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Wir verlassen Montreal auf dem Highway 117 in nördliche Richtung. Der Autoverkehr nimmt langsam ab, die Berge steigen wieder an und die Gegend erinnert ein wenig an die Schweiz. In Labelle stehen wir auf dem Campingplatz Chutes-aux-Iroquois direkt am Fluß. Es gefällt uns hier sehr gut und wir entscheiden uns für drei Tage zu bleiben. Wäsche waschen, Autopflege, Reisebericht erstellen und relaxen stehen auf dem Programm. Der Manager des Campground Dennis und seine Frau Michelle besuchen uns und wir verbringen einen sehr netten und unterhaltsamen Abend.

01 Labelle - Red River03 Labelle - Dennis und Michelle

Unser Wohnmobil wird zu unserer Verwunderung immer wieder bestaunt. Leute klopfen an unsere Tür und möchten einen Blick ins Innere eines europäischen Wohnmobiles werfen, oder sie stehen einfach davor und staunen. Im Gegenzug bestaunen wir die riesigen Wohnmobile der Kanadier, die in Omnibusgröße mit ausfahrbaren Seiten und einem PKW am Hinterteil durch die Gegend rasen.

Weiter geht es durch den La Verendrye Provincial Park. Es ist das zweitgrößte Reservat der Provinz Quebec mit über 4.000 Seen. Allein die Straße durch dieses Gebiet hat eine Länge von 260 Kilometern. Wir übernachten etwa in der Mitte des Parks am Lake Rapid, bevor es am nächsten Tag weiter Richtung Amos geht. Dort besuchen wir das Refuge Pageau. Die Familie Pageau kümmert sich um verletzte oder verwaiste Wildtiere, päppelt sie auf und bringt sie, soweit möglich, wieder in ihren gewohnten Lebensraum zurück. In der Obhut der Familie befinden sich aktuell vier kleine verwaiste Schwarzbären, ein knapp drei Wochen altes Elchbaby, welches verlassen im Wald gefunden wurde, zahlreiche Waldvögel und viele andere Tiere. Auf dem Parkplatz vor dem Park verbringen wir eine sehr ruhige Nacht.

04 Refuge Pageau - verlassenes Elchbaby 05 Refuge Pageau - Schwarzbaerbabies 06 Refuge Pageau - Schwarzbaerbabies 07 Refuge Pageau - Reh08 Refuge Pageau - Eule mit gebrochenem Fluegel

Nachdem wir deutlich mehr Zeit als geplant in Quebec verbracht haben – mit über 1,5 Mio. km² Fläche ist Quebec die größte Provinz Kanadas und Deutschland hätte mehr als viermal Platz darin – geht es heute über die Grenze nach Ontario. Erste Anlaufstation ist Cochrane. Der Ort wirbt aufwendig mit dem Polar Bear Habitat, einer Aufzuchtstation für verwaiste Eisbären und Heimat für diejenigen, die in der Wildnis nicht mehr überleben können. Das großzügige Areal mit fünf Eisbärenanlagen beeindruckt, nur sehen wir keinen Bären. So besuchen wir erst einmal ein im Habitat nachgebautes Dorf aus dem 1900 Jahrhundert. Wieder bei der Eisbärenanlage beobachten wir eine Gruppe Kinder, die das (gegen Aufpreis) mögliche Angebot „Schwimm mit den Eisbären“ erleben möchten. Weltweit ist dies angeblich nur hier möglich. Eine Scheibe trennt ein Miniplanschbecken vom Eisbärenpool. Aber auch jetzt ist kein Bär weit und breit in Sicht. Genauso enttäuscht wie die Kinder treten wir den Weg zum Ausgang an und erlauben uns zu fragen, wie viele Bären momentan hier betreut werden. Die Dame an der Kasse gibt kleinlaut zu verstehen, daß hier nur ein einziger Bär in der Anlage ist, den wir zwei Stunden später zur Fütterung bestimmt auch sehen könnten. Wir ziehen es aber vor weiter zu fahren.

09 Cochrane Trapperhuette 10 nachgebautes Dorf in Cochrane 11 Schmiede im Dorf

Die gesamte Strecke von Cochrane nach Thunder Bay mit 730 Kilometern besteht ausschließlich aus Wald, dem Highway und ganz wenigen Ortschaften. Es ist sehr wenig los und wir kommen gut voran.

12 endlose Highways 13 Campground am Rapid Lake

Am nächsten Tag erreichen wir Thunder Bay und besuchen den Fort William Historical Park. Das einstige Hauptquartier der North West Company wurde originalgetreu nachgebaut und der Alltag aus dem Jahr 1815 wird einem von historisch gekleideten Angestellten schauspielerisch vermittelt. Bei der Führung werden wir von einem frankokanadischem Trapper durch das Fort geführt und in das Leben der damaligen Zeit per Rollenspiel mit einbezogen. Zuerst steht aber noch der Besuch eines Indianerlagers an, wo uns ein „echter“ Indianer in seinem Wigwam von seinem Tagesablauf erzählt. Weiter geht es ins Fort, wo wir auf der Suche nach Mr. McKenzie sind, dem obersten Befehlshaber und deswegen durch viele Häuser geführt werden. Die authentisch nachgebaute Anlage spricht uns sehr an. Viel zu schnell vergeht die Zeit, wir sind wieder zurück in der Gegenwart und schlagen im großen Centennial Park unser Nachtlager auf.

14 Fort William15 Indianerlager vor dem Fort16 Fort Eingang17 Angriff auf das Fort18 Schottische Musik im Fort19 Esszimmer20 Speisesaal 21 Lagerhuetten22 Schreiner23 Kanu Werkstatt24 Handelsware25 Beim verhandeln im Fort Shop

Die ersten 5000 gefahrenen Kilometer liegen hinter uns. Letztes Ziel in Ontario ist der Sioux Narrows Provincial Park. Die 80 Kilometer lange Strecke von Fort Frances bis zum Park führt durch eine schöne Landschaft mit vielen Seen. Der Campground liegt in einem beschaulichen Park an der Regina Bay am Lake of the Woods und gefällt uns sehr gut. Wir beschließen zwei Tage zu bleiben und schüren unser erstes Lagerfeuer, auf dem sogleich ein Lachs gegrillt wird. Die Rangerin kommt auf einen Smalltalk vorbei und als wir ihr erzählen, daß wir angeln lernen möchten, schickt sie uns gleich einen Kollegen mit zwei Angeln vorbei. Er bringt uns zum Steg und erklärt uns die wichtigsten Details. Nach zwei Stunden an der Angel der erste Widerstand. Aber statt eines großen Wallers hat nur ein Biber Kontakt mit der Schnur, schnalzt daraufhin aus dem Wasser und schwimmt davon. Unser erster Angeleinsatz hat auch ohne einen gefangenen Fisch Spaß gemacht und es geht mit neuen Erfahrungen (und neuer Angel) im Gepäck in die Provinz Manitoba.

26 Campground Sioux Narrows27 Ueberall gibts die kleinen Tierchen 28-Erste Lektionen zum Angeln29 und die ersten Versuche30 Jeder darf es probieren31 Dieser Biber wollte nicht an die Angel32 Gemuetliche Abendstunden am Steg33 Sieht schon richtig gut aus34 Zufrieden mit dem Tag

Wir kommen bis nach Winnipeg, der Hauptstadt Manitobas, wo im schönen Assiniboine Park, mit englischem Garten und Skulpturenpark, ein Parkplatz am Zoo einen ruhigen Übernachtungsplatz bietet. Ein Morgenspaziergang durch den Zoo lohnte sich vor allem wegen der großzügigen Anlage und der zahlreichen Tierarten, aber auch wegen der extrem günstigen Eintrittspreise von knapp 5 Dollar.

35 Wo bleiben meine Vitamine 36 Servus bis zum naechsten Mal

Danach geht es Richtung Riding Mountain Nationalpark, der für seine Bisonherde, aber auch für viele weitere Tierarten ein ideales Reservat darstellt. Bei der Einfahrt in den Park erreicht man Wasagaming, das uns durch seinen idyllischen Charakter und den zahlreichen Blockhütten angenehm überrascht. Reichlich nutzen die Kanadier den Ort als Urlaubsdomizil, da es auch über einen großen See verfügt, der mit seinem warmen Wasser zum Baden einlädt. Wir fahren aber weiter in den Park und erreichen nach 40 km, davon 24 km Schotterpiste, das Reservat der Bisons, hinter dem auch unser angestrebter Campground liegt. Schon nach ein paar hundert Metern liegen zwei Bisons im Gras. Einen Kilometer weiter erkennen wir auf einer riesigen Weide am anderen Ende eine Herde Bisons mit ca. 30 Tieren. Ein Feldweg führt ziemlich nah an der Herde vorbei und wir können aus unserem Wohnmobil die Tiere gut beobachten. Am Campground sind gerade noch 2 weitere Camper und wir haben einen Platz direkt am See mit Fernsicht. Mit dem Fernglas können wir von unserem Platz Pelikane, Seeadler und einen Wolf am anderen Ufer des Sees beobachten. Wir freuen uns schon auf die Wanderungen am nächsten Tag. Doch schon in der Nacht fängt es an zu regnen und die Vorhersage verheißt nichts Gutes. Eine Regenpause können wir zu einer kurzen Wanderung nutzen, beschließen aber am nächsten Tag weiter zu fahren in den Westen.

37 Wasagaming im Riding Mountain NP38 Ein Fuchs beobachtet uns39 und auch ein kleiner Baer40 Idyllischer Platz am Lake Audy41 Abendstimmung der besonderen Art 42 Bisonherde im NP43 Bisonherde im NP44 Bisonherde im NP45 Bisonbulle

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