Wie man anhand der immer seltener werdenden Berichte leicht erkennen kann, ist unsere Reisegeschwindigkeit aktuell ziemlich zurückgeschraubt. Die Tatsache, daß wir dieses Jahr noch nach Deutschland müssen, und Renate und Bruno uns angeboten haben, in dieser Zeit auf Mia aufzupassen, läßt uns in der Nähe in und um Paraguay verweilen und wir haben es nicht eilig, von Hasta la Pasta abzureisen. So sind wir immer noch hier, als ich Geburtstag habe. Eigentlich mach Ich mir nicht so viel daraus, meinen Geburtstag zu feiern, aber da hier gerade so „viele nette Menschen“ sind, veranstalten Claudia und ich ein kleines Kaffeekränzchen. Am deutschen Mark noch ordentlich Kuchen mitgenommen und schon haben wir einen schönen, unterhaltsamen und äußerst lustigen Geburtstagsfeiernachmittag. Geburtstag ist somit wieder einmal gefeiert und abgehakt.
Denkste! Es gibt nämlich eine Überraschungs-Geburtstags-Poolparty. Marion und Rene hatten die Idee und die „vielen netten Menschen“ auf dem Platz haben mich dann erst mal ordentlich abgelenkt, damit ich von den Vorbereitungen nichts mitkriege. Ein kleines Mittagsschläfchen, etwas Bundesliga, und schon ist es nach 18.00 Uhr. Claudia gibt mir zu verstehen, daß ich mich langsam mal fertig machen soll, denn es gibt bald was zu Essen. Ich staune nicht schlecht, als ich zu dem geschmückten Bereich am Pool komme und die vielen Leckereien von den Gastgebern vor mir aufgetischt werden. Jetzt wird mir erst der eigentliche Grund für die anstehende Feier genannt und ich bin natürlich total geplättet. Die erste Hasta-la-Pasta-Poolparty, und das zu meinem Geburtstag! Das leckere Essen mit Marions Kartoffelgratin, saftigen Rinderfilets, Würsten und Salaten, wird dann am Ende noch gekrönt von Regula, die mich mit meiner Lieblingsnachspeise – Bananensplit – überrascht. Hab ich eigentlich schon erwähnt….? ….. „viele nette Menschen“ hier bei Hasta la Pasta...! Nach dem Essen werden dann die überflüssigen Kalorien gleich wieder bis spät in die Nacht weggetanzt. Geburtstag nun endgültig gefeiert…… schön war´s!
Nun sind wir schon wieder über 8 Wochen auf dem Platz, aber von Langeweile keine Spur. Wir essen gemeinsam bei Marion, treffen uns am Grillplatz zum Quatschen oder am Pool zum Filmeabend. Tagsüber gehen wir gemeinsam zum Einkaufen, helfen spontan beim Querfeldeinlauf, der gerade bei Hasta la Pasta vorbeiführt oder sitzen wie so oft in geselliger Runde zusammen. Sandra und Michi aus Österreich laden spontan zum Weißwurstfrühschoppen und alle sind mit dabei. Außerdem ist gerade die Winterolympiade. Jeden Morgen treffen sich die Sportbegeisterten bei uns vor dem Mobil und wir sind so gut wie bei allen wichtigen Entscheidungen live dabei. Biathlon und Abfahrtslauf, Eishockey und Skispringen, das Ganze bei 35 Grad im Schatten. Danach werden die erhitzten Gemüter im Pool wieder abgekühlt. So gefällt uns der Winter!
Kurz bevor wir dann mal wieder weiterreisen, hat aber noch Kirsten Geburtstag und die nächste Feier steht an. Marion hat wieder ihren großen, gusseisernen Kessel aktiviert und Chili con Carne hängt über der Feuerstelle. Kirsten ist bekennender HSV-Fan, hat aber auch ein Herz für „die Mannschaft“! So bekommt sie von uns allen zum Geburtstag das Trikot der deutschen Fußballnationalmannschaft mit den 4 Sternen (Anmerkung der Redaktion: zum Zeitpunkt dieser Geburtstagsfeier war der Berichtsverfasser noch sicher(!), daß in Kürze ein fünfter Stern dazu kommt), und Kirsten freut sich schon, gut gerüstet nach Hamburg zu fliegen und dort mit ihrer Familie und Freunden die WM verfolgen zu können. Bevor wir dann Hasta la Pasta verlassen, gibt’s zum Abschied von Marion noch einmal ihr berühmtes Rinderfilet in Pilzrahmsoße. Wir hatten hier wirklich wieder eine tolle Zeit.
Am nächsten Nachmittag erreichen wir Ciudad del Este, die Grenzstadt von Paraguay zu Brasilien, und melden uns beim Wasserkraftwerk Itaipu, dem zweitgrößten Wasserkraftwerk der Welt, für die abendliche Lightshow an. Das jeweils am Freitag- und Samstagabend stattfindende Lichterspektakel ist kostenlos und wir stehen mit ein paar hundert Menschen am Parkplatz des Informationszentrums und warten darauf, daß sich die gut und gern 8 bis 10 Omnibusse in Bewegung setzen. Nach rund 20 Minuten erreichen wir den Besucherbereich beim Staudamm und in einer Art Amphitheater sitzt man dann mit Blick auf diesen monumentalen Bau. Erst gibt es einen kleinen Filmbeitrag auf den Bildschirmen über die Entstehung des Staudamms und wie und wieviel Strom hier denn erzeugt wird. Dann werden, untermalt mit dramatischer Hintergrundmusik, immer mehr Teilbereiche des Staudamms von den insgesamt rund 600 Flutlichtanlagen erhellt und man bekommt auch nachts einen Eindruck, wie gewaltig sich diese Anlage in den Rio Paraná erstreckt. Nach insgesamt einer Stunde sind wir wieder am Wohnmobil und erfahren, daß wir leider nicht auf dem Parkplatz übernachten dürfen. Somit kommen wir am Parkplatz an der Tankstelle gegenüber zu einer etwas lauteren Nacht. Selbst Schuld, hat uns doch der Polizist(!) am Besucherparkplatz angeboten, er hat bald Schichtende und würde uns zu seinem Haus führen, um in einer ruhigen Gegend an seinem Grundstück zu übernachten. Wir waren aber zu müde, um noch lange zu fahren und haben dankend abgelehnt.
Am nächsten Morgen geht es dann über die Grenze nach Brasilien und schnurstracks zum Campingplatz, der direkt neben dem Eingang zu den Wasserfällen von Iguazu liegt. Schon zum zweiten Mal besuchen wir die Fälle auf brasilianischer Seite, aber es lohnt sich immer wieder. Einfach gigantisch und extrem beeindruckend liegen die größten Wasserfälle der Welt am Rio Iguazú, der hier die Grenze Brasiliens zu Argentinien darstellt. Vor 4 Jahren waren wir hier nach extrem starken Regenfällen und die Stege in den Fluß waren wegen des Hochwassers gesperrt, teils sogar weggerissen. Heute haben wir Traumwetter! Alle Wege und Stege sind offen und begehbar.
Nach zwei Tagen im Dschungelcamping fahren wir nur ein paar Kilometer weiter zum Stellplatz beim Hostal Paudimar. Dort haben wir uns mit Kirsten und Helen verabredet. Man kann vom Paudimar einen Shuttle zu den Iguazu-Wasserfällen auf argentinischer Seite buchen. Da wir diese Seite der Wasserfälle noch nicht kennen, haben uns Helen und Kirsten angeboten, für einen Tag auf Mia aufzupassen, damit wir den „Parque Nacional Cataratas del Iguazu Argentina“ besuchen können. Die Beiden kommen aber erst in zwei Tagen und Claudia nutzt das Früchteangebot Brasiliens zur Zubereitung ihrer berühmten Exotic-Frutas-Marmelade. Dann kommen Kirsten und Helen zum Paudimar und die beiden Vorsitzenden des Mia-Fanclubs freuen sich sehr über einen Tag mit Hundeanschluß. Und auch Mia scheint sich bei den Beiden sehr wohl zu fühlen.
Früh am Morgen geht’s über die Grenze nach Argentinien und hinein in den Nationalpark. Erster Anlaufpunkt ist der angeblich spektakuläre Ausblick auf den Wasserfall „Garganta del Diablo“. Mit dem Bähnchen fährt man da erst mal ca. 7 Kilometer durch den Dschungel und wandert dann auf angelegten Stegen über die vielen Flußarme des Rio Iguazu zu einer Plattform, von der aus man den 80 Meter hohen Garganta del Diabolo vor sich und die tiefe Schlucht mit tosendem Wasser unter sich hat. Wahrlich spektakulär. Aber unterm Strich war ich bis dato der Meinung, die brasilianische Seite ist deutlich besser. Dann entscheiden wir uns aber, zwei weitere Wanderwege des Parks entlang zu laufen und meine Meinung ist schnell wieder revidiert. Man hat viele komplett andere, vollkommen verschiedene Ausblicke auf die Fälle. Einer schöner als der andere. Somit ist es wohl schwer zu sagen, ob die brasilianische oder die argentinische Seite der Wasserfälle die schönere ist. Definitiv sind es Beide wert, besucht zu werden.
Bevor wir Mia bei Renate und Bruno abgeben, wollen wir die beiden Schweizer schon vorher besuchen und mal sehen, ob wir noch irgendwie behilflich sein können. Denn ganz spontan haben sich die beiden Langzeitreisenden vor ein paar Monaten in Paraguay ein Grundstück gekauft und auch gleich mit dem Hausbau angefangen. Wir treffen zu einem Zeitpunkt ein, wo das Haupthaus kurz vor Vollendung steht, das Gästehaus noch ziemlich im Rohbau und der Pool fertig ist. Am Hausbau können wir logischerweise überhaupt nicht behilflich sein, 20 Fachleute arbeiten da täglich von früh bis spät. Aber Renate zeigt uns den Waldanteil ihres Grundstücks und ist nicht besonders glücklich darüber, daß man nicht so leicht durchspazieren kann, da viel Holz rumliegt und die Gräser hoch und mit klebrigen Kletten behaftet sind. Meine Beine und das Fell von Mia sprechen hier für sich. So entscheiden wir uns, einen Waldweg anzulegen. Bei täglich deutlich über 30 Grad im Schatten sicher eine Herausforderung, aber….. der Pool ist ja fertig! Und so geht es für die nächsten Tage bestückt mit Motorsense, Machete und Schaufeln in den Wald und eine vollkommen neue Betätigungswelt tut sich für uns auf. Und sie macht auch noch richtig Spaß, vor allem wenn man am Abend beim Heimweg den Erfolg der Arbeit gleich erkennen kann. Schließlich werden die Fenster des Haupthauses eingesetzt und Renate und Bruno beziehen erstmals ihr neues Zuhause. Einfach toll, was sie sich hier geschaffen haben. Und nach ein paar Wochen haben sie sogar noch einen Wald mit eigenem Sendero (Weg), der den täglich mehrfachen Spaziergang für Mensch und Hund deutlich leichter macht. Der Waldweg gefällt uns richtig gut, aber viel wichtiger ist, daß auch Renate und Bruno das Ergebnis unserer Arbeit gefällt. Renate joggt morgens schon kurz nach Sonnenaufgang durch ihren eigenen, nach uns benannten, CU-Sendero. Cool!
Es ist Feiertag und die Arbeiter bleiben heute zu Haus. Wir machen einen kleinen Ausflug zu einem Wasserfall mit dem Namen Salto Suizo, also „ Schweizer Wasserfall“. Schweiz, Schweiz, Schweiz! Wer hat´s erfunden? Sogar Wasserfälle in Paraguay sind von Ihnen geprägt. In Paraguay haben wir unsere Spanisch-Kenntnisse nicht unbedingt verbessert. Definitiv ist aber unser Verständnis für Kultur und das landessprachliche Schwyzerdütsch enorm erweitert worden.
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