In Encarnacion halten wir noch schnell beim Supermarkt und füllen unseren Kühlschrank, bevor es entlang der Jesuiten-Route bis nach San Ignacio Guazu geht. Der Ort wurde 1609 als erste jesuitische Mission in Paraguay gegründet. Von der Mission selbst sind aber nur noch ein paar Mauerreste übrig geblieben. Wir besichtigen nur kurz die kleine Kirche an der Plaza sowie ein paar Steinmetzarbeiten der Guarani-Indianer an der Ausfahrtstraße von San Ignacio. Die extremen Temperaturen rufen nach einer Abkühlung in einem Pool. Auf dem Campingplatz des sehr freundlichen Peruaners Gustavo finden wir neben einem schönen Übernachtungsplatz einen kleinen Pool, den wir den restlichen Nachmittag komplett für uns alleine haben.
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Das sonnige Wetter soll die nächsten Tage anhalten. Ideale Bedingungen also für einen Besuch des Nationalpark Ybycui mit seinen zahlreichen Wasserfällen. Direkt neben der Einfahrt in den Park ist eine Zufahrt zu einer ehemaligen Eisengießerei und wir entschließen uns noch schnell auf einen Abstecher in das ehemalige Werk von „La Rosada“. Von 1850 bis 1869 produzierte man hier Eisenteile zum Bau von Schiffen, Maschinen und Kriegsmaterial. Dann wurde die Anlage während der Tripleallianz von den uruguayischen und brasilianischen Truppen komplett zerstört und erst 1975 wieder nach Originalplänen rekonstruiert.
Dann geht’s in den Ybycui Nationalpark und nach knapp 3km Sandpiste erreichen wir den Parkplatz. Wir staunen nicht schlecht über die vielen Besucher in diesem Naturparadies. Ist uns aber auch relativ egal, denn es ist ja Sonntagnachmittag und schon bald verlassen die Gäste den Park und wir hören nur noch das Rauschen des Wasserfalls. Am nächsten Morgen sind wir hier dann ganz allein und uns gefällt es hier so gut, daß wir beschließen für ein paar Tage zu bleiben. Wir wandern durch den Dschungel zu den verschiedenen Wasserfällen, beobachten die zahlreichen Schmetterlinge, erfrischen uns in dem kühlen Wasser oder sitzen einfach nur mit einer Tasse Kaffee am Wasserfall und lauschen den Naturgeräuschen, während Mia durch das Wasser tobt.
In Sapucay, einem kleinen Ort in den Kordilleren, kann man ein Eisenbahnmuseum besuchen. Es ist aber schon 16 Uhr und das Kassenhäuschen ist bereits geschlossen. Irgendwie ärgert uns eh das Schild mit den Eintrittspreisen am Eingang. „2 US Dollar für Einheimische – 10 US Dollar für Ausländer“. Spontan vergeht uns die Lust, das Museum zu besuchen. Während Uwe es sich schon im Womo gemütlich macht, gehe ich noch mit der Kamera auf die Pirsch, um noch ein paar Schnappschüsse der verrosteten Loks in der Außenanlage machen zu können. Am Eingang treffe ich aber den freundlichen Hausmeister, der mich doch tatsächlich fragt, ob ich die Anlage denn jetzt noch besuchen möchte. Das es schon so spät ist, stellt für ihn kein Problem dar und für den Einheimischen Preis von 2 Dollar geht es schließlich doch noch für uns ins Museum. Und sogar Mia darf mit hinein. Im Jahr 1894 wurde in Sapucay die zentrale Reparaturwerkstatt für Eisenbahnen in Zusammenarbeit mit englischen Ingenieuren in Betrieb genommen. Die Hochphase war in den 30er und 40er Jahren. Sehr interessant war die Tatsache, daß eine einzige Dampfmaschine mit einem durchdachten Treibriemensystem alle Maschinen angetrieben hat. Bis heute hat man alles so belassen, wie es damals verlassen wurde und es steht einer kleinen Zeitreise in die Vergangenheit der „Paraguay Central Railway Company Limitid“ nichts mehr im Wege.
Wir haben im Internet gelesen, daß es in Indepedencia ein Lokal geben soll, das eine uns wohlbekannte fränkische Spezialität – Schäufele - auf der Speisekarte hat. Grund genug für einen kleinen Umweg von rund 100 km. Am Ziel angekommen gibt es aber eine bittere Enttäuschung. Das Restaurant ist geschlossen und Schäufele gibt’s hier wahrscheinlich eh nicht. So geht es weiter in Richtung Altos. Auf dem Weg halten wir noch kurz in Tobati, einem kleinen Ort, der für seine Ziegelherstellung bekannt ist. Wir steigen am Mirador die Stufen hinauf und verschaffen uns einen Überblick über den Ort. Danach halten wir noch bei einer Ziegelei und schauen den Arbeitern beim Brennen der Ziegel über die Schulter.
In San Bernardino am Lago Ypacarai sehen wir das Schild vom „Restaurante Oktoberfest“. Hier gibt es zwar auch kein Schäufele, aber Haxn mit Semmelknödel ist ja schon mal ein Trost. Relativ zufrieden beschließen wir, die Nacht am Seeufer zwischen leerstehenden Luxusanwesen zu verbringen, bevor es am nächsten Tag zu unserem eigentlichen Ziel geht.
„Hasta la Pasta“ in Altos ist mittlerweile die(!) Anlaufstelle für Reisende in Paraguay. Marion und Rene bieten einen tollen Rundumwohlfühlplatz und viele unserer Reisefreunde haben uns schon davon vorgeschwärmt … und haben nicht zu viel versprochen. Wir treffen auf viele Gleichgesinnte und die nächsten Tage und Wochen sind ausgefüllt mit geselligen Grillabenden, relaxen am Pool und Erfahrungsaustausch. Und wir haben genügend Zeit, mal wieder in aller Ruhe unser Fahrzeug auf Vordermann zu bringen.
Jeden Samstag steigen die meisten Reisenden entweder in ihre eigenen Fahrzeuge oder in den Van von Rene. In San Bernardino ist deutscher Markt. Leckereien aus der Heimat werden angeboten und wir schlagen kräftig zu. Kassler, Schwarzwälder Kirschtorte, Sauerkraut, Vollkornbrot, Quark, jede Menge Schweizer Käse, leckere Wurstwaren und noch viel mehr landen in unseren Einkaufstaschen.
Wir haben unseren Aufenthalt bei Hasta la Pasta verlängert und nun laufen unsere Visa in zwei Tagen ab. Es ist Sonntag und wir fahren nach Asuncion und hier zuerst an die Grenze zu Argentinien. Nach kurzer Nachfrage und der Zahlung einer gewissen „Gebühr“ sind unsere Pässe um weitere 3 Monate verlängert und dazu die Autopapiere neu ausgestellt. Wir müssen daher noch nicht mal über die Grenze nach Argentinien ausreisen und sparen so Zeit und Geld. Wir nutzen den Hauptstadtaufenthalt, um zum Zahnarzt zu gehen. Dr. Neufeld spricht deutsch, hat eine moderne Praxis und checkt mal etwas intensiver unsere Zähne. Ergebnis: wir brauchen beide eine neue Krone, Uwe vorher noch eine Wurzelbehandlung. Kein Problem, wir haben ja jetzt wieder viel Zeit für die Behandlung. Neue Solarpaneele, Teleskopleiter und einiges mehr können wir in Asuncion ergattern. Die Stadt Asuncion zählt nun nicht gerade zu unseren Favoriten und der Dauerregen tut sein Übriges. Das tägliche Verkehrschaos macht das Ganze nicht besser und so machen wir uns wieder auf den Weg nach Altos.
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