Nach der schnellen Grenzabwicklung am Paso Los Libertadores halten wir ein paar Kilometer nach dem Zollgebäude noch kurz in einem kleinen Dorf und werfen einen Blick auf einen riesigen Felsbogen, dem man den Namen „Puente del Inca“ gegeben hat. Unter dem 48 Meter langen und 27 Meter hohen Bogen entspringt eine heiße, schwefelhaltige Quelle, weswegen dort an Ort und Stelle ein Thermalhotel gebaut wurde, welches aber schon 1965 durch einen Erdrutsch zerstört worden ist.
Der anvisierte Übernachtungsplatz in Uspallata ist der Besucherparkplatz vom Museum Bovedas, das natürlich am späten Nachmittag schon geschlossen hat. Mich reizt ein Besuch des Museums eh nicht so sehr, wenn auch das Gebäude, eine ehemalige Silberschmelze mit drei Kuppeldächern, einen interessanten Eindruck macht. Aber dafür geht Claudia am nächsten Morgen gleich nach dem Frühstück durch das Museum, in dem ein paar archäologische Exponate der Inka-Zeit ausgestellt sind.
Auf dem Weg nach Mendoza liegt der große Stausee Lago Potrerillos. Wir fahren an dem See entlang und entdecken einige nette Stellplätze. Einer davon gefällt uns so gut, daß wir gleich mal die Bremse treten, die Ruhe und den Ausblick genießen, und schließlich auch noch die Nacht über hier bleiben.
In Mendoza sind wir mit Martina und Lothar verabredet. Als wir auf dem Camping ankommen, freuen wir uns sehr, daß auch Rita und Rudi, die eigentlich schon auf dem Weg nach Uruguay sein wollten, noch hier stehen. Da sind für die nächsten Tage gesellige Abende mit First-Class-Speisen vorprogrammiert und wir quatschen oft bis tief in die Nacht. In Mendoza gilt es neben Shopping auch diverse Arzt- und Zahnarzttermine wahrzunehmen, um uns mal wieder auf Vordermann bringen zu lassen. Der Camping liegt leider ziemlich ungünstig 18 km außerhalb der Großstadt und mit dem Mobil in die City zu fahren ist nicht wirklich ratsam. Da wir aber des Öfteren ins Zentrum müssen, trifft es sich gut, daß wir Taxifahrer Diego kennenlernen. In den folgenden Tagen genügt eine SMS und er oder sein Bruder kommen und chauffieren uns nach und durch Mendoza.
Neben Rita und Rudi, Martina und Lothar und uns gibt es noch ein viertes Traveller-Paar, das vor 6 Jahren fast zum gleichen Zeitpunkt die Reise durch Amerika in Halifax begonnen hat. Simone und Olaf sind zwar gerade in Chile und auf dem Weg nach Mendoza, haben es aber leider nicht mehr rechtzeitig zu einem Treffen mit uns allen geschafft. Als wir dann nach 9 Tagen Mendoza wieder verlassen, überschreiten die Beiden gerade die Grenze am Paso Los Libertadores und wir vereinbaren ein Treffen am Lago Potrerillos. An dem schönen Stellplatz gibt es dann nach zwei Jahren endlich wieder mal ein Wiedersehen mit Simone, Olaf und ihren Hunden Paco und Mexi. Und weiter gehen die Geselligkeitsfestspiele……
Nach drei Tagen am Lago Potrerillos geht es weiter in nördlicher Richtung, da wir diesmal über den Paso Agua Negra nach Chile einreisen wollen. Auf dem Weg übernachten wir in Barreal und wandern am nächsten Tag ein wenig durch die Sierra del Tontal zum Felsen „El Alcazar Siete Colores“.
Auch die weitere Strecke zum Agua Negra ist sehr reizvoll und wenig befahren. Gemütlich fahren wir die Routa 412 entlang bis nach Calingasta. Der Plan, noch weiter auf der Routa 412 nach Norden zu fahren, wird schnell verworfen. Die Teerstraße soll hier nämlich bald in Schotter übergehen, und nachdem am Paso Agua Negra rund 100 km Schotterpiste auf uns warten, entschließen wir uns lieber noch einen kleinen Umweg einzubauen. Auf der geteerten Routa 149 geht es wesentlich angenehmer voran und wir übernachten in einem ausgetrockneten Flußbett am Rio San Juan.
Knapp 18 Tage waren wir jetzt in Argentinien, schon geht es wieder Richtung Chile. In Las Flores holen wir uns am argentinischen Zoll die Ausreisestempel. Das chilenische Zollhäuschen befindet sich erst in über 170 km(!) Entfernung. Wir müssen dem argentinischen Grenzbeamten mitteilen, daß wir auf der Strecke übernachten werden. Er notiert sich unsere Namen mit der Begründung, es könnten eventuell die chilenischen Zöllner nach uns fragen. Die ersten 30 km sind geteert, und noch bevor die Straße schlechter wird übernachten wir an einem kleinen Bach kurz vor einer Schranke, an der ein argentinischer Grenzer nochmals unsere Pässe kontrolliert. Am nächsten Tag starten wir dann den beschwerlichen Teil der Paßüberquerung, deren höchster Punkt auf 4753 m liegt. Wir arbeiten uns ganz gemütlich hinauf und fahren durchwegs durch eine Traumkulisse. Sind wir am Morgen noch ziemlich alleine unterwegs, kommen uns am Nachmittag doch immer mehr Fahrzeuge entgegen. Mist, es ist ja Ostersonntag. Die Argentinier beenden ihren Kurzurlaub in Chile und fahren heut zurück. Zum einen müssen wir deswegen sehr oft stehen bleiben und Ausweichmöglichkeiten schaffen, zum anderen ist an manchen Stellen aber die Spur so schmal, daß fast kein Vorbeikommen am Gegenverkehr möglich ist. Zum Glück sind wir in kritischen Situationen immer auf der Bergseite. Aber schon der Blick in die teils angsterfüllten Gesichter manch entgegenkommender Insassen der Fahrzeuge setzt einen unter Stress, wenn sie sich Zentimeterweise an uns vorbeischieben, die rechten Räder am Rand der Piste. Denn ganz oben, an den engsten Stellen, gibt es keine Leitplanken. Es wird schon fast Dunkel, als wir die chilenische Zollstation erreichen. Den Herrschaften hier ist es wohl sehr langweilig, denn zu fünft kontrollieren sie unser Fahrzeug nach „verbotenen“ Lebensmitteln und diesmal werden alle Schränke und Klappen geöffnet und der Inhalt sorgfältig durchsucht. Sie werden nicht fündig und lassen uns freundlicherweise gleich vor dem Ausfahrtstor übernachten, da die Nacht schon herein gebrochen ist.
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