Auf dem Weg nach Calama entlang der Routa 25 liegen zahlreiche verlassene Siedlungen. Im 19. Jahrhundert wurden in dieser Region riesige Mengen von Salpeter abgebaut. Heute ist alles verlassen und die Lehmziegelhäuser sind allesamt Ruinen. Eine der größten „Geisterstädte“ auf unserem Weg ist der Ort Pampa Union. Mitten in der tristen, staubigen Landschaft der Atacamawüste lebten und arbeiteten hier bis zum Jahr 1930 über 5.000 Menschen. Wir laufen durch die Straßen der Geisterstadt bis zum Friedhof von Pampa Union und sind erstaunt. In den verfallenen Mausoleen erkennen wir noch jede Menge Skelette in den offenen Särgen. Dies erscheint uns dann als Übernachtungsplatz doch etwas ungeeignet und wir entscheiden uns, noch bis nach Calama weiterzufahren.
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Keine 20 km außerhalb von Calama befindet sich mit der Mine Chuquicamata die größte Kupfermine der Welt. Darunter konnte ich mir erst mal nicht allzu viel vorstellen. Erst wenn man am Rande dieses Kraters steht, versteht man, was diese Aussage „größte Mine der Welt“ wirklich bedeutet. Die Minengesellschaft betreibt in Calama ein Büro, von dem man in einem Omnibus – kostenlos – zur Besichtigung der Mine gefahren wird. Mit Helm und Warnweste ausgestattet darf man dann am Aussichtspunkt den Bus verlassen und blickt in ein riesiges Loch, an dem seit über 100(!) Jahren gebaggert wird. Jetzige Größe des Kraters ist: 4,5 km lang – 3,5 km breit – über 1 km tief! Die Lastwagen mit ihren 4 Meter hohen Reifen sind gigantisch und lassen andere Fahrzeuge wie von Matchbox aussehen. Sie verbrauchen 3 Liter Diesel in der Minute, transportieren bis zu 400 Tonnen pro Ladung und fahren rund 12 km, bis sie vom Grund der Mine die Fuhre oben wieder auskippen können. Wahnsinn.







Nicht weit von Calama erreichen wir Chiu Chiu, einen kleinen, verschlafenen Ort mit einer im Jahr 1611 gebauten Kirche. Dank ihrer über einen Meter dicken Gemäuer hat die Kolonialkirche die letzten 400 Jahre trotz zahlreicher Erdbeben schadlos überstanden. Wir besichtigen kurz die älteste Kirche Chiles und die Plaza, bevor wir zur Laguna Inka-Coya fahren und den Hunden mal wieder genügend Auslauf sowie ein paar Schwimmeinlagen gönnen. Im Internet findet sich folgende Beschreibung zu dieser kreisrunden Lagune:
„Die Lagune ging wahrscheinlich aus einer durch Subrosion entstandenen Einsturzdoline durch Auslaugung von Gipsen der plio-pleistozänen Formation El Yeso hervor. Die Auslaugung legte das Zentrum des Beckens regional tiefer; ihr Rand bildet eine prominente Flexur (Flexura de Lasana)“. Ich hätte es nicht besser formulieren können.











Dann geht es nach San Pedro de Atacama. Es ist früher Nachmittag und wir wollen ein wenig wandern. Erster Anlaufpunkt hierfür ist das Valle de Muerte. Da ich etwas erkältet bin, bleibe ich im Auto, während Claudia und Ina mit den Hunden das Tal erkunden wollen. Sie zahlen den Eintritt und kommen keine 100 Meter, schon hören sie das Gebell unserer Hunde, die übermütig vorausgerannt und nach der ersten Biegung im tiefen Schlamm stecken geblieben sind. Während die Hunde von Ina sich noch selber befreien können, steckt Mia mit allen Vieren so tief im Morast, daß sie sich nicht mehr bewegen kann. Claudia hat Bedenken, Mia könnte noch weiter versinken und schmeißt sich nun selber in den Matsch, um Mia zu befreien. So, wie die Beiden nun aussehen, ist an eine Wanderung nicht mehr zu denken. Sie bekommen problemlos ihr Eintrittsgeld zurück und Claudia zieht sich erst einmal um. Mia´s Schlamm wird langsam hart und sie kann kaum richtig laufen. Zum Glück verläuft ein paar Hundert Meter weiter ein Fluß im Valle de Quitor und Mia und die anderen Hunde werden dort ausgiebig gebadet und vom Schlamm befreit. Tja, und so können sie die Wanderung doch noch fortsetzen, jetzt halt nur noch eine kurze Tour durch das schöne Valle de Quitor.







15 Kilometer westlich von San Pedro de Atacama ist der Eingang in das Valle de la Luna. Die Sonne scheint und es sind kaum Besucher im Tal. Optimale Bedingungen, diese spektakuläre Mondlandschaft in Ruhe zu genießen. In einem der trockensten Gebiete der Welt liegt diese Landschaft, die mit ihren Gesteinsformationen Einen wirklich eher an Bilder erinnert, die man von Mondaufnahmen her kennt. Wir fahren eine Piste aus Schotter und Salz, vorbei an Sanddünen und bizarren, vom Wind geformten Felsen, bis zu einem Punkt, an dem uns der Boden etwas zu salzkrustig wird und wir gehen zu Fuß noch ein paar hundert Meter über einen ausgetrockneten Salzsee. Unsere Fotografen sind sehr zufrieden, als wir am Abend den Park verlassen und uns auf dem Parkplatz des Besucherzentrums für die Nacht einrichten.















Auf unserer Reise durch Südamerika, und speziell in Argentinien, haben wir schon viele Lagunen mit Flamingos gesehen. Und eigentlich habe ich nicht mehr so richtig den Drang, einen Ort dann nur wegen dem Vorkommen dieser zugegebenermaßen wunderschönen Vögel aufzusuchen. Da wir aber zu viert durch die Atacama reisen und halt nicht nur in San Pedro bleiben wollen, geht es gemeinsam zur 65 km entfernten Laguna Chaxa. Tja, und dann muß ich zugeben, daß sich die Tour hierher wirklich gelohnt hat. Die Landschaft um die Lagune ist einfach genial. Die Flamingos, es gibt hier drei verschiedene Arten dieser Spezies, bieten uns sowohl stehend als im Flug immer wieder perfekte Fotomotive. Der spiegelglatte See, die Bergwelt im Hintergrund und die heute außergewöhnliche Wolkenbildung tragen auch dazu bei.











Noch ein paar Kilometer weiter liegen auf über 4.000 Metern die Laguna Meñiques und die Laguna Miscanti. Wir müssen allerdings unseren Großen einiges zumuten, um den Nationalpark, in dem sich die Lagunen befinden, zu erreichen. Nachdem wir uns langsam über die schlechte, steile Schotterpiste hinaufgekämpft haben, möchte uns der Herr Ranger nicht hineinlassen. Er hat Mia entdeckt und Hunde sind hier in den Nationalparks nicht erlaubt. Claudia kann aber schließlich Überzeugungsarbeit leisten und wir fahren hinab zu den beiden, tiefblauen Seen. So schön die Landschaft, so kalt die Temperatur. Wir fahren am Nachmittag lieber wieder in tiefere, wärmere Gefilde und landen schließlich auf einem schönen Platz im einzigen, kleinen Waldgebiet der Reserva Tambillo.







Ina und Hajo wollen nochmal an die Küste, bevor es für sie nach Bolivien geht. Wir werden morgen über den Paso de Jama nach Argentinien reisen. Ein schöner Übernachtungsplatz für einen letzten, gemeinsamen Abend mit den Beiden wäre da natürlich angesagt. Und genau diesen finden wir nach einiger Suche schließlich oberhalb von San Pedro de Atacama auf einem Plateau mit traumhafter Aussicht auf den Ort und dessen Hinterland. Ina verwöhnt uns mit Semmelknödel und Paprikagulasch, und wir können sogar im Freien zu Abend essen. Ein perfekter Abschluß nach einer tollen Zeit mit den beiden Schwaben und ihren drei Fellnasen.







Schon vor ziemlich genau zwei Jahren sind wir von San Pedro über den Paso de Jama gestartet. Diesmal jedoch sind die Temperaturen deutlich kälter und Mia kommt erstmals in den Genuß eines kleinen Spaziergangs durch Schnee. Die Straßen sind aber alle frei und super befahrbar. Noch vor zwei Wochen war der Paß wegen Schneegestöber gesperrt. Wir passieren schnell und problemlos die Grenze nach Argentinien und verabschieden uns (wahrscheinlich) endgültig von Chile.







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