Nach 12 Tagen verlassen wir wieder den Nationalpark Alerces – eingeplant waren ursprünglich mal so 3 Tage - und reisen weiter in Richtung Norden. Kurz nach Cholila halten wir an einem Schild mit der Aufschrift „Butch Cassidy“. Hier soll das Gangstertrio um Butch Cassidy, Sundance Kid und Etta Place nach ihrer Flucht aus den Staaten in einer Blockhütte gelebt haben. Leider ist das Grundstück abgesperrt und so können wir nur aus der Entfernung das Gangsternest erspähen. Westernfans kennen die Namen sicherlich aus dem Film „Zwei Banditen“ mit Robert Redford und Paul Newman, einer meiner Lieblingsstreifen. Danach geht es gemütlich durch eine herrliche Berglandschaft zum Lago Puelo, wo wir 2 Nächte bleiben.
Jeden Samstag ist großer Hippie-Markt im Zentrum. Logisch müssen wir da mal durchlaufen. Also Claudia muß, für mich ist es aufgrund des mangelnden Platzangebotes in unserem Wohnmobil ein ziemlich relaxter Spaziergang.
Oberhalb von El Bolson gibt es ein Waldstück namens „Bosque Tallado“, welches laut der Chefin unseres Campingplatzes ziemlich einfach über einen 11 km langen, stetig aufsteigenden Wanderweg zu erreichen ist. Im Bosque Tallado haben sich Künstler aus El Bolson einen abgebrannten Teil des Waldes zu Nutze gemacht, um dort zahlreiche große Skulpturen zu schnitzen. Die Bilder im Internet überzeugen uns und wir starten den Hike. Der Pfad durch den Wald ist zwar einigermaßen beschildert, trotzdem verfranzen wir uns an einer unübersichtlichen Stelle und gehen mehr als 1 km in die falsche Richtung - bergauf wohlgemerkt. Wir finden nach einiger Zeit wieder den richtigen Weg und marschieren noch ein paar Kilometer weiter, bis uns dann irgendwie die Körner ausgehen. Es wären noch gut eineinhalb Stunden steiler Aufstieg zu bewältigen. Wir machen erst mal eine Pause, und während wir überlegen, ob wir nicht doch wieder umkehren sollten, nimmt uns ein Gewitterdonner aus der Entfernung die Entscheidung ab. Wir bezweifeln außerdem, daß die Camping-Chefin jemals selbst den Weg „zu Fuß“ bewältigt hat, und erreichen nach 6 Stunden wieder ziemlich platt den Campingplatz. Es zieht eine Schlechtwetterfront über Patagonien und wir warten in El Bolson noch ein paar Tage, bis sie sich verzogen hat. Plan ist, noch einmal etwas nach Süden und über die Schotterpiste der Routa 12 zum Piedra Parada zu fahren, einem über 200 Meter hohen, „stehenden Stein“ in einem riesigen Tal entlang des Rio Chubut. Kurz vor Esquel biegen wir ab und nach ca. 20 km endet die Teerstraße. 40 km weiter erreichen wir eine der wenigen Siedlungen auf der Routa 12, Gualjaina. Nach einer kleinen Pause geht es dann weitere knapp 50 km auf staubiger Straße, bis wir den Piedra Parada erreichen. Schon jetzt ist uns klar, dieser Trip hat sich gelohnt! Der Stellplatz am Rio Chubut ist gigantisch, der Ausblick auf den Piedra Parada sowie auf die Felsenlandschaft mit dem Eingang zum „Cañadón de la Buitrera“ entschädigt die lange Fahrt. Außer uns sind nur noch ein paar Kletterer aus Chile, Frankreich und den USA mit ihren Zelten am Rio Chubut. Wir treffen sie allesamt wieder, als wir am nächsten Tag durch den Cañadón de la Buitrera wandern. Zahlreiche Kletterspots machen diesen Bereich zu einem Highlight für Kletterfreaks aus der ganzen Welt. Nach 3 km erreicht man das Ende der Schlucht, die nachfolgende Landschaft ist natürlich eingezäunt, da in privater Hand. Irgendwie bekommt man in Argentinien den Eindruck, 99 Prozent aller Landschaften sind privat und alles ist umzäunt. Was solls, wir laufen zurück und genießen noch einmal den schönen Wanderweg durch den Canyon. Gleich rechts neben dem Eingang zum Cañadón de la Buitrera gibt es einen weiteren Eingang zu einem anderen Cañon. Dieser ist aber in privater Hand…. und somit umzäunt! Wir beobachten aber, wie eine Gruppe einer geführten Radtour aus Argentinien mit ihrem Guide durch den Zaun krabbelt und in das Tal hineinspaziert. Einen Tag später ist dann eine kleine Gruppe aus Deutschland, mit Hund, zu beobachten, wie sie ihre Körper durch den Zaun zwängen und kurz darauf in besagtem Cañon verschwinden. Nur gibt es halt hier weit und breit Niemanden, der das hätte beobachten können. Die Tour durch diesen Cañon hat wieder andere Reize. So erreicht man nach ca. 1 km einen kleinen Slot Canyon, der schon am Anfang mit einem Felsbogen überrascht. Der Slot Canyon selber ist keine 100 Meter lang und es gibt keine anderen Ausgänge. Wir erklimmen außerhalb noch einen anderen Hang und werden von oben mit einem grandiosen Blick auf diese Felslandschaft á la Utah belohnt. Nach 5 Tagen und ruhigen Nächten am Piedra Parada setzen wir die Tour durch das Tal entlang des Rio Chubut fort und fahren weitere 170 km Schotterpiste durch eine reizvolle und interessante Landschaft, bis wir wieder die Hauptstraße, die RN 25 erreichen. Wir gönnen uns eine letzte Nacht am Rio Chubut, bevor wir uns auf den Weg machen, um bei Trevelin am Camping Nant y Fall noch ein paar Tage zu relaxen. Kaum stehen wir wieder bei unserem Lieblingscamping, fährt ein zweites Wohnmobil durch den Eingang. Die Nordlichter Andrea und Martin parken ihre Liesel neben uns und wir haben ein paar wirklich lustige und schöne Tage mit den Beiden. Die Eltern des Campingbesitzers Sergio laden uns am nächsten Tag zu sich nach Hause ein. Die aus Italien stammende Mutter Maura serviert uns sieben verschiedene Pizzas, eine besser als die Andere. Wir alle haben einen sehr schönen Abend in dem gemütlichen Haus von Maura und Rodolfo und mit jedem Glas Wein verbessert sich unsere spanische Kommunikation mit Sergio und seiner Familie. Nach vier Tagen verabschieden sich Andrea und Martin in Richtung Norden, während wir noch eine weitere Woche diesen schönen Platz genießen. Dann geht es auch für uns in nördlicher Richtung weiter und wir erreichen erst am späten Nachmittag den Parkplatz des Museum Leleque. Da das Museum in 30 Minuten schließt, läßt uns der Museumswärter auf dem Parkplatz übernachten und wir können am nächsten Morgen, nach einer sehr ruhigen Nacht, das Museum vollkommen entspannt besuchen. Die 4 Ausstellungsräume vermitteln einen Einblick in die Geschichte der Mapuche und Tehuelche Indianer, und das für die Zeit vor, während und nach der Eroberung der Europäer. Interessante Information am Rande war, daß die Tehuelche komplett ausgerottet wurden. Der Museumswärter führt das darauf zurück, daß dieser Indianerstamm gut einen Kopf größer war als der Durchschnitt-Konquistador und daher die Angst der Eindringlinge hier wohl größer war als der Verstand.
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