stollen, Tüten mit Spekulatius, Vanillekipferln, Mandelplätzchen etc. – Elisen-Lebkuchen waren leider nicht mehr in Herstellung, da irgend ein Ahnungsloser das gemeine „europäische Eichhörnchen“ in die umliegenden Wälder eingeführt hat. Diese „nusssüchtige Spezies“ sorgt nun dafür, daß die Oma der Besitzerin vom „Edelweiss Delikatessen“ in den Wäldern keine Haselnüsse mehr finden kann und somit die Produktion von Elisen-Lebkuchen eingestellt hat.







Am nächsten Tag überredet mich Claudia zu einem kleinen Spaziergang, den sie auf der Straßenkarte vom Touristenbüro entdeckt hat. Unterwegs verzichten wir schnell beim „spazieren“ auf die Verwendung der Karte, da der Weg bestens markiert ist. Alle paar Meter ist eine rote Tüte entweder am Boden mit einem Stein befestigt, oder an einem Baum oder sonst irgendwie richtungsweisend platziert. Der Weg führt uns erst in die oberen Regionen von Cumbrecita, dann raus aus dem Dorf, dann immer weiter am Hang entlang mit tollen Ausblicken und noch höher ins Gebirge. Als uns die roten Tüten dann wieder ins Dorf zurückführen, sind 4 Stunden vergangen, wir sind Beide fix und foxy, selbst Mia ist ganz schön platt und müde. Wir erfahren später, daß am darauffolgenden Tag ein Berglauf über 20 km stattfindet und die roten Tüten für die Sportler als Wegweiser ausgelegt sind. Irgendwo haben wir wohl den Abzweig für den „kurzen Spazierweg“ verpasst und somit unbeabsichtigt ziemlich genau 10 km der sehr schönen, aber anstrengenden Bergstrecke erleben dürfen. Gut ist aber die Erkenntnis, daß unsere Knie wieder voll einsatzfähig sind und wir in Zukunft die schönen Wanderwege in Angriff nehmen können, auf die wir die letzten 10 Monate verzichten mussten. Gut ist außerdem, daß bei unserer Rückkehr in den Ort das Restaurant Helmut geöffnet ist und man dort zum leckeren Schweinebraten, bzw. Gulasch, ein vorzügliches, dunkles Bier bestellen kann. Was für ein Tag!











Wie La Cumbrecita ist auch Villa General Belgrano ein Ort mit deutschem Stempel, nur halt im Tal und viel größer. Hier gibt es mehrere Brauereien und im Oktober natürlich ein so typisch, deutsches Oktoberfest, wie man es wahrscheinlich nur mehrere tausend Kilometer außerhalb Deutschlands erleben kann. Der Campingplatz hier nennt sich „Florida“ und wird von Bettina und Ralf geführt. Die beiden Hamburger leben schon seit 20 Jahren in Argentinien und wer einen Ralf jemals live erlebt hat, braucht keinen Conny Reimann mehr. Im besten Hamburger Dialekt erzählt Ralf aus seinem Leben und man kann nicht aufhören ihm zuzuhören. Außerdem machen die Beiden jeden Sonntag Asado. Zu unserer freudigen Überraschung kommen auch noch die beiden Schweizer Silvia und Beat, die wir schon in Uruguay getroffen haben, hier an und … Gott sei Dank ist heute Sonntag! Ralfs Asado-Künste sind besser als all die argentinischen Asado-Versionen, die wir bisher genießen durften. Wir verlängern mal schnell unseren Aufenthalt und erfreuen uns noch ein paar Tage an typisch deutscher Dorf- und Eß-Kultur.











Wir schließen dank Bettinas Unterstützung noch eine Autoversicherung ab, verabschieden uns von den Beiden und finden keine 30 km südlich von Belgrano einen optimalen Platz direkt am See. Optimal deshalb, weil nur 20 Meter neben unserem tollen Wiesenstellplatz mit Seeblick eine kleine Fitnessmeile beginnt, deren Gerätschaften uns dabei helfen, die in Belgrano angehäuften Fettreserven in Muskelmasse umzuwandeln. Nach 5 Tagen sind zwar noch nicht alle Fett-zu-Muskel Transformationen umgesetzt, aber wir müssen langsam weiter. Wollen wir doch in absehbarer Zeit wieder zur Halbinsel Valdes, wo wir noch einmal und noch intensiver Walbeobachtung vom Ufer aus betreiben wollen.







Aber vorher machen wir noch einen kleinen Umweg und fahren zurück durch Villa General Belgrano, am Lago los Molinos vorbei, und dann in westlicher Richtung durch die tolle Landschaft der „Sierra de los Comechingones“ wo man zahlreiche Andenkondore sehen kann.



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