Wir befinden uns in Pedro Juan Caballero in Paraguay und wollen nach Ponta Bora in Brasilien. Und wenn wir nicht genau wüssten, daß dies hier die Grenzstadt ist, wo wir die Grenzformalitäten zu erledigen haben, würden wir hier ganz locker einfach durchfahren. Einen richtigen Grenzübergang gibt’s hier nämlich nicht. Dank ioverlander finden wir aber schnell die vier Anlaufstationen für unsere Ab- bzw. Anmeldung. Alles klappt schnell und unkompliziert, nur bei der brasilianischen Aduana müssen wir ein Formular ausfüllen, auf dem ein Punkt hinterfragt, ob man Tiere mit ins Land bringt. Wir machen unser Kreuz bei „Ja“ und der Grenzer bittet uns daraufhin nach der speziellen Einreiseerlaubnis mit Gesundheitsnachweis für Mia. Uups, haben wir nicht – bisher mußten wir für Brasilien weder so ein Formular ausfüllen noch war die Frage nach solchen Unterlagen ein Thema. Ich renn zum Wohnmobil und hol den Impfpass, in der Hoffnung, die Formalitäten zu umgehen. Doch noch bevor ich ihm den Impfpass unter die Nase halten kann, erkennt der Mann die Problematik. Er sagt „das ist wohl alles zu aufwändig, dann haben sie eben keinen Hund“ – streicht unser „Ja“ im Formular wieder raus und wünscht uns eine gute Reise. Tja so unkompliziert kann die Einreise mit einem Haustier sein. Bem-vindo en Brasil.
So fahren wir entspannt auf gut ausgebauten Straßen bis Bonito. Auf dem Camping Rio Formoso werden wir uns erst einmal akklimatisieren, denn die Temperaturen im brasilianischen Winter zeigen 35° Grad an und gefahren sind wir auch genug in den letzten Tagen. Schon bald gesellen sich Chris und Thomas zu uns. Die Beiden sind auch schon seit 2009 unterwegs und es gibt viel zu quatschen. Zur Abkühlung geht’s zwischendrin in den mehr als erfrischenden Rio Formoso. Nach zwei unterhaltsamen Tagen fahren wir abends gemeinsam nach Bonito und werden von den Beiden in ein Restaurant eingeladen. Bei fritierten Kaimansticks und lecker gegrilltem Pacu sowie den in Brasilien obligatorischen Caipirinhas gilts den Geburtstag von Thomas zu feiern.
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Wir verabreden uns mit Chris und Thomas bei der Fazenda Meia Lua in Miranda und holen uns hier schon mal einen ersten Eindruck von dem, was uns dann später im Pantanal noch so alles erwartet. In den Palmen um uns herum tummeln sich morgens gleich unterschiedliche Tukan Arten und holen sich ihr Frühstück in Form von Bananen und Papaya direkt vom Baum. Fotofreaks befinden sich zeitweilig im Fotorausch. Die Fazenda bietet einige Wanderwege durch eine ausgesprochen schöne Landschaft und wir erkunden verschiedene Wege, immer in der Hoffnung auf weitere exotische Artgenossen der Tierwelt dieser Region.
Paula, die aktuelle Managerin der Anlage, ist äußerst nett und hilfsbereit. Chris und ich buchen bei ihr einen abendlichen Ausritt durch das Gelände bis zum Sonnenuntergang. Es geht über die riesigen Rinderweiden durch eine tolle Landschaft und wir sehen doch tatsächlich vier Ameisenbären in der Entfernung. Einfach klasse, dieser Ausflug hat sich wirklich gelohnt.
Chris und Thomas verlassen uns leider schon wieder. Sie wollen mit dem Schiff von Corumba nach Porto Jofre fahren und uns dann im nördlichen Pantanal wieder treffen. Wir bleiben noch einen Tag und machen uns diesmal zu Fuß auf die Suche nach einem Ameisenbär. Vorher jedoch macht Uwe eine andere Entdeckung. Mit dem Fernglas erkennt er ein badendes Tapir in einem Wasserloch in rund 200 Meter Entfernung. Wir schleichen uns an und freuen uns schon auf die Schnappschüsse, die uns gleich geboten werden. Aber gerade als wir einen kleinen Damm, der die Seite des Tümpels umgibt, leisen Schrittes umrunden und die Kamera ansetzen, kommt von der anderen Seite Paula mit einer kleinen Reitergruppe. Kaum macht Paula ihre Gäste auf das Tier aufmerksam, erkennt auch der Tapir die Truppe und macht sich schleunigst aus dem Staub. Bedient hocken wir uns an den Rand des Tümpels und ärgern uns schon ein wenig. Sicherheitshalber bleiben wir mal für eine halbe Stunde sitzen und beobachten den Waldrand, aber der Tapir kommt nicht wieder. Wir sind dann eigentlich schon auf dem Rückweg, als wir in der Entfernung einen Ameisenbär erkennen. Die Tiere sehen und hören schlecht und wir bleiben einfach stehen, da er genau in unsere Richtung marschiert. Erst als er so knapp vier Meter vor mir steht, erkennt er wohl, daß es sich hier nicht um einen Termitenhügel handelt und dreht langsam ab. Na das war dann doch noch ein erfolgreicher Tag.
„Das Pantanal ist eines der größten Sumpfgebiete der Erde und als Ökosystem einzigartig. Mit etwa 230.000 km² Fläche ist das Pantanal fast genauso groß wie die Bundesrepublik Deutschland vor der Wiedervereinigung. Es gibt kaum einen Ort, wo sich so viele verschiedene Vögel, Fische, Reptilien und Säugetiere in den Flüssen, Sümpfen und Lagunen tummeln.“ Genau da wollen wir hin und biegen von der BR 262 auf die 120 km lange Schotterpiste „Estrada Parque“ ab, die durch das südliche Pantanal führt. Das „Parque Hotel“ am Passo do Lontra ist der ideale Einstieg in diese Tour. Wir stehen mit dem Wohnmobil direkt am Fluß und das Tierparadies liegt unmittelbar vor unserer Haustür. Auch der Dschungelwecker funktioniert hier bestens. Das extrem laute, nervtödende Gekrächze der Hokkohühner haut einen gegen 5.30 Uhr aus dem Bett, ob man will oder nicht.
Die vom Hotel angebotene Bootstour ist gut gebucht. Mit Glück kann man sogar Jaguare in freier Wildbahn beobachten. Ich gönne mir diese 3-stündige Tour, während Uwe mit Mia zu Fuß die Hängebrücken im Sumpfgebiet unsicher macht. Ich sehe zwar keinen Jaguar, habe aber eine recht unterhaltsame Fahrt auf dem Rio Miranda mit den üblichen Verdächtigen Wasserschwein, Kaiman und Jabiru. Sogar eine Brüllaffenfamilie ist in den Bäumen am Ufer.
Die Estrada Parque führt mitten hinein in das Sumpfgebiet. Die Straße verläuft auf einem Damm, eine staubige Piste mit etwas mehr als 80 Holzbrücken. Die ersten 70 km halten wir immer wieder auf den Brücken an, um die Kaimane und Wasservögel zu beobachten. Eigentlich wollten wir gar nicht so weit fahren, aber die Landschaft ist einfach toll, die Tierwelt faszinierend, also warum nicht bis ans Ende der Estrada Parque fahren. In Porto da Manga übernachten wir am Rio Paraguay, den wir erst am nächsten Tag mit einer kleinen Fähre überqueren wollen. Am Morgen ist aber noch Geduld angesagt, bis die Rinder von sechs LKw`s auf einen speziellen Ponton verladen sind. Auf der anderen Seite hören die Brücken auf und es geht durch sumpfiges Farmland, zum Schluss führt die Strecke sogar noch ein Stück in die Berge.
Nun sind wir also doch in Corumba und treffen dort zufällig auch sofort auf Chris und Thomas, die auf der Suche nach einem Schiff fündig geworden sind. Da deren Abfahrt aber erst in zwei Tagen auf dem Plan steht, verbringen wir noch gemeinsam die Zeit am Hafen und sehen schon mal bei anderen Schiffen zu, wie so eine Verladung von Fahrzeugen auf die sonst zum Viehtransport vorgesehenen Pontons von Statten geht. So sehr uns die Reise mit so einem Boot auch reizt, ist uns das Risiko dann doch zu groß, nicht zu wissen, wie die Anlandestelle in Porto Jofre aussieht. Auch für Mia wären wohl 3 Tage auf dem Schiff nicht so das Wahre. Und so verabschieden wir uns zum zweiten Mal von Chris und Thomas, machen uns auf die Reise auf der Autobahn nach Norden und verabreden uns mit den Beiden zu einem dritten Treffen, nächstes Mal dann auf der Transpantaneira.
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