Chile XI
Wir sind mal wieder in Chile! Die Abwicklung an der Grenze geht schneller als gedacht. Die Zöllner sind alle freundlich und nett, das Fahrzeug wird nur ganz grob nach Nahrungsmitteln untersucht und mit unseren Papieren für Mensch, Fahrzeug und Hund sind auch alle zufrieden. Keine Stunde später machen wir schon die erste Pause in Chile und vertreten uns die Beine am Hotel Portillo bei der „Laguna del Inca“. Bevor es dann die „Cuesta Caracoles“ hinab ins Tal geht, gibt es erst noch einen tollen Blick von oben über die gut befahrene Serpentinenroute zu genießen.
Nach einer Nacht auf dem Trucker-Parkplatz im Ort „Los Andes“ fahren wir auf einer gut ausgebauten Autobahn in Richtung Küste. Keine 100 km auf dem Highway und uns frustriert die Tatsache, daß sich der Turbo soeben wieder verabschiedet hat. Scheinbar ist der Druckwandler wieder kaputt, aber wir sind wenigstens mit funktionierendem Druckwandler und Turbo über die Anden gekommen. Wohl wissend, daß die nächste Andenüberquerung kommen wird, fahren wir trotzdem erstmal ohne Turbo an die chilenische Küste bei Papudo, wo wir uns mit Luis treffen. Luis ist ein Straßenmusiker, den wir im Jahr 2016 in Santiago kennengelernt haben und der uns damals mit seiner Elektrogeige ein Privatkonzert auf einem Parkplatz gegeben hat. Wir freuen uns alle sehr über das Wiedersehen und sind total überrascht, das Mia scheinbar den Hund von Luis, die kleine Blancita, wiedererkennt. Beide springen schwanzwedelnd durch die Gegend und - was eigentlich undenkbar gewesen ist - Mia läßt Blancita in unser Mobil hüpfen und ihren Wassernapf leeren, ohne jeden Einwand. Drei Tage bleiben wir bei Luis, machen diverse Strandspaziergänge und lauschen einem Straßenkonzert von Luis, dessen Qualität seiner klassischen Musik von Vivaldi, Strauß und Ravel in den letzten Jahren noch besser geworden ist und auch von den Anwohnern und Besuchern von Papudo gewürdigt wird.
Wir fahren in den Süden, kaufen bei Mercedes in Santiago mal wieder einen Druckwandler und wollen diesen aber erst später wechseln. In einer riesigen Werkstatt NUR für Turbo lassen wir alles checken, sie finden nichts! 200 km weiter südlich, in Talca, gibt es eine Werkstatt von Mercedes Kaufmann, bei der wir uns vor einem Jahr eine Pumpe für die Servolenkung haben tauschen lassen. Der „eine“ Mechaniker für Sprinter hat uns damals schon überzeugt und wir hoffen auf seine Fähigkeiten. Erst lassen wir ihn den Bremslichtschalter tauschen, während wir ihm von dem Turboproblem erzählen. Kaum ist der Schalter gewechselt, öffnet er die Motorhaube und zieht aus dem hintersten Eck des Motorraumes einen Filter heraus, der vollkommen verdreckt ganz offensichtlich keine Luft mehr durch den Schlauch läßt. Er lacht, nickt, tauscht den 3-Euro teuren Filter und unser Turboproblem gehört der Vergangenheit an. Das darf doch nicht wahr sein. Keiner der bisherigen Mechaniker kannte diesen Filter! Wir sind jedenfalls super happy und fahren wieder an die Küste...
….. bei Curanipe. Dort gibt es einen tollen Stellplatz, den wir aus dem Vorjahr kennen und an dem wir über Weihnachten, fernab von Trubel und Lärm, ein paar Tage ausspannen wollen. Was hier auch problemlos möglich ist, da die Ruhe, der Wind und das Meeresrauschen uns komplett abschalten lassen. Am Hafen kann man für wenig Geld leckersten, fangfrischen Fisch kaufen und Claudia verwöhnt uns täglich mit ihren maritimen Kochkünsten!
Auf dem Weg nach Temuco halten wir noch an der Loberia bei Cobquecura. An der schön angelegten Costanera, direkt an einem Felsen voller Seelöwen, steht man hier auch mit Meeresblick und dem dauernden Geschrei dieser großen Robbenart. Deren Gestank ist uns ja mittlerweile schon öfter mal in die Nase gekommen, aber aktuell steht der Wind dermaßen ungünstig, daß wir am nächsten Morgen früh weiterfahren, um uns zum Frühstücken einen angenehmer duftenden Ort zu suchen. Danach führt uns der Weg direkt zu Elly und Werner auf ihren Campingplatz „Estero Cobulto“, 35 km außerhalb der Großstadt Temuco.
Der Camping von Elly und Werner gehört zu den wenigen Plätzen, die von Jahr zu Jahr schöner werden. Beide Schwaben sind immer fleißig am Arbeiten, um die Qualität der Anlage zu erhalten und zu verbessern. Wir stehen wieder auf demselben Platz wie im letzten Jahr und genießen für die nächsten 5 Wochen dieses kleine Paradies. Unsere Mia ist hier ganz besonders happy! Optimale Temperaturen, viel Wiese und immer ein paar Spielgefährten um uns herum. Die täglichen Morgenspaziergänge hinauf in die letzten Winkel des Grundstücks sind für uns ein perfekter Start in den Tag. Und bei besonders schönem Wetter genießen wir von da oben den Blick auf den Vulkan Llaima. Zu unserer Überraschung kommen noch Nelly und Tony auf den Platz gefahren. Erstmalig haben wir die Beiden Weihnachten 2014(!) in Ushuaia getroffen. Daher ist das Wiedersehen eine große Freude und wir schüren gleich mal den Grill für ein gemeinsames Asado.
Bei diesem Asado sind wir aber nicht nur zu Viert. Die norddeutschen Reisefans Karen und Klaus leben in Kanada und haben beschlossen, uns auf ihrer Reise durch Chile hier in Temuco zu besuchen und zwei Nächte in der Cabana vom Cobulto zu verbringen. Sie reisen gemeinsam mit Karens Schwester und Schwager im gemieteten PKW von Santiago bis Puerto Montt. Karen und Klaus haben wir erstmals in Mexiko im Jahr 2011 kennengelernt, als sie in ihrem Wohnmobil und mit Hund Jessy einige Wochen mit uns in San Miguel de Allende verbrachten.
Die Zeit im Estero Cobulto geht vorbei und wir fahren in die Touristenhochburg Villarica. Wir finden am Hafen einen ruhigen Stellplatz und spazieren durch die Stadt. Am Abend sitzen wir gemütlich in einer Pizzeria am Hafen und haben einen tollen Blick auf den dampfenden Vulkan gleichen Namens. Der Villarica ist mal wieder aktiv und bietet uns ein schönes Abendspektakel. Was uns auf die Idee bringt, wir könnten da ja mal hochfahren, um die aus dem Krater herausgeschleuderten, glühenden Steine etwas näher betrachten zu können.
Wir gehen noch in Pucon einkaufen und fahren am Nachmittag hinein in den Nationalpark Villarica. Auf halber Höhe gibt es einen optimalen Stellplatz, um hier die Nacht zu verbringen. Claudia hat alle Fotobatterien geladen und wartet auf die verschiedenen Abendstimmungen, um den Vulkan, der letztmalig im Januar 2019 ausgebrochen ist, mit unterschiedlichen Belichtungsarten und Perspektiven ins Bild setzen zu können.
Nach einer interessanten Foto-Session-Night geht’s am nächsten Morgen noch einmal nach Pucon, der wohl bekanntesten Touristenhochburg dieser Region. Man kann hier sehr schön durch die Einkaufsstraßen spazieren, Eisessen gehen, oder am Ufer vom „Lago Villarica“ baden und entspannen. Es ist die letzte Nacht dieser Tour in Chile und wir gehen am Abend sehr gut essen im „Zenzo“, einem ausgezeichneten italienischen Restaurant. Die Nacht verbringen wir noch auf einem Parkplatz am See, bevor es am nächsten Morgen durch Araukarienwälder zum Grenzübergang Mamuil Malal und wieder nach Argentinien geht.
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