Nach zwei Tagen in Villa Baviera führt uns der Weg wieder an die chilenische Küste. Wir übernachten in Pelluhue, bevor es weiter in nördlicher Richtung über Chanco und Loanco bis nach Constitucion geht.
In Constitucion fahren wir bis ans südliche Ende der Küstenstraße und besuchen den Fischereihafen. Überall ist geschäftiges Treiben und die Fischer sind damit beschäftigt ihren Fang so schnell wie möglich zu verarbeiten. Es gibt nur wenige Verkaufsstände, dafür umso mehr Imbissbuden oder kleine Restaurants mit einer großen Auswahl an Fischen, Muscheln und Krabben. Wir können uns kaum entscheiden und decken uns sowohl mit leckeren Krabben-Empanadas als auch reichlich gegrilltem Fisch ein.
Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die „geschützte“ Küstenregion im Süden von Constitucion namens „Santuario de la Naturaleza“. Die außergewöhnlichen, riesigen Felsformationen und die darauf lebenden Vogelschwärme sind auf jeden Fall einen Fotostopp wert.
Weiter im Norden landen wir auf einem großen Parkplatz direkt am Strand in dem ziemlich touristischen Örtchen Iloca. Es sind ja immer noch Ferien in Chile und entsprechend ist der Strand bei Iloca voll mit Urlaubern. Mit uns sind gerade die Teilnehmer einer Oldtimer-Rally in den Ort gefahren und wir suchen gleich mal deren Parkplatz, da uns schon während der Fahrt einige interessante Fahrzeuge ins Auge gestochen sind. Irgendwie begeistern fast alle Autos der kleinen Ausstellung. Ob die VW´s - vom Käfer über Variant zum Westfalia-Bulli -, die Parade der Fiat 500er, die alten Mercedes oder Ford-Oldtimer, oder die verschiedenen Variationen der Ente–2CV–Umbauten, alles ist faszinierend.
Das Wochenende ist vorbei und es ist wieder ruhig im Ort. Endlich sind auch die Straßen wieder frei und wir machen noch einen kurzen Abstecher in den nahegelegenen Küstenort Duao.
Unsere Reisefreunde Rita und Rudi sind in der Nähe und wir verabreden uns mit den Beiden. Sie hatten im Jahr 2010, einen Monat vor uns, die Reise in Halifax angetreten und planen nun in naher Zukunft, ihr Mobil wieder nach Deutschland zu verschiffen. Wir freuen uns sehr, Rita und Rudi wieder zu treffen, gibt es doch soooo viele gemeinsame Geschichten, die wir mit Ihnen erlebt haben. Vom Besuch des ersten Rodeos in Smithers, Kanada, über den zweiwöchigen „Urlaub“ auf Kuba bis hin zu der Schiffsreise zu den Galapagos-Inseln. Und noch unzählige weitere Treffen mit den Beiden…. wir hatten viele schöne, gemeinsame Erlebnisse! Kein Wunder also, daß wir am Lago Colbun einen tollen Stellplatz finden, an dem wir in den kommenden 4 Tagen unsere gemeinsame Zeit noch einmal Revue passieren lassen.
Nachdem mir die Oldtimer-Rally in Iloca so gut gefallen hat, lockt mich das in der Nähe von Santa Cruz befindliche „Museo del Automovil Colchagua“ ganz besonders. Der Milliardär Carlos Cardoen gibt dem Autoliebhaber die Chance, auf seiner Viñeria in einem zwischen den Weinreben gebauten Komplex, super erhaltene Fahrzeuge zu besichtigen. Vom Baujahr 1896 bis 1980, vom ältesten Auto Chiles bis zum Jaguar E Type, einfach klasse!
Gleicher Milliardär hat in Santa Cruz ein weiteres Museum aufgebaut, von dem uns schon Rita und Rudi vorgeschwärmt haben. Nun sind wir ja nicht so die Museumsgänger, aber das Museo Colchagua gefällt uns ausgesprochen gut. Uns beeindruckt die Vielseitigkeit des Museums sowie die Art und Weise, wie die Exponate der umfangreichen Ausstellung präsentiert werden.
Ein Teil des Museums ist nagelneu und handelt von einem Unglück aktueller chilenischer Geschichte, dem Grubenunglück der Mine San Jose. Im August 2010 brach eine Wendelstrecke des Kupfer- und Goldbergwerks zusammen und schloss 33 Bergarbeiter in 700 Metern Tiefe ein. In bewegenden Bildern, Videos und Nachbauten wird hier der Ablauf der Rettungsmaßnahmen sowie der ergreifende Moment gezeigt, als alle 33 Mineros nach 69 Tagen an die Erdoberfläche zurückgebracht werden konnten.
Es ist mal wieder Großstadt angesagt. Wir haben für die nächsten Tage Santiago eingeplant und hoffen, ein paar Einkäufe und Arztbesuche erledigen zu können. Der Parkplatz unterhalb vom Parque Metropolitana ist nachts sehr ruhig und bewacht. Außerdem ist er nur ein paar Meter von Santiagos Geschäftsviertel „Sanhatten“ entfernt und noch wichtiger: nur 10 Minuten vom Costanera Center, der größten Shopping-Mall, die wir seit langem gesehen haben. Die Termine in der Clinica Aleman sind gemacht und wir spazieren erst mal durch die Altstadt. Santiago hat in Zentrumsnähe unheimlich viele Grünanalagen, alle top gepflegt und von der Bevölkerung gern genutzt. Chiles Hauptstadt gefällt uns sehr gut und wir bleiben ganze 9 Tage. Am Parkplatz freunden wir uns mit Luis an, der in seinem Wohnwagen ebenfalls am Parkplatz sein Lager aufgeschlagen hat. Er hat zwei Hunde und seine kleine Blancita und Mia sind schnell beste Freundinnen. Luis ist begabter Straßenmusiker und gibt uns eines Abends ein privates Open-Air Konzert vor dem Wohnmobil mit seiner Elektrovioline. Die Bedenken, Nachbarn könnten sich gestört fühlen, sind schnell abgelegt als einige aus ihren Häusern kommen und nach den klassischen Werken von Luis applaudieren.
Unsere 3-monatige Aufenthaltserlaubnis für Chile läuft aus und wir machen uns auf den Weg zum Paso Los Libertadores, der nächstliegende Grenzübergang nach Argentinien. Die Strecke über den 3.200 Meter hohen Pass ist wirklich toll und vor allem der Teil mit den Serpentinen ist für Auto- und Motorradfahrer ein fahrtechnisches Highlight – für uns mehr ein optischer Genuß, da wir die steile Auffahrt schön langsam und gemütlich nehmen. Die schöne Fahrt wird durch ein schnelles, problemloses Abfertigen der Zollbeamten vollendet und am späten Nachmittag erreichen wir unseren Übernachtungsplatz bei Uspallata in Argentinien.
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