Nach 3,5 Jahren in Südamerika geht es endlich mal nach Paraguay. Wir sind schon gespannt, was uns dort erwartet, denn viele unterschiedliche Meinungen anderer Reisender haben wir bisher erhalten. Bei Ciudad del Este fahren wir über die Grenze und es geht schon mal äußerst positiv los. Claudia erledigt nämlich sämtliche Grenzformalitäten ohne mich – auch mein Paß wird abgestempelt – und kommt nach knapp 30 Minuten von den diversen Grenzposten zurück. Dann geh ich im Einkaufsparadies Ciudad del Este auf die Jagd nach diversen Elektronikas. Ein neues Autoradio, eine Festplatte und ein Doppel-Cerankochfeld ergattere ich ziemlich günstig in einem Mega-Elektronikladen. Dann noch eine Sim-Karte von Claro fürs Internet besorgt, Guarani – die paraguayische Währung – vom Automaten gezogen, und schon ist der halbe Tag gelaufen. Wir entscheiden uns, bei der Posada Monday zu übernachten. Der schöne Stellplatz auf einer großen Wiese liegt nur ein paar hundert Meter von den Wasserfällen „Salto Monday“ entfernt. Diese 45 Meter hohen Wasserfälle haben scheinbar das Pech, zu nahe an denen von Iguazu zu liegen und werden offensichtlich nur wenig besucht. So sind wir ziemlich allein in diesem schön angelegten Park unterwegs, aber die Fälle sind deutlich imposanter, als wir sie erwartet haben.
die Bilder sprechen für sich … Es geht wieder zurück in Richtung Hohenau. Bei Trinidad biegen wir ab und besuchen die Ruinen der Jesuitensiedlung „La Santisima Trinidad de Paraná“, eine von zahlreichen Missionarsstationen der Jesuiten im Gebiet von Brasilien, Argentinien und Paraguay. Trinidad ist die Größte aller Jesuitenanlagen. Sie wurde im Jahre 1706 gegründet und gehört seit 1993 zum UNESCO Weltkulturerbe. Viele tausend Guarani-Indios folgten den Missionaren, lebten hier und konnten Ackerbaumethoden, Baukunst, Handwerk sowie Viehzucht erlernen. Nur 60 Jahre später wurden die Jesuiten aber von den Spaniern vertrieben und die gut ausgebildeten Indios gaben wertvolle Sklaven ab. Wir bleiben gleich vor Ort, denn am Wochenende kann man nach Einbruch der Dunkelheit an einer kleinen, schon im Eintrittspreis von knapp 5 EUR p.P. enthaltenen Führung im speziell beleuchteten Areal der Jesuitenruinen teilnehmen. Es finden sich mit uns rund 20 Besucher ein, die das besondere Flair so einer nächtlichen Tour durch die alten Ruinen und die mystische Stimmung erleben wollen. Für das meiste der in Spanisch gehaltenen Führung reichen unsere Spanischkenntnisse nicht aus. Besser klappt das dafür bei der Dia-Show im Altar der Kirchenruine, bei der über die Geschichte der Missionen berichtet wird. Musikalische Klänge begleiten uns auf der Nachttour und lassen noch eine sehr spezielle Atmosphäre an diesem Ort aufkommen. Nach gut einer Stunde ist die Führung beendet und wir übernachten direkt am Parkplatz der Mission. Wieder in Hohenau statten wir dem Polsterer einen Besuch ab und bringen ihm alle Teile unserer Sitzgruppe. „In 3 Tagen sind die Polster fertig“ – wunderbar, das Wetter ist gut und wir können draußen sitzen. Daß man Zeitvorgaben und Termine in Lateinamerika nicht so genau nimmt, ist uns aber klar und wir gehen nicht wirklich davon aus, daß wir in 3 oder 4 Tagen auf unseren neuen Polstern sitzen. So genießen wir einfach die schöne Anlage des Parque Manantial, die gute Küche von Carla sowie die Gastfreundschaft von Ruben und seiner Familie. Zwischenzeitlich besuchen uns sogar Lutgard und Kaco, die Besitzer des Hotels Maitei in Encarnacion. Sie waren nicht vor Ort, als wir wegen des Karnevals in ihrem Hotel standen, wollten uns aber noch kennenlernen, da sie selbst mit ihrem Wohnmobil herumreisen. Nach einem schönen Abend laden uns die Beiden ein, wenn wir den Parque Manantial verlassen, bei ihrem Grundstück in Hohenau vorbeizukommen und den Grill anzufeuern. Mit „etwas“ zeitlicher Verzögerung erhalten wir schließlich unsere neu aufgepolsterten und mit Leder überzogenen Sitze zurück. Das Warten hat sich gelohnt!!! Das ganze Mobil riecht durch das Leder wie neu und wir können uns endlich wieder so richtig bequem auf die Sitzbänke schmeißen. Hurra! Wir freuen uns total. Wir verabschieden uns nach einer sehr schönen Zeit von Ruben und seiner Familie, freuen uns aber schon auf den Grillabend bei Lutgard und Kaco. Deren Zuhause überrascht uns total. Sie haben sich ein kleines, aber außergewöhnlich schönes Häuschen in eine traumhafte Landschaft gebaut. Vor einem Bach den Pool, daneben einen großen Weiher in eine gepflegte Rasenlandschaft integriert, alles extrem geschmackvoll gestaltet. Wir sind jedenfalls begeistert. Auch unser Großer findet scheinbar gefallen an der Umgebung…. als Ich ihn am Abend umparken will, läßt er sich nicht mehr starten. Die Batterie hat sich verabschiedet. Kurzerhand nimmt sich Lutgard den nächsten Tag frei und unternimmt mit uns am Morgen in ihrem Jeep eine Tour zu der indigenen Gemeinschaft der Guaviramí . In dem Dorf leben noch an die 150 Einwohner. Sie werden zum Teil vom Staat unterstützt, zum Teil bringen Touristen ein wenig Geld in die Kasse. Ein Guide führt uns durch das Dorf. Eine von Lutgard organisierte Tourismusbeauftragte aus der Region übersetzt aus der Sprache „Guarani“ ins Spanisch, Lutgard schließlich ins Deutsch. So erfahren wir einige interessante Details über das aktuelle wie das frühere Leben der Gemeinde. Zum Beispiel mit welchen Fallen sie Tiere gefangen haben und welche Wurzel oder Pflanze sie zur Heilung diverser Krankheiten verwendet haben. Schließlich führt der Guide uns noch zu einem Ort etwas oberhalb des Dorfes, den er selbst vor Jahren entdeckt hat. Ein Steinbruch, von dem sich offensichtlich die Jesuiten zum Bau ihrer Missionen das Material geholt haben. In einigen Steinen sind noch eingemeißelte Figuren zu erkennen. Am Nachmittag sind wir wieder auf dem Grundstück unserer Gastgeber. Ich fahre mit ihrem Angestellten Oscar zum riesigen Baumarkt bei Obligado und schon ist das Batterieproblem behoben.
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