Brasilien III

Nach der kleinen Pause in Flores da Cunha geht’s weiter im Zickzackkurs durch den Süden Brasiliens. Wir übernachten in Sao Joaquim und fahren am nächsten Morgen eine tolle Serpentinenstrecke hinunter in das Tal Serra do Rio do Rastro. Von über 1.400 Metern Höhe zieht sich die Straße ála Stilfserjoch hinunter ins Tal – ein Traum für jeden Motorradfahrer. Gott sei Dank ist es Montag und wir haben relativ wenig Verkehr. Bei perfektem Wetter genießen wir diese herrliche Strecke durch die schöne Landschaft der Serra do Rastro.

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01 Araukarienbaeume auf der Strecke02 kleine Wasserfaelle03 Serra do Rio do Rastro04 riskanter Futterplatz05 unsere Strecke zum Meer06 diese Serpentinenstrasse wartet auf uns0708 Mia geniesst auch die Fahrt

Die gute Stimmung auf dieser Route wird nur getrübt, als mir während der Fahrt so ein leckeres Karamell Bonbon eine meiner Zahnkronen zieht. „Mist, bis wir da wohl wieder nen Zahnarzt finden“. Wie immer ein total falscher Gedankenansatz. Wir fahren bis zum späten Nachmittag und finden in Gravatal einen Übernachtungsplatz auf einem Campingplatz an einem Thermalbad. Gravatal ist so eine Art Kurort und macht einen sehr aufgeräumten, einladenden Eindruck. Und natürlich gibt es in so einem Ort an jeder Ecke einen Zahnarzt. Kaum zwei Stunden nach unserer Ankunft sitzt die Krone wieder perfekt an seinem Ort – gute, saubere Arbeit für 29 Euro. Von Gravatal an die Küste sind es nur noch wenige Kilometer und unser Ziel ist der Fischerort Laguna. Dessen historische Altstadt ist klein, aber sehenswert, verfügt sie doch über einige alte Kolonialstilhäuser und schön angelegte Einkaufsstraßen.

01 Historisches Zentrum von Laguna02 Kirche im Ort03 wir spazieren durch die Gassen04 nette Ecken gibt es hier050607 der letzte Anstrich wird gemacht08

Der Fluß Rio Tubaráo fließt über die Lagune do Imaruí durch einen Seitenarm direkt bei Laguna ins Meer. An diesem Seitenarm stehen jeden Tag zahlreiche Fischer mit ihren Wurfnetzen und warten auf die Fischschwärme. Das Besondere hierbei ist, daß die Fischer hier ganz außergewöhnliche Helfer haben. Eine Gruppe Delfine hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Leuten hier beim Fischfang „unter die Arme zu greifen“ und ihnen die Fischschwärme regelrecht ins Netz zu treiben. Erst konnten wir es ja gar nicht so recht glauben, dann aber ist es tatsächlich so, daß jeden Tag, von früh bis spät, 3 bis 5 Tümmler zu beobachten sind, wie sie in dem Fluß hin und her schwimmen, die Fische in bestimmte Bahnen lenken und die Fischer dann alle irgendwie zu gleicher Zeit erkennen, wann die Netze geworfen werden müssen. Ab und zu gehen ein paar Würfe zwar auch ins Leere, oder sind nur von wenigen Fischen besetzt. Des Öfteren sind aber auch richtig große Fänge zu erkennen und die Männer machen meist einen recht zufriedenen Eindruck mit dem Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Delfin.

01 in Laguna gibt es etwas sehr spezielles02 Delfine kooperieren mit den Fischern03 perfekter Beobachtungsplatz04  Delfine zeigen wo die Fische sind05 und dann werden die Netze geworfen06 so einfach kann man Beute erzielen07 und hier faellt fuer jeden was ab08 der Nachwuchs wird auch schon angelernt09 ein tolles Schauspiel10 langsam kehrt Ruhe ein11 wir geniessen den Sonnenuntergang12 auf dem Weg zum Leuchtturm

Wir übernachten auch gleich hier bei den Fischern und wundern uns noch über die Aufbauarbeiten, die gerade neben uns auf einem großen, freien Platz stattfinden. Auf Nachfrage erfahren wir, daß hier am Donnerstag „die berühmte Motolaguna“ - ein Motorradfestival - stattfindet, eines der größten Brasiliens. Wir sind ob des aktuellen Standes der Aufbauten wieder mal skeptisch, werden aber wieder eines Besseren belehrt. Es ist nämlich Dienstag und wir entscheiden uns zu bleiben und das Spektakel mitzuerleben. Und was hier dann ab Donnerstag, vor allem am Freitag und am Samstag, abgeht, war vorher einfach so nicht zu erwarten. Zigtausend Motorräder finden sich ein, um an der Promenade genüsslich entlang zu flanieren und den anderen Bikern sowie uns staunenden Zuschauern zu zeigen, was sie haben. Und das nicht nur auf das Motorrad bezogen, versteht sich. Mann, wir sind in Brasilien - hier heizen einem nicht nur die Temperaturen ein. Überall lassen die Biker ihre Maschinen aufheulen bis die Kolben glühen, Gummikreißel werden auf die Straße gezogen, der Geschwindigkeitsprüfstand ist rund um die Uhr belagert, Rockmusik live an verschiedenen Plätzen, an zahlreichen Ständen werden Bikerklamotten verkauft und von diversen Motorradherstellern wie BMW und Kawasaki sind Ausstellungsflächen auf dem Platz. Wir halten das auch locker 3 Tage und 2 Nächte aus, machen uns aber am späten Samstagabend dann doch aus dem Staub, um mal wieder an ruhigerer Stelle etwas Schlaf nachzuholen.

01 Heisse Geschosse sieht man auf der Motolaguna02 Mann zeigt was man hat03 BMW BMW BMW04 - geil05 - geiler06 - am geilsten07 Harley Davidson08 er hat es im Griff09 Gedenken an die verunglueckte Fussballmannschaft10 heisse Motorradbraeute11 kleine Rockermaus12 jede Menge Action13 Marke Eigenbau14 seeehr schmaler Nierengurt15161718 es gibt kaum noch ein durchkommen19 Abends steppt der Baer20 Musikbands sorgen fuer Stimmung

Brasilianische Wohnmobilisten dieser Region fahren in den Ferien nach Garopaba. „Dort gibt es einen tollen Campingplatz mit 60.000m² Stellfläche – der bietet für ein paar hundert Wohnmobile Plätze an – aber während der Ferienzeit muß man reservieren, den ab dem 25.Dezember ist der Platz voll“, so die Aussage. Wir kommen aber am 11. Dezember nach Garopaba und hoffen daher auf einen schönen Platz. Der wäre auch noch zur Genüge vorhanden – nur halt nicht für Hundebesitzer. Für die gibt es auf der anderen Seite der Straße einen umzäunten Schotterplatz, der ohne jegliche Pflanzen oder gar Bäume einfach nur hässlich ist. Und das für knapp 50 EUR am Tag – nee – da schlafen wir lieber auf der Straße. Und finden sogar einen tollen Platz mit Blick aufs Meer gleich neben ein paar schicken Häusern. Klar – einer der Nachbarn hier ist deutscher Abstammung und bietet uns gleich seine Hilfe an. Dank Valdir und Sandra können wir unsere leere Gasflasche füllen und Wasser tanken. Und nachts haben die Beiden bestimmt auch immer ein Auge auf uns. Garopaba gefällt – es macht einen sehr lockeren und entspannten Eindruck. So bleiben wir drei Tage, treffen einige nette Leute, schicken Mia des Öfteren mal ins Meer und gehen abends lecker Fischessen in einer der Strandbars.

01 wir sind in Garopaba02 bald ist Hauptsaison03 Graffitikunst04 Paroquia Sao Joaquim05 Kunsthandwerk06 ein netter kleiner Ort07 Panoramablick auf Garopaba08 hier stehen wir besser als auf dem Camping09 Uwe fuellt Gasflaschen um10 aufs Abendessen muessen wir noch etwas warten11 denn es wird frisch geliefert12 Garopaba am Abend

Trotz der vielen Touristen am Strand wird hier gefischt. Und zwar auch wieder auf „ ganz spezielle“ Art und Weise. Die Fischer legen mit ihren Booten ein riesiges Netz in der Bucht aus und bringen nur die beiden Seile an den jeweiligen Netzenden mit an Land. Dort stehen dann links wie rechts am Strand der Bucht je 7 bis 10 Leute, die das Netz dann Zug um Zug einholen. Es finden sich auch immer ein paar Touristen, die da gerne mithelfen. Und der Fang lohnt sich. Unglaublich, wie viele Fische sich in dem Netz verfangen haben. Ein Spektakel, das wir jeden Tag beobachten können.

01 die Fischer bringen ihr Netz an Land02 Unterstuetzung tut gut03 am Strand helfen noch mehr Leute04 erfolgreicher Fang05 grosses Staunen06 schnell werden die Fische weggebracht07 und schon wieder ist der Zauber zu Ende

Etwas südlich von Garopaba liegt der Strand Praia do Rosa. Es gibt hier eigentlich keine guten Stellmöglichkeiten für unseren Großen. Und zu dieser Jahreszeit schon gar nicht. Aber der Spot für die Wellenreiter macht einen sehr einladenden Eindruck und wir zischen erst mal einen leckeren Smoothie in einer Strandbar. Der Angestellte der Bar macht uns auf einen Wanderweg aufmerksam, der am Ende der Bucht startet und dessen Anfang wir uns mal kurz ansehen. Danach beschließen wir kurzerhand, gleich an der Straße neben der Bar zu übernachten, um am nächsten Morgen nach dem Frühstück die Wanderung in Angriff zu nehmen. Der einstündige Hike zur Nachbarbucht bietet herrliche Ausblicke auf die Buchten Praia do Rosa und Praia Ibiraquera und macht uns richtig Spaß. Nach zweieinhalb Stunden sind wir wieder zurück, sitzen in einer netten Strandbar an der Praia do Rosa, essen frischen Fisch und beobachten die zahlreichen Wellenreiter, die sich zwischenzeitlich hier eingefunden haben.

01 wir sind in Praia do Rosa02 wir machen einen tollen Ausflug03 Fotoshooting unterwegs04 Blick zur Praia do Rosa05 die Zebu Rinder lassen uns in Ruhe06 unser Ziel - Praia Ibiraquera07 einsame Straende08 wandern macht durstig09 ein interessanter Wanderweg10 wieder an der Praia do Rosa11 ein entspannter Flecken12 Treffpunkt der Surfer

Eigentlich haben wir uns schon abgesprochen und den Besuch der Insel Santa Catarina ad acta gelegt. Zu viel Zeit auf der bisherigen Tour durch das südliche Brasilien ist schon verstrichen und wir wollten ja schon viel weiter im Norden sein. Tja, und jetzt fahren wir Richtung Florianopolis, sehen die Brücke, die auf die Insel führt, schauen uns kurz an….. und biegen ab. Was solls, wenn wir schon mal hier sind, fahren wir auch rüber und stehen dafür auch gleich im Stau. So lassen wir die Stadt Florianapolis „schnell“ hinter uns und fahren weiter in den Norden der Insel bis zum Fort „Fortaleza Sao Jose da Ponta Grossa“. Die kleine Burg ist noch relativ gut erhalten und der Besuch lohnt bei geringem Eintritt allemal (sogar Mia durfte mit hinein). Man hat von der Burg auch einen schönen Ausblick auf die Bucht und die Piratenschiffe, die man reihenweise auf dem Meer entdecken, oder besser „erhören“ kann, denn von diesen Party-Piratenschiffen sind aktuell offensichtlich einige unterwegs.

01 Forteresse de Sao Jose da Ponta Grossa02 verrostete Kanonen03 Blick aufs Meer04 wir haben die Piraten im Visier05 sogar Mia darf mit in die Festung06 die alte Kapelle0708 noch mehr Piraten

Auf dem Weg zum Fort haben wir schon mal nach einem Übernachtungsplatz Ausschau gehalten und beschlossen, in dem recht edel aussehenden Teil des Ortes Jurere nach einem ruhigen Platz an der Straße zu suchen. Den entdecken wir auch ziemlich schnell und finden uns mitten zwischen den pompösesten Villen wieder, die wir auf unserer Reise bisher gesehen haben. Beim Spaziergang durch den Ort fällt uns auf, daß so gut wie alle Häuser hier extrem nobel sind und auch das Stadtzentrum von Jurere ist schön, sauber, geschmackvoll, einfach beeindruckend. In der Zeitung lesen wir, daß u.a. die Herren Ronaldo und Ronaldinho hier ein Häuschen haben, während unmittelbar neben uns am Strand der ehemalige Tennis-Weltranglistenerste Gustavo Kürten mit seiner Familie im Sand liegt. Nicht, daß wir ihn als solchen erkannt hätten, aber sein Gesicht ist in einem Artikel der Zeitung erschienen, der auf eine Benefizveranstaltung mit dem Tennis-As hingewiesen hat. Natürlich gibt es hier auch an jedem Eck einen Immobilienmakler, und natürlich stehen hier auch jede Menge Anwesen zum Verkauf. Unweit unseres Parkplatzes wurde gerade ein Gebäude mit Eigentumswohnungen fertiggestellt. Rein aus Neugier checken wir mal die Preise im Internet: um die 3 Mio Euro pro Einheit – nix für Uwinho und Claudinha.

01 Luxusvillen in Jurere02 nur ein Ausschnitt von dem was in Jurere steht03 wir uebernachten gleich mal hier04 feiner Sandstrand05 schicke Einkaufsmeile0607 Vorgartenschoenheit08 Eisenbahn Brauerei

Vom Norden der Ilha de Santa Catarina geht es jetzt knapp 60 km bis zum südlichsten Punkt der Insel nach Caieira do Sul. Nachdem die ganze Insel in der Ferienzeit stark frequentiert ist und so gut wie keine Parkplätze, geschweige denn Übernachtungsplätze zu finden sind, überrascht uns Caieira mit gähnender Leere. Ein paar PKWs stehen auf dem Parkplatz, der gleich neben der Wendeschleife am Ende der Straße zu finden ist. Der Besitzer hat für seine parkenden Gäste einen Kiosk, saubere Toiletten und eine Außendusche zu bieten. Uns läßt er auf einer etwas höher gelegen Wiese parken und legt uns sogar noch ein Stromkabel aus seinem Büro zu unserem Wohnmobil. Und fertig ist ein sehr schöner, ruhiger Übernachtungsplatz unter Palmen mit Blick aufs Meer für keine 6 EUR am Tag.

01 Aussichtspunkt im Inselinneren02 Austernzucht entlang der Kueste03 im kleinen Dorf Caieira04 top ausgestatteter Parkplatz05 schoener als mancher Campinplatz06 kleine Bucht des Ortes07 Abendstimmung08 Abendstimmung

Der Parkplatzbesitzer selbst wohnt an einem Strand ca. 2 km von Caieira entfernt, am Praia de Naufragados, das Ausflugsziel der Brasilianer, die am Tag ihre PKWs hier abstellen. Auch wir wollen zu dieser Bucht, die man nur zu Fuß oder per Boot erreichen kann. Ein „Hunde verboten“ Schild läßt uns erst zögern, der Parkplatz Jeffe schüttelt über dieses Schild aber nur den Kopf und wir sollen Mia ruhig mitnehmen, denn am Strand leben einige Fischer und die haben alle mehrere Hunde. So wandern wir den Pfad entlang bergauf, bergab und durch teils schlammiges Erdreich, bis wir nach einer knappen Stunde den Strand erreichen. Gerade mal 15 andere Touristen teilen sich mit uns den schönen Strand, sowie die zwei Restaurants, die hier mit frischem Fisch die Besucher locken. Auch wir erliegen dem Lockruf und lassen uns die frischen Camarones und ein Bierchen schmecken. Und schon ist sie dahin, die Lust auf den matschigen Rückweg über den Hügel. Gut, daß es hier ein Wassertaxi gibt. Kaum haben wir gegessen, sitzen wir mit ein paar weiteren Wanderfaulen im Boot, das uns nach Caieira zurück bringt. Mia darf umsonst mitfahren, es ist ihre erste Tour in einer kleinen Jolle und es scheint ihr Spaß zu machen.

01 unser heutiger Ausflug02 auf matschigen Wegen durch den Dschungel03 Netzpilz04 Mia im Dschungel05 jeder sucht den besten Weg06 nur ein paar Fischer leben hier07 die Versorgung kommt per Boot08 wir staerken uns bei Camarones09 mit dem Boot geht es zurueck10 Mias erste Fahrt im Fischerboot - ganz locker11 Festungsruine auf einer vorgelagerten Insel12 das war ein schoener Ausflug

Nachdem wir die Ruhe in diesem kleinen Paradies drei Tage lang genossen haben, geht es für uns wieder weiter. Bevor wir aber die Insel verlassen, halten wir im Ort Ribeirao da Ilha. Ribeirao wurde uns von Brasilianern als „der Ort“ für Liebhaber von Austern empfohlen. Das beste Lokal dafür trägt den Namen Ostradamus, und ist ganz offensichtlich auch weithin dafür bekannt. Das für so einen kleinen Ort ziemlich große Fischrestaurant ist bis auf den letzten Platz gefüllt und außen warten schon die nächsten Gäste. So groß ist unser Verlangen nach Austern nun doch nicht, wir gehen an der Warteschlange vorbei und schlendern lieber noch ein wenig durch den gemütlichen Ort, bis wir uns dann auf den Weg nach Blumenau machen. Wie der Name schon verrät, eine Siedlung mit deutschen Wurzeln und dem zweitgrößten Oktoberfest nach München. Wir sind mal gespannt, ob es dort auch im Dezember vernünftiges Bier und das ein oder andere bayrische Schmankerl zu finden gibt.

01 Kirche in Ribeirao02 hier geht es sehr gemuetlich zu0304 bestes Austernrestaurant vor Ort05 nette Geschaefte06 Siesta07 der zweitaelteste Ort auf Floripa08 liebevoll hergerichtet

 

 

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