Brasilien XIV
Da wir im April die Fahrt von Paraguay bis nach Porto Seguro ziemlich schnell hinter uns bringen mußten und nicht wirklich viel Spaß dabei hatten, haben wir uns für die Rückfahrt jetzt mehr Zeit reserviert. Unser Visa läuft noch über 4 Wochen. Genug Zeit, um entlang der Küste den Weg südwärts anzutreten und diese Tour gewohnt langsam zu genießen. Erster Anlaufpunkt ist der Strand an der Praia Guriri. Die Ferien sind längst vorbei und hier steht man in der Nebensaison ziemlich allein und wunderbar am Strand in einem Nadelwald am Ende der Ortschaft Guriri. Nur ein weiteres Wohnmobil parkt in ca. 200 Metern Entfernung. Und in diesem Fahrzeug reisen zwei junge Brasilianer mit einem Hund, der aussieht, als wäre unsere Mia zu heiß gebadet worden und um ca. 50 % beim Baden eingegangen. Echt witzig, die Beiden nebeneinander zu sehen.
Die Etappe nach Vitoria nehmen wir dann auf der Autobahn, der BR 101. Und auf diesem Weg sticht uns kurz nach Ibiracu eine Statue ins Auge, die man hier, mitten in Brasilien, direkt an einer vierspurigen Autobahn, nicht unbedingt erwarten konnte. Auf einem Hügel neben der Schnellstraße sitzt ein gigantischer Buddha! Da muß man einfach auf die Bremse treten. Und der Halt lohnt sich allemal, denn diese Location bietet viel mehr, als nur eine Statue. In einem tibetanischen Garten mit mehreren kleineren Buddha-Statuen sitzt dieser Gigant und überrascht wohl jeden Fahrer, der hier die BR 101 entlang fährt. Uns beeindruckt das Motiv sogar so sehr, daß wir die Einladung des Managers der Anlage annehmen und hier auf dem Gelände übernachten. Claudia ist natürlich dann bei Sonnenuntergang und in der Dunkelheit in ihrem Element und sucht nach den besten Positionen, um diese beeindruckende Buddha-Statue gebührend ins Bild zu setzen.
Erblickt man die Skyline der Stadt Vitoria, könnte man denken, es handelt sich hier um eine riesige Millionenstadt mit den vielen Hochhäusern. Wiki sagt aber, in der Hauptstadt des Bundesstaates Espirito Santo wohnen aktuell keine 400.000 Einwohner. Ist uns aber eigentlich auch egal, hat es doch eine extrem große und sehr schöne Shopping Mall. Da geht schon mal ein ganzer Nachmittag drauf, wenn man schon längere Zeit nicht mehr einkaufen war. Und fährt man dann über die zweithöchste Brücke Brasiliens, ist man auch schon in der nächsten Metropole, der 500.000 Einwohner Stadt „Vila Velha“. Dort gibt es unterhalb des Klosters „Convento Penha“ einen großen Platz, auf dem sich reichlich Wohnmobile angesammelt haben. Einige sind Durchreisende wie wir, andere stehen schon seit Monaten auf diesem Platz, an dem man auch noch kostenlos mit Wasser und mit Strom versorgt wird, wenn man denn will. Wir bevorzugen die etwas abseits ohne Strom gelegenen Plätze, genießen dafür etwas mehr Ruhe und sind am nächsten Morgen ausgeschlafen und fit genug, hinauf zum Kloster zu marschieren und den Blick über die beiden Großstädte von dort oben zu erleben. Wir sind hier früh am Morgen die einzigen Besucher, sieht man von der kleinen Familie der „Weißkopf Büschelaffen“ ab, die dort oben jeden unserer Schritt genau beobachtet. Auf dem Rückweg noch kurz am Hafen vorbeimarschiert und mit reichlich fangfrischem Fisch im Kühlschrank geht die Fahrt weiter nach Guarapari.
Guarapari ist in Esperito Santo zwar ein bekannter Badeort, aber in der Nebensaison fast ohne Touristen. Nach zwei Tagen auf einem Campingplatz am Praia de Setiba bleiben wir noch einen Tag am Strand von Novo Guarapari hängen.
Weiter geht es in Richtung Süden entlang Brasiliens Küste. Bei einem Stopp für eine gekühlte Coco Verde am Strand halten wir in Rio das Ostras. Die gepflegte Strandpromenade neben schönen Wohnhäusern mit einer Kopfsteinpflaster Straße mit großzügigen Parkbuchten lädt uns zum Parken ein und schon sitzen wir in einer Strandbar und genießen den Saft der eisgekühlten Kokosnuss. Nach einem kurzen Spaziergang geht es zurück zum Wohnmobil und wir wollen weiterfahren. Hinter uns steht aber ein Fahrzeug bis auf 2 cm an uns dran und ich fahre noch nicht gleich los, da mich Claudia von außen herauslotsen will. Claudia steht an der Beifahrerseite und entdeckt am rechten Vorderreifen zwei Nägel. Aufgestellt in den Reifen, abgestützt in den Kopfsteinpflasterritzen. Ich steige aus und wir erkennen die Absicht dahinter. Wir kontrollieren die anderen Reifen und entdecken noch weitere 6, absichtlich platzierte Nägel, die mindestens vier unserer sechs Reifen beim Losfahren geplättet hätten. Erkenntnis des Tages: auf unsere Schutzengel können wir uns verlassen!
Claudia hat natürlich wieder im Internet recherchiert, welche Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke zu finden sind, denn es gibt eigentlich immer und überall etwas Neues zu entdecken. Diesmal geht es in eine Stadt, die nur Dank eines Urlaubsbesuches der französischen Schauspielerin Brigitte Bardot im Jahr 1964 bekannt wurde. Auf Grund ihres einige Wochen dauernden Aufenthaltes hier in „Buzios“, wurde aus einem kleinen, unbedeutenden Fischerort ein Zufluchtsort für einige der Reichen und Schönen aus Rio de Janeiro. Erkennbar an einer sehr schönen Strandpromenade mit edlen Geschäften, Bars und Restaurants. Nach einem Stadtbummel speisen wir im Restaurant „Madame Bardot“ und lassen den Tag ausklingen bei Tintenfisch in Rotweinsoße und Wildreis, ausgezeichnet zubereitet in sehr schöner Location.
Die ersten 1.000 km liegen hinter uns. Ein weißer Sandstrand mit kristallklarem Wasser lädt bei Cabo Frio zum Verweilen ein. Hinter den Dünen der Praia do Foguete finden wir auch noch einen optimalen Stellplatz und machen erstmal ein paar Tage Pause.
Wir verbringen noch eine Nacht kurz vor Rio de Janeiro, um am nächsten Morgen relativ früh diese Millionenstadt durchqueren zu können. Mit wenig Verkehr und einer guten Navigation rollen wir durch die Stadt und bringen die vielen verzweigten Autobahnen stressfrei hinter uns. Danach parken wir unseren Großen noch eine Nacht in Conceicao, bevor es wieder nach Paraty geht, einem unserer Favoriten auf unserer letzten Tour durch diese Region im Jahr 2017.
Und unser Eindruck von damals bestätigt sich voll und ganz. Der touristische Ort hat viel zu bieten. Wohnmobile dürfen gegen Gebühr auf einem großen Parkplatz am Rande der historischen Altstadt stehen. Vom Parkplatz führt eine Brücke in diesen sehenswerten Stadtteil und man kann durch zahlreiche gemütliche Gassen schlendern, die mit einladenden Bars, Restaurants und Eisdielen locken.
Über Ubatuba führt uns der Weg nach Sao Sebastiao, auch ein Touristenort, diesmal im Bundesstaat von Sao Paulo. Wie Paraty hat auch Sao Sebastiao ein historisches Zentrum zu bieten, wenn auch deutlich kleiner. Uns gefällt es hier. Wir stehen zentral und ruhig direkt an der Costanera und entscheiden uns, noch einen weiteren Tag zu bleiben.
Nur noch wenige Kilometer an der Küste verbleiben uns, bis wir quer durch das Land in Richtung Argentinien fahren müssen. In Peruibe verbringen wir unsere letzten zwei Nächte am Strand, dann geht’s die letzten 1000 km auf der Autobahn bis zur Grenzstadt Foz de Iguazu.
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