Wir haben den Paso Agua Negra überquert und sind wieder in Chile. Unsere Fahrt führt entlang kahler Felsen in das grüne, fruchtbare Tal „Valle de Elqui“, wo die Weintrauben links und rechts der Straße in dem sonnigen Klima wachsen. Der größte Ort in dem Tal ist Vicuña. Unter anderem bekannt für viel Sonne und den Pisco, einem destillierten Schnaps aus Weintrauben, der sowohl in Peru wie auch in Chile als Nationalgetränk gilt. Wir parken mitten im Ort auf dem abgesperrten Parkplatz des Hotels Terral. Hotelbesitzer Rene ist selbst Overlander und Besitzer eines Expeditionsmobils auf einem Mercedes LKW. Er freut sich über jeden Reisenden, der bei ihm vorbeischaut und so sind wir nicht die einzigen Traveller hier. Der Uffenheimer Dieter begrüßt uns gleich in tiefstem Fränkisch, während wir uns mit seiner kolumbianischen Frau Marcella in Englisch oder Spanisch unterhalten. Obwohl der ummauerte Parkplatz nicht sehr einladend ist, fühlen wir uns in Vicuña sehr wohl und der kleine Ort hat auch ein gewisses Flair. Wir genießen den Bummel durch das nette Zentrum, sitzen gemütlich zum Pisco-Sonnenuntergang mit Marcela und Dieter auf der Terrasse vom Hotel Terral oder gehen gemeinsam zum Pizzaessen. Nach ein paar Tagen laden uns Rene und seine Frau Karen zum Asado in ihr Zuhause ein. Rene versteht es, die diversen Fleisch- und Wurstsorten auf den Punkt zu grillen und wir verbringen einen wirklich schönen Abend im Haus der Beiden.
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Gemeinsam mit Gabi und Chris, die beiden Rheinländer kamen gestern hier an, besuchen wir Planta Capel, die größte Brennerei des Pisco in der Region. Die in englischer Sprache geführte Tour zeigt uns den Weg von der Anlieferung der Weintrauben bis zum Endprodukt. Der Pisco wird in verschiedenen Qualitäten hergestellt und auch diverse Cocktailvarianten sind im Angebot. Nach der interessanten Führung dürfen wir uns zum Schluß in einer netten, kleinen Bar einfinden und uns durch das ganze Sortiment probieren. Vom ganz normalen Pisco Sour bis zur Mango Colada Mischung, viele der hier angebotenen Sorten sind ganz nach unserem Geschmack und so tütteln wir nach knapp 2 Stunden intensiver Pisco-Tour mit ziemlich relaxten Gesichtszügen wieder in Richtung Heimat.











Am nächsten Tag besuchen wir spät am Abend alle gemeinsam das Observatorium Alfa Aldea. Nachdem man uns in einem kleinen Theater eine 3D-Vorführung über Sternenbilder und Galaxien gibt, gehen wir raus und bewundern live den aktuellen Sternenhimmel um Jupiter und das Kreuz des Südens. Uns wird anhand eines Teleskops ein Einblick in diverse Sternformationen und Planeten gegeben. Leider ist der Durchmesser des Teleskops nicht besonders groß und so können wir nicht alle Sterne wirklich scharf erkennen. Von denen, die wir gut sehen können, beeindruckt mich am meisten Jupiter, bei dem ich deutlich zwei seiner hellen Ringe, die den Planeten umgeben, erkennen kann. Claudia dagegen ist fasziniert von einer Super Nova.



Von Vicuña an die Pazifikküste ist es nicht weit und die große Stadt La Serena bietet gute Shoppingmöglichkeiten. Nachdem wir im Jumbo unsere Nahrungsmittelvorräte wieder aufgefüllt haben, gibt es einen längeren Strandspaziergang zum Leuchtturm. Am nächsten Morgen dann geht es in die unmittelbar angrenzende Stadt Coquimbo. Am meisten interessiert uns, was es mit diesem überdimensionierten Kreuz auf sich hat, das einem schon aus zig Kilometern Entfernung ins Auge sticht und auch nachts dank immenser Beleuchtung ein beeindruckendes Monument darstellt. Wir parken an der Uferpromenade unser Mobil und marschieren los. Je näher wir dem Kreuz kommen, desto größer wird das Ding. Und….. man kann es sogar von innen besichtigen. Ein Aufzug bringt uns hinauf zum Querbalken des Kreuzes. Wir sind erst mal baff, sowohl von dem Besuch dieses Denkmals, als auch von der Aussicht auf Coquimbo und La Serena. Mia darf auch mit nach oben und hat wahrscheinlich weniger Gänsehaut beim Anblick in die Tiefe als unsereins. Die Glocken des Kreuzes wurden von Papst Benedict persönlich in Rom geweiht, bevor sie hier täglich ein kleines Klangspiel vortragen. Danach spazieren wir weiter durch die Gassen von Coquimbo, am Malecon entlang bis ans Ende zur kleinen Festung Lambert.



















Nach drei Tagen Großstadt geht es für uns weiter in südlicher Richtung und Claudia lotst uns ins Valle del Encanto. Als wir dort ankommen schließt der Park gerade, aber wir dürfen nach etwas Überredungskunst direkt vor dem Eingang übernachten. Am nächsten Morgen wandern wir durch das Tal und suchen anhand eines ausgehändigten Planes die diversen Sehenswürdigkeiten. Die Molle Indianer haben einige interessante Petroglyphen in die Steine des Tals gemeißelt oder „Pictografien“ auf die Felsen gemalt. Von den außergewöhnlichen Figuren haben sich die Wissenschaftler zu gewagten Spekulationen hinreißen lassen…. wurden die Molles etwa von Außerirdischen besucht? Sieht man die Petroglyphen in natura, kann man diese Gedankengänge durchaus nachvollziehen.











Weiter entlang der Pazifikküste verschlägt es uns nach Los Vilos. Wir parken an der Strandpromenade und treffen zufällig wieder auf Luis, den Geigenspieler aus Santiago. Wegen einer aufziehenden Schlechtwetterfront entscheiden wir uns, hier erst mal stehen zu bleiben und auf besseres Wetter zu warten. Wir warten schon ein paar Tage, als Ina und Hajo, zwei Traveller aus dem Schwabenländle, mit ihren drei Hunden nach Los Vilos kommen und uns Gesellschaft leisten.



Die Wetteraussichten im Süden verheißen weiterhin nichts Gutes. Unwetter und Dauerregen ziehen über das Land und so schmeißen wir unsere geplante Route über den Haufen und starten gemeinsam mit unseren schwäbischen Reisefreunden Richtung Norden in hoffentlich sonnigere Regionen. Tatsächlich strahlt in Tongoy die Sonne vom Himmel und wir finden auf dem Camping Ripipa einen optimalen Platz. Die Hunde fetzen über den Strand, während wir Autopflege betreiben oder Wäsche waschen. Der Ort selbst ist jedoch nicht sehr einladend und so gibt’s halt täglich vor unseren Wohnmobilen zum Sonnenuntergang diverse Pisco-Sour-Sundowner.







Von Punta Choro aus besuchen wir den Nationalpark Pinguino de Humboldt auf der Isla Damas. Im kleinen Fischerboot werden wir erst zu ein paar Spots mit Seelöwen und Pinguinen sowie zu diversen Vogelfelsen geschippert, bevor wir auf der Isla Damas von Bord gehen und auf den angelegten Wegen die Insel erkunden. Es ist gerade nicht die richtige Saison, um hier auch noch Tiere am Strand anzutreffen und so bleibt uns nur die Flora zu bestaunen und die Insel zu durchwandern und nach knapp einer Stunde geht es auch schon wieder ins Boot und zurück nach Punta Choro.











Wir übernachten ein paar Kilometer weiter in dem Ort Caleta Chanaral. Es gibt hier am Strand einige schöne Ecken mit herrlichem Ausblick auf Meer und Küste, nur vertreibt uns der heftige Wind ein ums andere Mal. So suchen wir ziemlich lange, bis wir einen einigermaßen windgeschützten Stellplatz am Eingang von Caleta Chanaral finden. In unserer unmittelbaren Nachbarschaft stehen hier ein paar ganz ausgefallene Wohnhäuser, die dem Baustil nach wohl Künstlern gehören müssten. Für uns allemal ein Grund ein paar Fotos zu schießen.







Bevor es weiter Richtung Norden geht machen wir noch einen kurzen Abstecher bei dem Ort Vallenar ins Landesinnere. Auf kurvenreicher Strecke geht es vorbei an einem großen Stausee bis zum Pueblo Alto del Carmen. Auch hier passieren wir zahlreiche Weinstöcke im Tal und auch hier gibt es eine Pisco-Brennerei. Die erste „Alto del Carmen“ ist nicht zu besichtigen und so fahren wir weiter bis nach San Felix. Die kleine Piscobrennerei Horcon Quemado kann leider auch nicht mehr besichtigt werden. Wir können aber wenigstens einen Blick durchs Fenster in die Fabrik werfen…. und testen letztlich am Abend die Qualität des hiesigen Produktes. Hiermit endet aber auch unsere Tour de Pisco und es geht wieder zurück zur Küste nach Huasco, denn uns steht jetzt mehr der Sinn nach fangfrischem Fisch.









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