Argentinien XXVI
Wir verlassen Nono und weiter geht die Fahrt gewohnt langsam in westlicher Richtung. Erster Halt ist in Los Hornillos, wo wir uns in der „Reserva de Biodiversidad Nativa“ ein wenig die Beine vertreten. Nach einer Übernachtung in Las Tapias besuchen wir noch die Olivenölfabrik „Olium“. Bei einer kleinen Führung zeigt man uns den Weg der Oliven von deren Anlieferung bis zum fertigen Produkt. Die kleine Fabrik ist überall sehr sauber und die Maschinerie macht von A bis Z einen professionellen Eindruck. Die Qualität des Olivenöls entspricht unserem Eindruck der gesehenen Produktionsabläufe. Der Geschmack überzeugt uns voll und ganz und so fahren wir dann auch mit einigen Litern besten Olivenöls im Mobil weiter. Kurz darauf verlassen wir die Provinz Cordoba und begeben uns nun ….
….in die Provinz San Luis. Erster Stopp in San Luis ist der touristische Ort „Merlo“. Wir übernachten hinter der Kirche im Zentrum und machen am nächsten Morgen einen kleinen Stadtbummel , kaufen ein paar Leckereien und fahren weiter an die Dique Piscu Yaco.
Pause ist angesagt! Wir finden dafür den perfekten Platz ca. 35 km südlich von Merlo bei Villa Larca im „Complejo Turistico Chorro de San Ignacio“. Für uns ein perfekter Platz mit absoluter Ruhe zum Übernachten und mit einigen Wanderwegen entlang eines Flußes zum Wasserfall an der „Laguna de la Virgen de la Medalla Milagrosa“, oder hinauf auf den Aussichtspunkt am „Chorro de San Ignacio“.
Ein starker Sturm zieht durch die Region und wir haben Glück, daß uns keine größeren Äste aufs Fahrzeug knallen. Ein ganzer Tag im Fahrzeug langt uns dann aber auch und wir setzen uns wieder in Bewegung. Ein reizvolles Ausflugsziel in der Nähe unserer Route führt uns 60 km hinauf in die Berge nach „La Carolina“, so benannt nach dem spanischen Kaiser Karl III von Spanien. Uns erwartet hier ein sehr angenehmes Flair eines kleinen Dorfes, das einst durch seine Goldmine bekannt wurde, jetzt aber hauptsächlich vom Bergbau und vom Tourismus lebt. Schöne, enge Gassen führen vorbei an Cafe´s, Bars, Restaurants und kleinen Unterkünften. In einem dieser Restaurants lernen wir den sympathischen Österreicher Herbert kennen, der es mit seinem Fahrrad hier herauf geschafft hat. Wir treffen Herbert am Nachmittag dann noch einmal in einer Bar und laden ihn spontan zur Weinprobe in unser Mobil ein. Es gibt viel zu erzählen, denn der für das deutschsprachige Fernsehen arbeitende Kameramann hat einige interessante Geschichten auf Lager. Am nächsten Morgen wandern wir hinauf auf den Cerro Tomolasta und bleiben noch eine weitere Nacht in La Carolina. Auf der Strecke hinauf nach Carolina hat doch tatsächlich unser Motor wieder auf Notlauf gestellt. Ok, der Druckwandler ist ja neu. Ich checke alle Kabel und Sicherungen, kann aber nichts auffälliges entdecken. Die Fahrt geht deswegen erstmal auf einen Campingplatz etwas bergab bei Trapiche. Noch einmal werden Scheinwerfer, Druckwandler, Kabel und Schläuche, alles ausgebaut, gecheckt und wieder eingebaut.
Ich habe nichts gefunden, aber der Turbo läuft wieder! Warum? Keine Ahnung! Wir fahren weiter und vorbei an der Stadt San Luis bis zu den Salinas de Bebedero. Leider darf man nicht direkt auf den Salzsee fahren, aber am Rande der Salinas finden wir einen abgelegenen und absolut ruhigen Übernachtungsplatz. Der Weg zur Stadt Mendoza führt uns durch ein 20.000 Hektar großes Naturschutzgebiet namens „Reserva Bosques Telteca“. Die Reserva liegt inmitten einer riesigen Wüstenlandschaft und ist fast komplett ohne Einwohner, sieht man mal von den Park-Rangern ab. Auf der Ruta 142 war außer uns so gut wie kein Fahrzeug unterwegs. Eine erste Wanderung gibt es bei den Dünen „Altos Limpios“. Wir laufen nur ca. 1 Stunde durch diese Sandlandschaft, bevor wir ein paar Hundert Meter weiter bei der Ranger-Station der „Reserva Natural Y Cultural Bosques Telteca“ einen Übernachtungsplatz angeboten bekommen. Das Angebot nehmen wir gerne an, wollen wir doch den gut gekennzeichneten Wanderweg dieser Reserva in Angriff nehmen. Der Ranger rät uns, am nächsten Morgen sehr früh loszulaufen, da die Sonne hier zur Mittagszeit so stark ist, daß man da am Besten wieder zurück sein sollte. Für die 6 km lange Wanderung braucht man so ca. 2 bis 3 Stunden. Die Strecke ist durchaus reizvoll. Ist das Land hier noch ziemlich flach, sieht man in der Ferne schon die Anden, die wir bald in Richtung Chile überqueren wollen. Uns gefällt auch diese extreme Stille, die uns den ganzen Weg über begleitet. Nach so viel Natur geht es mal wieder in eine Großstadt. In der namensgebenden Hauptstadt der Region „Mendoza“ bleiben wir vorerst im Zentrum. Wir möchten die Stadt in Ruhe besichtigen, nachdem wir in den Jahren vorher nur vorbeigefahren sind, bzw. uns nur zu kurzen Aufenthalten in dieser großen Stadt mit seinen knapp einer Million Einwohnern durchringen konnten. Als Übernachtungsplatz wird der große „Parque General San Martin“ empfohlen. Hier steht man zentrumsnah im Grünen und hat rund um die Uhr Polizeischutz, da sich hier im Park eine Polizeistation befindet und auch nachts ständig Polizisten durch die Gegend patrouillieren. Von hier aus starten wir den ein oder anderen Stadtbummel und finden immer mehr Gefallen an der Stadt. Äußerst angenehm ist die Tatsache, daß hier viele Straßen wie Alleen angelegt wurden. Überall spenden die Bäume nun den dringend notwendigen Schatten und machen die Spaziergänge zu einem Vergnügen. Im Stadtteil Aristides befindet sich die Universität. Die Straße Aristides Villanueva ist vor allem am Abend ein Treffpunkt für Jung und Alt mit viel internationalem Flair. Die Bars und Restaurants sind sehr einladend und jeden Abend sehr gut besucht. Im Parque General San Martin zu parken hat nicht nur den Vorteil, einigermaßen sicher in der Stadt übernachten zu können. Der große, sehr schön angelegte Park lädt uns täglich zu längeren Spaziergängen ein. Von früh bis spät sind hier viele Einwohner der Stadt anzutreffen, die vor allem die sportlichen Angebote zu nutzen wissen. Wir treffen wieder einmal unsere Reisefreunde aus Südtirol, Marie und Chris, mit ihren beiden kleinen Vierbeinern, Trilly und Jumpy. Trilly ist eine etwas ältere Hundedame. Mischlings-Dame Jumpy hat den Namen nicht ohne Grund, ist sie den Beiden während der Pandemie im Jahr 2020 auf einem Campingplatz sozusagen „ins Wohnmobil gesprungen". Es gibt wie immer viel zu Quatschen. Nach vier Tagen im Park geht’s dann auf einen Campingplatz in der Nähe. Wir wußten gar nicht, daß sich der Camping El Mangrillo zu so einem Overlander-Treffpunkt entwickelt hat. Aber schon bei unserer Ankunft treffen wir auf Hessen, Schweizer, Holländer, Franken aus Hof und sogar ein Fahrzeug aus Nürnberg steht auf dem Platz. Mit den sympathischen Hessen Sabine und Theo haben wir so einige gemütliche Abende hier am Platz. Deren Hund, eine Rhodesian Ridgeback - Dame namens Ellie, ist eine der coolsten Hunde, die wir bislang getroffen haben. Mias Angst vor größeren Hunden nimmt ihr Ellie innerhalb von ein paar Stunden, indem sie unsere Mia einfach komplett ignoriert. Bald liegen sie relaxt nebeneinander und wir können uns entspannt unterhalten, grillen oder mit Fußballexperte Theo Fußball gucken. Sieben Tage verbringen wir gemeinsam am El Mangrillo, bevor Sabine und Theo weiterreisen. Etwas außerhalb von Mendoza gibt es ein Weingut namens „Ojo de Agua“. Der schweizer Besitzer Dieter Meier ist in Europa wohl eher bekannt als Leader der Band „Yello“, die vor allem in den 80er Jahren in Erscheinung trat. Deren Song „Oh Yeah“ dürfte den Meisten bekannt sein. Meiers Estancia hat den Vorteil, daß man das Restaurant und den hier produzierten Wein ausgiebig testen kann, während das Wohnmobil am Parkplatz auf einen wartet und man die Nacht hier verbringen darf. Denn zu den fünf Gängen des Menüs wird jeweils ein anderer Wein serviert. Das Essen ist gut und die Weine ok. Uns überzeugt lediglich ein Weißwein, der zur Vorspeise angeboten wurde. Besonders beeindruckt uns allerdings die Location, in welcher man hier sitzt und die Speisen genießen darf. Der Fernblick über die riesige Landschaft mit ihren Weinreben und den Bergen der Andenwelt im Hintergrund ist grandios! Am Abend sind wir alleine auf dem Gelände und können das komplette Ambiente inklusive einem kleinen See mit gemütlichen Freiluft - Lounges in vollen Zügen genießen. Wir wollen weiter ins Hinterland von Mendoza und fahren hoch zum Stausee „Embalse Potrerillos“. Dort gibt es einige schöne Wanderwege, die wir in den nächsten Tagen erkunden wollen. Unser ruhiger Übernachtungsplatz liegt am Zufluß des Stausees, dem „Rio Mendoza“. Von dort geht es hinauf zum „Cerro Cocodrillo“. Die Aussicht von dort oben lohnt den Aufstieg! Am nächsten Tag bekommen wir direkt an unserem Übernachtungsplatz Besuch von ein paar „Wikingern“! Ein Foto-Club findet sich in dieser Location ein, um eine Foto-Session mit den verkleideten Protagonisten zu veranstalten. Klar ist Claudia in nullkommanichts mittendrin und kämpft mit den anderen Foto-Freaks um die besten Shots! Am Nachmittag wandern wir noch hinauf zum Wasserfall „Cascada del Angel“, bevor wir am nächsten Morgen...... … weiter hinauf in die Berge fahren möchten, aber..... der Turbo steigt wieder aus. Somit drehen wir um und fahren nach Mendoza zurück, diesmal direkt zu Mercedes Benz. Alles wird untersucht, ausgebaut und wieder eingebaut. Nichts gefunden, aber der Turbo geht wieder. Warum? Keine Ahnung? Wir holen uns die Papiere, welche wir für Mia wegen des Grenzübertritts nach Chile benötigen und fahren nochmal auf den Camping El Mangrillo. Bei der Abfahrt in Richtung chilenischer Grenze kommen wir auf der Autobahn keine 40 km, bis der Turbo wieder aussteigt. Über die Anden ohne Turbo? Besser nicht. Wir fahren zurück zu Mercedes. Der Turbo soll nun defekt sein. Er wird ausgebaut und zur Reparatur gebracht. Danach fahren wir keine drei Kilometer, bis der Turbo wieder aussteigt. Zurück zu Mercedes und ich bestelle als letzte Idee direkt wieder einen neuen Druckwandler. Wir fahren los und der Turbo funktioniert. Der letzte Druckwandler hat ja wenigstens mal 500 km gehalten. So sollten wir denn auch „hoffentlich“ über die Anden kommen! Wir fahren über Uspallata, vorbei an Sehenswürdigkeiten wie der „Puente del Inca“ oder dem höchsten Berg Amerikas, dem Aconcagua, bis hinauf zum Grenzübergang „Paso Internacional Los Libertadores“, welcher auf 3200 Meter Höhe liegt. Die Landschaft ist toll, das Wetter perfekt, die Grenzabwicklung schnell und ohne jegliche Probleme! Und.... der Turbo läuft! Völlig entspannt erreichen wir unser Sommerdomizil Chile!