Es geht ins „Valle del Rio Chubut“, und schon auf der asphaltierten Ruta Nacional 25 führt uns die Strecke durch eine tolle Landschaft. Kurz vor dem Ort „Paso del Indios“ biegen wir aber ab auf die Schotterpiste der RP 12 und fahren weiter entlang des Flusses. Nicht, daß es uns riesigen Spaß machen würde, auf diesen Waschbrett-Pisten unterwegs zu sein, aber diese 200 km bis zum Piedra Parada führen größtenteils durch eine einsame, faszinierende Gegend und sind auf jeden Fall die Strapazen wert.
Angekommen am „Piedra Parada“, einem imposanten, mitten im Tal stehenden Felsblock, der 100 Meter breit und 240 Meter hoch ist, schnaufen wir erstmal tief durch – es hat sich nichts verändert. Wir parken auf dem gleichen Platz wie vor 6 Jahren und richten uns für die nächsten Tage gemütlich ein. Wegen der Hitze starten wir unsere Wanderungen schon früh am Morgen und können es kaum erwarten, im Anschluss daran in den erfrischenden Fluß zu springen. Ansonsten genießen wir nur die Ruhe in dieser Idylle, ohne Telefonservice und Internet. Das man sich hier in einem erloschenen Krater eines vor 50 Millionen Jahren ausgebrochenen Vulkans befindet, wird einem nicht bewusst. Der Krater allein hat eine Größe von 25 km.
Und diesen Krater möchten wir noch näher erkunden. Über eine ziemlich ruppige Sandstraße, teilweise durch privates Land, führt uns die Strecke tiefer hinein in die Caldera. Es ist gar nicht so einfach, einen geeigneten Übernachtungsplatz zu finden, aber nach zahlreichen Bodentests stehen wir auf festen Untergrund und starten nach der Kaffeepause zu Fuß eine Erkundungstour. Mutterseelenallein sind wir unterwegs und stellen fest, daß absolut keine Geräusche zu hören sind. Es herrscht eine Stille, die schon fast etwas Unheimliches hat. Aber irgendwann ist es vorbei mit der Stille, ein Wind zieht auf. Dieser steigert sich schnell und wir stehen mitten in einem Sandsturm, dessen Böen uns alle paar Meter in die Knie hinter irgendwelchen kleinen Sträuchern zwingen. Schließlich erreichen wir wieder unser Zuhause und sind froh, daß wir noch genügend Wasser zum Duschen im Tank haben. Die Nacht beeindruckt uns wieder mit dieser gespenstischen Ruhe und einem Sternenhimmel, den man in der Art auch nicht so oft erleben kann. Leider ziehen am nächsten Morgen Wolken auf. Die Aussicht, hier bei Regen festzusitzen, da die Piste nicht mehr befahrbar ist, läßt uns dann wieder zusammenpacken und wir kehren noch einmal an unseren Platz beim Piedra Parada zurück.
Von hier aus geht es in Richtung des walisischen Ortes Trevelin und weiter schnurstracks zum „Eco Camping Viñas de Nant y Fall“, wo wir 2015 schon einmal waren. Es ist nicht nur ein Campingplatz für Wohnmobile und Zelte, sondern auch noch das „südlichste Weingut der Welt“! Damals hat es uns hier schon extrem gut gefallen und wir freuen uns, wieder an diesen Ort zurückzukehren. Natürlich auch, um den hiesigen Wein zu probieren. Vor 6 Jahren war Besitzer Sergio und seine Familie noch kurz davor, das erste Mal überhaupt die Trauben zu ernten und den allerersten Wein dieses kleinen Weinguts zu produzieren. Alles ist noch immer sehr gepflegt und die Sanitärbereiche wurden vergrößert. Leider wurde die große Wiese von damals weiteren Weinreben geopfert. Eine große Halle, in der in Zukunft der Wein hergestellt und gelagert werden soll, ist kurz vor der Fertigstellung. Die Ursprünglichkeit ist verloren gegangen, aber der Platz ist immer noch sehr ansprechend und wird gerne besucht. Ein anderer Grund läßt uns jedoch relativ schnell wieder abreisen. Sergio konnten wir nämlich noch gar nicht begrüßen, da er einen Tag vor unserer Ankunft positiv auf COVID-19 getestet wurde und in seiner Wohnung in Quarantäne sitzt. Der Mangel an Sicherheitsvorkehrungen läßt uns dann den Weg in Richtung Norden deutlich früher als geplant antreten.
Über den Lago Puelo und den Lago Mascardi geht’s an den Lago Nahuel Huapi, den großen See bei Bariloche. Für zwei Tage stehen wir bei Dina Huapi, direkt am östlichen Ende des Sees. Kurz nachdem wir den weiteren Weg nach Norden einschlagen, erkennen wir einen Defekt am Vorderreifen und fahren wieder zurück nach Bariloche. Ein neuer Reifen ist schnell gekauft und von einer Werkstatt aufgezogen. Nach einer weiteren Nacht am Übernachtungsplatz bei Dina Huapi machen wir uns nun wieder auf den Weg in wärmere Regionen. Es ist Mitte Februar und Gerüchte über einen neuerlichen Lockdown wegen Corona machen die Runde. Da wollen wir nicht in einer Gegend stecken bleiben, in der Minusgrade und Schnee zu erwarten sind.
Noch geht für uns der Weg wie gewohnt gemütlich weiter und der ein oder andere Stopp an einem schönen Platz ist natürlich auch jetzt weiterhin machbar. So bleiben wir gleich mal zwei Tage am Rio Limay an der Playa Confluencia. Hier fließt der Rio Traful in den Rio Limay und wir nutzen die wenig befahrene Straße entlang des Rio Traful für eine lange Wanderung. Lange deshalb, weil wir sie immer weiter verlängern. Die Landschaft hier mit ihren beeindruckenden Felsformationen ist einfach toll.
So beeindruckend, daß wir uns spontan entscheiden, diesen Weg am nächsten Tag entlang zu fahren und uns die Gegend hier noch ein wenig intensiver anzusehen. Nach 30 km Schotterpiste erreichen wir den Ort Villa Traful am gleichnamigen See. Auch wenn die Straße teilweise in sehr schlechtem Zustand ist, lohnt sich diese Tour allemal. Wir bleiben eine Nacht in dem touristischen Ort auf einem Campingplatz und fahren am nächsten Tag weiter zum Lago Villarino.
Wieder auf Asphalt und der Ruta 40 in nördlicher Richtung folgend, erreichen wir nach kurzer Fahrt den Lago Villarino im Nationalpark Nahuel-Huapi. Hier gibt es eine große Wiese am See, auf der man kostenlos campieren kann. Wir finden einen sehr schönen Stellplatz direkt am Ufer und starten diverse Wanderungen in der Umgebung.
Nach 4 erholsamen Tagen am Lago Villarino fahren wir knapp 50 km und erreichen den Ort San Martin de los Andes. Vor Jahren, bei unserem ersten Besuch von San Martin, war es kalt, bedeckt, ungemütlich. Dieses Mal scheint die Sonne bei sommerlichen Temperaturen und uns gefällt es hier sofort richtig gut. Der Ort ist natürlich sehr touristisch, hat sowohl im Winter zur Skisaison als auch im Sommer viele Gäste und somit ist auch viel Geld im Umlauf. Geld, das in viele nette Hotels, Bars und Restaurants investiert wurde und tatsächlich ist ein Lokal schöner als das andere! Wir gehen ausnahmsweise jeden Tag in ein Restaurant zum Essen. Es tut einfach mal wieder gut, in dieser Zeit auszugehen und die angenehme Stimmung mit anderen Touristen zu teilen. Natürlich alles immer mit Abstand und Maske, trotzdem haben wir hier jeden Abend Spaß am Flanieren durch den Ortskern von San Martin de los Andes!
Zufrieden mit den letzten Tagen ist der Wunsch nach Ruhe und Einsamkeit wieder geweckt. Nur ein paar Kilometer nach San Martin führt eine Abzweigung der RN 40 zum Lago Lolog. Tagsüber sind auch hier einige Besucher zum Baden, abends haben wir den Strand aber dann für uns alleine.
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