Argentinien XXIII
Unser weiterer Weg führt in Richtung Westen wieder in die Andenregion. Doch bis dahin ist es noch weit und es gibt einige interessante Zwischenstationen. Erstes Etappenziel ist nach rund 250 km der Ort Miramar am zweitgrößten See Südamerikas, am „Mar Chiquita“. Der Badeort Miramar war früher ein Touristenmagnet, bis durch starke Niederschlagsmengen der Wasserpegel des Mar Chiquita so hoch stieg, daß das komplette Zentrum Miramars für lange Zeit unter Wasser stand und somit alle Gebäude und Straßen zerstört wurden. Heute ist der Wasserpegel wieder etwas niedriger und man kann durch die Ruinen und ehemaligen Flaniermeilen spazieren. Ich kann mir hierbei aber absolut nicht mehr vorstellen, wie das Ganze hier mal ausgesehen haben könnte! Wie man an unseren Bildern sicherlich nachvollziehen kann.
Es geht in die Region Cordoba vorbei an der Hauptstadt in das Tal „Valle de Punilla“ und durch verschiedene, uns gut bekannte Orte. 2021 hatten wir hier in La Falda für 4 Monate ein Haus gemietet und nun besuchen wir in den nächsten Tagen ein paar Locations, die uns in bester Erinnerung sind. Wie zum Beispiel die Haupteinkaufsstraße von „La Falda“, ein gutes Restaurant in La Cumbre, sowie das schöne Zentrum des „mystischen Ortes“ Capilla del Monte. Hier stehen wir wieder am Übernachtungsplatz beim Stausee El Cajon. Mystisch ist Capilla del Monte ja wegen der Sichtung von Aliens, für mich hat der Ort jedoch eine ganz andere Magie! In Capilla del Monte gibt es nämlich meinen favorisierten Käsekuchen. Und so geht es mit einem ganzen Kuchen zufrieden weiter nach „San Marcos Sierras“.
In dem kleinen Hippie und Künstlerdorf San Marcos Sierras hat es uns auch damals schon so gut gefallen, daß wir hier mal eine etwas längere Pause eingeplant haben. Vier unterhaltsame Tage bleiben wir in dem Dorf und erholen uns bei einigen Spaziergängen, die uns an so manchem Kunstwerk vorbeiführen.
La Rioja, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, liegt auf unserem Weg. Eigentlich trieb uns die Hitze zu einer Werkstatt, die Klimaanlagen in LKW´s einbaut, doch die Details des Einbaus überzeugen uns nicht wirklich und wir schwitzen weiter. Und das in einer wirklich schönen Stadt. Überraschend sauber und gepflegt wirken jedenfalls all die Stadtteile, durch die wir hier fahren. Die hiesige Industrie hat wohl ordentlich Geld in die Stadtkasse gespült und da wird für die Bevölkerung einiges geboten. Wir übernachten zum Beispiel auf einem Parkplatz in dem großen, sehr schönen „Parque de la Ciudad“ neben einer tollen Sportarena, dem „Super Duomo Riojano“. Wir fühlen uns überall richtig wohl und sicher, bleiben daher auch gleich mal wieder drei Tage und shoppen ein wenig in den diversen Einkaufszentren. Und schließlich entspannen wir uns dann noch einen Tag in den „Termas de Santa Teresita“, einem kleinen Thermalbad gute 100 km außerhalb der Hauptstadt.
Und dann sind wir auch schon knapp vor dem eigentlichen Ziel dieser Tour. Am Fuße der Anden angekommen fahren wir über Aimogasta, Belen und Hualfin hinauf bis nach El Penon. Es ist der dritte Anlauf, von dort die Region „Piedra Pomez“ zu besuchen. Doch schon der Weg nach El Penon führt uns durch ein interessantes Gebiet mit Dünen und beeindruckenden Gebirgslandschaften. Nach einer Zwischenübernachtung in Villa Vil geht es nun wieder in das kleine Städtchen El Penon, dessen Höhe von 3.400 Metern uns schon vor Jahren solche Kopfschmerzen bereitet hat, daß wir noch in der Nacht die Entscheidung getroffen haben, wieder hinab ins Tal zu fahren und auf den Besuch der Piedra Pomez zu verzichten. Da uns aber die Bilder dieser einzigartigen Landschaft immer in Erinnerung geblieben sind, probieren wir jetzt noch ein letztes Mal, mit einer Jeeptour die Piedra Pomez zu besuchen.
Und dieses Mal klappt's! Wir buchen den Guide „Salvita“, der uns mit seinem nagelneuen, gut gefederten Pickup am Nachmittag über ruppige Schotterpisten zum eigentlichen Ziel bringt. Machbar wäre die Strecke wohl auch für unser Wohnmobil gewesen, doch die zahlreichen, äußerst scharfkantigen Steine sind schon für Salvita eine Herausforderung und er fährt äußerst vorsichtig auf einem nur schwach gekennzeichneten Weg. Schließlich sind wir froh, nicht mit dem eigenen Fahrzeug die Tour gemacht zu haben. Und alle Strapazen haben sich dann auch voll gelohnt, denn diese einzigartige Landschaft im „Campo de Piedra Pomez“ fasziniert uns komplett! Immer wieder haben wir von anderen Reisenden gehört, man fühlt sich wie auf einem anderen Planeten. Und genauso ergeht es uns heute. Diese Art vulkanischer Gesteinsformationen haben wir noch nirgends erlebt. Das Gebiet ist riesig und so spektakulär, daß man sich kaum sattsehen kann. Es fällt schwer, die richtigen Worte zu finden, um diese einmalige Landschaft zu beschreiben.
Unser Guide Salvita hat uns schon im Vorfeld versprochen, nach dem Besuch der Piedra Pomez noch einen Abstecher zur Laguna Carachi zu machen. Die Strecke führt uns vorbei am Vulkan „Carachi Pampa“ noch einige Kilometer weiter bis zur Lagune. Die Stimmung hier am späten Nachmittag ist grandios und das Licht perfekt, um die zahlreichen Flamingos gut ins Bild zu setzen. Ein perfektes Ende eines perfekten Tages.
Nun sind wir schon mal in der Höhe und die Kopfschmerzen sind noch erträglich, dann fahren wir halt auch noch die 60 km Asphaltstraße bis nach Antofagasta de la Sierra. Oft haben wir den Namen schon gehört und nun wollen wir die Gegend dort auch erkunden. Es ist momentan gerade so überhaupt keine Saison und der Ort wirkt wie ausgestorben. Aber der Weg hierher hat uns da schon mehr beeindruckt. So geht es nach einer Nacht an der Plaza zum Frühstücken wieder raus aus dem Ort und direkt zum Parkplatz am Vulkan mit dem gleichen Namen „Antofagasta de la Sierra“. Die Idee, nach dem Frühstück den Vulkan zu erklimmen, wird schnell verworfen. Die Sonne brennt herunter und die Höhe tut ihr übriges. Am Fuße des Vulkans kehren wir wieder um zum Mobil und machen uns auf den Weg in niedrigere Regionen.
Wieder im Tal geht es in Richtung Süden bis nach Chilecito, denn hier gibt’s wieder was zu besichtigen. Eine Seilbahn verbindet den auf 1100 Metern liegenden Ort Chilecito mit dem ehemaligen Bergwerk, der Gold- und Silbermine „Mina La Mejicana“, die sich auf 4.600 Metern Höhe befindet. Diese Seilbahn wurde 1903 bis 1904 von einer deutschen Firma gebaut und war damals mit einer Länge von 35 Kilometern die längste Seilbahn der Welt. Die Mine wurde im Jahr 1926 stillgelegt und damit endete auch der Betrieb dieser Seilbahn. Zum Besichtigen stehen noch verschiedene Stationen an der Strecke zur Verfügung. Wir entscheiden uns für die „Estacion 2“, die über schöne Aussichtspunkte, ein Museum und einen ruhig gelegenen Parkplatz verfügt, auf dem wir dann auch gleich die Nacht verbringen.
Von dem Parkplatz aus wandern wir am nächsten Tag ins Tal und für knapp 5 Kilometer den Weg entlang bis zum Punkt „Union de los Rios“, der Vereinigung der Flüsse. Das Außergewöhnliche an der Geschichte ist, daß hier ein Fluß mit gelbem Wasser, ein anderer Fluß mit blauem Wasser aus einem Seitental kommend, hier aufeinander treffen und noch einige Zeit lang in blau und gelb nebeneinander abwärts fließen. Nach ein paar hundert Metern finden sie sich dann zu einer einheitlichen, ockerfarbenen Flüssigkeit zusammen. Wir haben probiert, im Internet zu ergründen, woher diese Verfärbungen kommen. Die Aussagen gehen von „absolut natürlichen Ursprungs“ bis hin zu „noch immer durch den Bergbau von damals chemisch verseucht“. Egal, optisch schon spektakulär, trinken würden wir die Plörre jedenfalls nicht!
Bei Villa Union machen wir den nächsten Stopp. Die Gegend der „Reserva Banda Florida“, bietet einige schöne Wanderungen. Das Angebot nutzen wir gerne, um die Landschaft mit ihren roten Felsen und speziellen Steinformationen etwas näher kennenzulernen. Am nahegelegenen Stausee „Embalse Lateral“ gönnen wir uns dann gleich noch einen Erholungstag.
Mit einem Zwischenstopp im Valle Encantado geht es über die Quebrada de Jachal hinauf zum See „Lago Cuesta del Viento“. Und dieser See hat seinen Namen nicht umsonst, denn Viento hat es hier reichlich. Der Wind sorgt dafür, daß sich der See zu einem Surfspot gemausert hat und in der Saison viele Touristen anlockt. Wir erreichen den See von der Ostseite her und bewundern diese Location erst einmal ausgiebig von dieser Seite aus für zwei Tage. Dann fahren wir in den Ort Rodeo und bleiben zwei Nächte am Camping Lamaral. Dieser liegt direkt am See und ist der Haupttreff der Surfergemeinde. Die Besitzer haben mit etwas Einfallsreichtum und Kunst ein lässiges Flair geschaffen, das uns gut gefällt, auch wenn wir (leider) nicht surfen. Zu bestimmten Zeiten kommt er dann über die Berge und über den See, der von den Surfern so erhoffte Wind. Und für uns wird es dann zum Beobachtungsspektakel, den Spezialisten dabei zuzusehen, wie sie gegen den immer stärker werdenden Wind ankämpfen und wie oft sie auch gegen ihn verlieren. Auch heute geht der Kampf nicht ohne Verletzungen aus.
Vor ein paar Jahren waren wir schon einmal in dieser Gegend und haben den „Cerro Alcazar“ besucht, ein geologisches Monument, das man in der Nähe von dem Ort Barreal finden kann. Diese Berge mit den vielen Farben, eine aus Sedimentmaterialien der Urzeit entstandenen Felsenwelt, von Wind und Wetter geformt, ist nicht umsonst mittlerweile ein Naturschutzgebiet, das es zu schonen gilt. Es ist uns seit unserem Besuch der „Wave“ in den USA, Arizona (Coyote Butts North), bekannt, daß solch ein Gestein sehr brüchig ist und durch viele Besucher leicht zerstört werden kann. Daher bewegen wir uns ziemlich vorsichtig durch die Landschaft und lassen auch mal wieder die Drohne zum Einsatz kommen.
Nur wenige Kilometer weiter, noch vor Barreal, ein weiterer Abzweig mit ähnlichem Hintergrund. Ein zu befahrender Rundweg führt uns um den „Cerro de los 7 Colores“. Eine Hügellandschaft, deren Gesteinsformationen mindestens die im Namen erkennbaren 7 Farben beinhalten. Die Fahrt auf dieser engen Schotterpiste läßt uns hoffen, daß niemand entgegen kommt. Keinerlei Beschilderung bei der Einfahrt noch auf dem Weg sagen uns, ob wir die Tour richtig herumfahren. Das einzige Fahrzeug, daß uns dann bei dem Rundkurs begegnet, kommt uns natürlich entgegen. Zum Glück können wir aber einen Platz zum Passieren finden. Für die Übernachtung entdecken wir einen ruhigen Platz mit Ausblick über das gesamte Tal im Ort Barreal.
Nach 3 Tagen Pause in Uspallata fahren wir weiter an den Stausee „Embalse Potrerillos“. Im Jahr 2016 standen wir hier schon einmal für mehrere Tage und trafen uns mit Reisefreunden. Das damals noch im Bau befindliche Tunnel ist mittlerweile fertig und die Straßen und Parkplätze am See sind allesamt schön für die Wochenendtouristen aus Mendoza hergerichtet. Nur der Wasserpegel des Stausees hat schon bessere Zeiten gesehen. So parken wir erst unten am Wasser, bevor uns dann ein nahendes Unwetter doch nach oben auf einen großen, geteerten Parkplatz fahren läßt. Während der vier Tage am See lernen wir die Argentinierin Marianela kennen, die mit ihrem Hund im Fahrradanhänger eine große Tour durch ihre Heimat angetreten hat.
Wir fahren durch das neue Tunnel am Lago Potrerillo und erreichen schon ein paar Kilometer weiter ein Thermalbad namens „Termas de Cacheuta“. Warum nicht eine Thermen-Pause einlegen? Das Bad ist wirklich schön gestaltet in die Landschaft integriert und die vielen Becken bieten für die Gäste Möglichkeiten jeglicher Temperatur. Das hat sich scheinbar bis Mendoza herumgesprochen, denn auch unter der Woche ist hier ganz schön was los.
Danach sind wir wieder unterwegs und befinden uns schon kurz vor Mendoza, als die Lenkung zu vibrieren beginnt. OK, wir sind nun mal schon in einer Großstadt, dann halt gleich mal hin zur Daimlervertretung. Die Jungs von Mercedes haben aber so überhaupt keine Lust, sich mal unser Problem näher zu betrachten. Nach einer Stunde freundlichen Nachfragens geht dann ein Meister mit zum Fahrzeug und erkennt quasi schon aus der Ferne, daß die Servopumpe kaputt sei. Und nachdem aufgrund der Finanzkrise im Land, Mercedes-Deutschland aktuell (angeblich) keine Ersatzteile nach Argentinien schickt, rät er uns, wir sollten unser Glück doch in Chile versuchen. Dort bekämen wir sicherlich die Pumpe. Nun hatten wir zwar einen Besuch von Chile so gar nicht mehr auf dem Schirm, aber warum nicht mal wieder einen Abstecher über die Anden machen und uns dort eine Zeit lang herumtreiben. Chile ist ja sehr genau, was Papiere für Hunde bei der Einreise betrifft und wir machen gleich noch in Mendoza einen Besuch beim Tierarzt und beim Amt „SENASA“. Das ging relativ locker und wir haben nun 10 Tage Zeit, bis wir spätestens die Grenze überschreiten müssen. Daher lassen wir es gewohnt gemütlich angehen und fahren weiter in Richtung Süden. Ein kleiner Umweg durch das Weinanbaugebiet im Valle de Uco und ein Besuch des Ortes „Manzano Historico“ wird eingeplant. Die vielen Weingüter in dieser Region wären zwar einen Besuch wert, aber bei der aktuellen Hitze haben wir keine Lust auf Weinproben und Führungen. So schlendern wir nur kurz durch die Parks und Touristenmeilen, bevor wir uns dann weiter auf den Weg in Richtung Süden machen, da wir uns für einen Grenzübergang entschieden haben, den wir noch nicht kennen. 30 Kilometer vor Malargüe finden wir noch schönen Stellplatz am Rio Salado, an dem wir gleich mal für zwei Nächte bleiben.
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