Wir sind aus Walter´s Haus ausgezogen und lassen es wie gewohnt ruhig angehen. Die erste Etappe geht von La Falda über die Bergkette „Sierras Chicas“, bis in den knapp 80 km entfernten Ort Jesus Maria. Für eine kleine Besichtigungstour stoppen wir noch bei der „Estancia de Caroya“. Die im Jahr 1616 von Jesuiten gegründete Estancia hatte im Laufe der Jahrhunderte viele verschiedene Eigentümer und verfügt daher über eine bewegte Geschichte. Sie wurde im Jahr 2000 sogar zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt.
Auf dem Weg nach Jesus Maria sind wir an der Estancia La Paz vorbeigefahren, die uns schon von der Straße aus durch ihr Erscheinungsbild beeindruckt hat. Daher haben wir uns gleich mal nach den Öffnungszeiten des Restaurants erkundigt, das zum dazugehörigen Vier-Sterne-Hotel auch für externe Gäste seine Schranken öffnet, gestern aber leider schon ausgebucht war. Bei der Gelegenheit haben wir uns dann für heute einen Tisch reserviert und gönnen uns mal einen Mittagsschmaus der etwas anderen Art. Danach spazieren wir noch durch die großzügige und sehr gepflegte Anlage.
Rio Hondo mit seinen Thermalbädern ist unser nächstes Ziel. Auf dem Weg dorthin passieren wir die Salinas Grandes, ein im Nord-Westen des Bundesstaates Cordoba gelegener, 200.000 Hektar großer Salzsee. Wir parken bei dieser Salzwüste und spazieren ein wenig über diese optisch beeindruckende, aber wenig einladende Landschaft. Den Plan hier zu übernachten verwerfen wir sehr schnell, denn die Temperatur auf dem Thermometer zeigt 40 Grad an. So ist der Aufenthalt nur kurz und weiter geht’s zu den Thermen, wo wir uns auf einem Campingplatz mit kleinen Thermalbecken für die nächsten Tage einquartieren.
Der Ort Rio Hondo hat aber auch noch eine ganz spezielle Besonderheit zu bieten. Etwas außerhalb befindet sich das Autodromo, eine permanente Motorsport-Rennstrecke mit dazugehörigem Museum. Wir sind extrem überrascht, eine solch tolle Rennstrecke in dieser einsamen Gegend zu finden. Nicht minder gut gefällt mir das Museum mit einigen Rennboliden, vielen Motorrädern und Oldtimern. Nicht zu vergessen die vielen Bilder und laufenden Videos von den hier stattgefundenen Rennen zur Motorrad Weltmeisterschaft, dem großen Preis von Argentinien. Besonders stolz ist man scheinbar auf die Rennen mit Valentino Rossi und Marc Marquez. Die Videos der Zweikämpfe zwischen den Beiden laufen hier in Dauerschleife und sind wahrlich spektakulär.
Für die Strecke bis nach Salta haben wir mehrere Tagesetappen eingeplant. Nach dem Besuch des Autodromo fahren wir noch bis zu dem Ort Famailla, wo wir den unübersehbaren Themenpark „Parque historico“ besuchen, der am Eingang der Stadt entlang der Hauptstraße aufgebaut wurde und die Geschichte Argentiniens in Form von Skulpturen und Gebäuden erzählt.
Für den weiteren Weg nach Norden hat Claudia die Ruta Provincial 307 ausgesucht. Diese Straße führt kurvenreich durch eine üppig grüne Vegetation entlang des Rio Sosa bis hinauf in eine wüstenartige Steppe. Das Wetter ist aktuell nicht besonders einladend und so machen wir nur kürzere Spaziergänge bei El Mollar in der Reserva Arqueológica Menhires, am Lago Angostura sowie im sehr touristischen Ort Tafi del Valle.
In Cafayate, dem Ort für Weinliebhaber in Argentinien, bleiben wir diesmal nur für eine Nacht. Ein abendlicher Spaziergang durch den Ort und ein leckeres Steak in einem Restaurant an der Plaza muss aber sein. Nur Wein haben wir nicht gekauft. Ein Fehler! Aber wir kommen wieder!!!
Es geht auf der asphaltierten Ruta 68 nach Los Medanos, einer weißen Dünenlandschaft, die vor allem unserer Mia extreme Freude bereitet. Danach fahren wir mitten hinein in die „Quebrada de las Conchas“, eine tolle Landschaft mit roten Felsformationen wie in Arizona oder Utah. Am „Obelisk“ schnüren wir unsere Schuhe und erkunden diese interessante Gegend etwas intensiver. Nicht weit von hier ist der Rio Las Conchas, wo wir für die Nacht ein einsames Plätzchen finden.
Am nächsten Morgen wandern wir dann gleich in der Nähe unseres Übernachtungsplatzes zu einer Felsformation namens „La Yesera“, auf deutsch „die Gipskartonplatte“. Der Name soll von einer Gipsplatte stammen, die den Eingang zu einer alten Mine bedeckt. Die Mine haben wir auf unserer 8 km langen Wanderung nicht finden können, die Landschaft aber war absolut grandios. Da läuft man dann stundenlang auf diversen Pfaden und begegnet keinem Menschen. Im Anschluss an diese beeindruckende Tour setzen wir die Fahrt nach Salta fort und kommen noch bis La Vina.
Wir sind wieder einmal in Salta. Unser alter Stellplatz auf dem Stadtcamping La Xamena ist frei und wir legen ein paar Tage zum Putzen und Pflegen unseres fahrenden Zuhauses ein. Außerdem wollen wir hier eine Werkstatt aufsuchen, die uns auf Grund der vielen positiven Bewertungen im Ioverlander den Weg nach Salta hat machen lassen. Endlich werden mal ordentlich alle Radlager erneuert. In einigen Werkstätten hatten wir diese Aktion schon beantragt, wurden aber immer mangels dazugehörigem Werkzeug abgelehnt. Beim Austausch der Kühlerflüssigkeit entdeckt der Mechaniker einen Ölaustritt am Turbo. Ein neuer Termin wird vereinbart. Der Turbo wird ausgebaut und nach der Ursache untersucht. Der Defekt ist reparierbar, die Reparatur kostet aber kaum weniger als ein Tauschgerät und wir kaufen in Salta einen neuen Turbo. Die Reparaturen ziehen sich insgesamt über drei Tage hin und uns bleibt tagsüber genügend Zeit, durch Salta zu schlendern. Die alte Stadt hat mit vielen Gebäuden aus der Kolonialzeit und seiner hügeligen Umgebung viele Sehenswürdigkeiten zu bieten. Abschließend geht es mit der Seilbahn noch hinauf auf den Cerro San Bernardo.
Den Plan, in die Puna zu fahren, hatten wir vor ein paar Jahren schon einmal. Damals ließen uns starke Kopfschmerzen in der Ortschaft El Penon auf 3.400 Metern Höhe die geplante Tour zu den Piedras Pomez abbrechen und zurück ins Tal fahren. Dieses Mal gehen wir die Geschichte von Salta aus an und planen über San Antonio de los Cobres in die Puna zu fahren. Schon der Weg auf der Ruta 51 nach San Antonio ist von einer beeindruckenden Landschaft geprägt und wir machen mehrere Wanderungen in Seitenarme des Tals.
Nach einer Nacht in Santa Rosa de Tastil besuchen wir hier die Ruinen einer präkolumbianischen Stadt. Es sind nur noch die wieder aufgebauten Grundrisse der Häuser zu sehen, wodurch man in etwa erahnen kann, wie sich die Stadt Tastil im 15. Jahrhundert auf diesem Hügel ausgedehnt hat, und wo die ca. 2000 Indigenas der ethnischen Gruppe „Atacameno“ gewohnt haben.
Am selben Tag erreichen wir noch San Antonio de los Cobres. Von hier startet der „Tren a las Nubes“, der Zug zu den Wolken, zu einer kleinen, touristischen Tour hoch in den Berg zum „Viaducto la Polvorilla“. Wir bleiben hier auf 3.800 Meter für weitere zwei Tage im Ort, um uns noch besser an die Höhe zu gewöhnen und um uns mit ein paar Spezialitäten zu versorgen, die gegen eine mögliche Höhenkrankheit helfen sollen. Zum Einen kaufen wir Blätter für einen Coca-Tee und auch Coca-Bonbons mit Honig sind im Angebot. Von Einheimischen noch weiter empfohlen werden Blätter der „Pupusa“, ebenfalls als Tee zur Einnahme angedacht. Somit fühlen wir uns relativ gut gewappnet für die Tour durch die Puna, für die wir mindestens 10 bis 14 Tage eingeplant haben, wenn wir keine Panne haben.
Dann geht es bergauf auf staubiger Piste, vorbei an einem nicht mehr existierendem Thermalbad, und einer stillgelegten Mine namens Concordia. Zudem machen wir noch einen Abstecher zum Viaducto la Polvorilla. Die Brücke befindet sich auf 4.220 Metern Höhe und ist heutzutage das Ende der Fahrt mit dem „Tren a las Nubes“ . Die Zugfahrt ist nur noch zu touristischen Zwecken unterwegs und gilt für die Tour von San Antonio de los Cobres zu dieser Brücke als eine der höchstgelegenen Bahnfahrten weltweit. Der Anblick der Brücke ist schon ziemlich spektakulär und natürlich interessiert es uns, wie das Ganze aussieht, wenn gerade ein Zug darüber fährt. Gute zwei Stunden warten wir, bis sich die Bahn langsam den Berg hinauf gequält hat und unter lautem Hupen über die Brücke schleicht. Einige Touristen haben sich mittlerweile hier eingefunden. Auch die Insassen des Zuges springen aus den Waggons, um Bilder zu schießen und Kunsthandwerk der Indigenas zu kaufen. Claudia ist natürlich in ihrem Element und schießt Fotos, während ich im Auto sitzend feststelle, daß die Bahngesellschaft hier oben noch ein offenes Wifi-Netz zur Verfügung stellt. Claudia ist wieder zurück. Jetzt schnell noch die Emails abgerufen und los...... sollte es gehen. Nur ist bei den abgerufenen Emails eine dabei, die uns aus Deutschland erreicht und uns bittet, doch in naher Zukunft bei einer deutschen Botschaft vorstellig zu werden, um eine wichtige Unterschrift zu leisten. Wir überlegen noch kurz die Lage, es ist uns aber dann doch zu riskant, noch den Weg in die Puna anzutreten. 14 Tage oder mehr bei unsicherer Strecke, geringem Internetempfang und dann noch zu einer Botschaft..... - wir brechen somit auch unseren zweiten Anlauf in die Puna ab und hoffen einfach, daß es noch die Möglichkeit zu einem dritten Versuch geben wird.
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