Wir sind nach wie vor in nördlicher Richtung unterwegs, um bei einem erneuten, Corona bedingtem Lockdown in wärmeren Gefilden zu sein. Da aber die neuesten Meldungen wieder etwas positiver klingen, nehmen wir uns weiter die Zeit, die schönen Landschaften auf unserer Route zu genießen. Nördlich von San Martin de los Andes geht es auf der Ruta 60 in den „Parque Nacional Lanin“ mit seinen Araukarienwäldern und dem 3.776 Meter hohen Vulkan Lanin. Diese Strecke führt auch an den chilenischen Grenzübergang Mamuil Malal, welcher aber im März 2020 mit Beginn der Pandemie vorübergehend geschlossen wurde. Einige Kilometer vor der Grenze stellen wir unseren Großen auf den Parkplatz gegenüber der Rangerstation mit freiem Blick auf den Vulkan. Am Nachmittag spazieren wir noch gemütlich entlang eines Sendero an den Rand des Vulkans, bevor uns ein Regenschauer wieder den Rückweg antreten läßt. Am nächsten Tag regnet es fast durchgehend und wir nutzen ein paar regenfreie Momente, um wenigstens mal bis zum Grenzhäuschen zu laufen. Der Grenzer ist direkt erfreut über etwas Abwechslung in diesen langweiligen Tagen. Am nächsten Morgen scheint wieder die Sonne und wir nutzen einen schönen Rundwanderweg, der durch einen Araukarienwald von der Rangerstation zum Lago Tromen führt.
Nach 3 Tagen geht’s dann in gemächlichem Tempo weiter über die Schotterpisten, die uns durch eine tolle Landschaft mit bizarren Felsformationen, entlang des Rio Alumine führen. Und auch als wir über 100 km weiter nördlich in die Ruta 11 abbiegen, befinden wir uns wieder in dem riesigen Nationalpark Lanin. Äußerst selten kommen uns Fahrzeuge entgegen, Stellplätze für die Nacht zu finden ist gar kein Problem. Aktuell sind wir ziemlich froh, in Argentinien reisen zu können.
Einer dieser einsamen, freien Stellplätze befindet sich am Lago Norquinco, welcher Ausgangspunkt zu einer weiteren Wanderung durch einen Teil des PN Lanin ist. Über einen hügeligen Pfad geht es für 3 Stunden am Ufer des Sees entlang, vorbei an dem ein oder anderen Wasserfall. Bevor es dann am nächsten Morgen weiter geht, begrüßt uns der Tag noch mystisch mit dichtem Nebel im Araukarienwald.
Wir folgen der Ruta Provincial 11 durch diese abgelegene und einsame Region. Beim Erreichen des Lago Moquehue sind wir dann überrascht, denn die Szenerie wandelt sich plötzlich in eine touristische Infrastruktur mit Hotels und Campingplätzen. Am Ende des Sees ist es dann auch vorbei mit der Schotterpiste und auf Asphalt geht es in das kleine Touristenstädtchen Pehuenia am Lago Aluminé. Schon am nächsten Morgen geht es weiter und wieder über einsame, staubige Schotterpisten der Ruta 23 Richtung Pino Hachado. Die einzigen Leute, die wir hier unterwegs treffen, sind Gauchos, die ihre Kühe, Pferde oder Ziegenherden durch die Landschaft treiben. Als wir wieder auf Asphalt treffen, geht es recht zügig nach Las Lajas, eine kleine Oase in dieser wüstenartigen Gegend mit einem netten Campingplatz am Fluß. Wir freuen uns mal wieder auf eine ausgiebige Dusche und planen, ein paar Tage hier zu bleiben. Wir sind hier die einzigen Campinggäste. Wenigstens Mia hat Unterhaltung mit ein paar Spielkameraden, die hier in der Umgebung leben und uns täglich besuchen. Die Wanderungen um den Ort sind zwar zahlreich, aber halt auch staubig und mit wenig Schatten. Da freut man sich dann sehr, wenn man wieder am Rio Agrio zurück ist und die Füße im kalten Nass erfrischen kann. Rund 120 km nördlich von Las Lajas gelegen befindet sich der beliebte Wintersportort Caviahue in 1650 Metern Höhe. Jetzt im März ist die perfekte Zeit für Wanderungen in dieser abwechslungsreichen Landschaft. Wir parken beim Touristenbüro und laufen zu den Cascadas del Rio Agrio. Ein kurzer Weg führt entlang der 4 Wasserfälle durch eine herrliche Gegend, umgeben von Araukarienwäldern und interessanten Gesteinsformationen. Wir finden einen netten und ruhigen Übernachtungsplatz im Ort nahe der kleinen Kirche und besuchen gleich mal den Wochen- und Touristenmarkt nebenan. Claudia kauft einer alten Mapuchefrau eine große Portion von Samenkernen der Araukarienbäume ab und läßt sich die Zubereitung erklären. Sie werden erst gekocht, dann geschält und anschließend geröstet, und schmecken ähnlich wie Maronen. Bevor es in den für sein Heilwasser bekannten Thermalort Copahue geht, machen wir noch einen Abstecher zu einem spektakulären Wasserfall. Der Salto del Agrio stürzt zwar nur 40 Meter in die Tiefe, aber die intensiven Rottöne, welche durch verschiedene Mineralien wie Eisen und Schwefel die Vulkansteine so intensiv gefärbt haben, machen diesen Wasserfall zu etwas besonderen. Die Location ist so genial, da lohnt es sich doch gleich wieder mal die Drohne auszupacken. Wir wollen die Thermas de Copahue besuchen, halten aber noch bei den schlammigen Naturbecken „Las Maquinitas“. Hier blubbert und dampft es aus der Erde und die Luft ist schon sehr schwefelhaltig, weswegen wir uns mit einem kurzen Spaziergang begnügen. Es sind nur noch wenige Kilometer bis in den Thermalbadeort Copahue. Hier gefällt es uns aber nicht wirklich und auch die Thermalbecken wirken nicht sehr einladend. Somit verzichten wir gerne auf einen Tauchgang im Heilwasser und fahren wieder zurück nach Caviahue . Noch bleiben wir ein wenig in Caviahue und nutzen die schönen Ausflugsangebote dieser Region. Einmal geht’s entlang des Rundwanderwegs zum Lago Escondida. Der See liegt idyllisch oberhalb der Ortschaft Caviahue und man hat auf dem Weg des Öfteren sehr schöne Fernblicke über den Lago Caviahue und sein Umfeld. Am nächsten Tag geht es dann auf die andere Seite vom Lago Caviahue, wo wir – einem Geheimtipp folgend – zur Steinbrücke „Puente del Piedra“ wandern. Ein paar Verrückte setzen sich auf diese Steinbrücke oder spazieren darüber hinweg. Mich bringen keine 10 Pferde in die Nähe des Steinbogens, da mir schon beim Beobachten von Claudia die Nackenhaare aufstehen. Sie läßt sich aber von mir nicht abhalten, für ein Foto die Stabilität des Bogens zu testen.
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