Paraguay IX
Meine Erkältung verabschiedet sich nur langsam, während es nun Claudia ziemlich erwischt hat. Daher entscheiden wir uns nach einer Nacht auf dem Parkplatz des Hotels Westfalenhaus in Asuncion, mal nach einem Hotelzimmer zu fragen, das auch mit Hund bezogen werden darf. Mia genießt genau wie wir die Klimaanlage und fühlt sich sichtlich wohl. Die Angestellten haben sie auch schnell ins Herz geschlossen und wir dürfen mit ihr auch im Speisesaal frühstücken oder zu Abendessen. Christiane und Horst leisten uns ebenfalls für ein paar Tage Gesellschaft und nutzen mit uns das Essensangebot des Hotelrestaurants. Nach 2 Wochen Urlaub im Hotel brechen wir wieder auf und fahren in den paraguayischen „Chaco“. Freunde von uns wohnen dort im Ort „Neuland“ und haben uns gefragt, ob wir nicht mal gerne auf deren Haus und die beiden Hunde aufpassen würden, während sie für 6 Wochen Urlaub in Europa machen. Wir kennen den Chaco nach einem kurzen Besuch im Jahr 2017, wissen also um die klimatischen Verhältnisse in dieser Region. Trotzdem reizt uns der Gedanke, den Chaco und den Ort Filadelfia wieder zu besuchen und die Kolonie Neuland etwas besser kennenzulernen.
Wir halten noch kurz außerhalb der Stadt „Loma Plata“. Hier findet gerade die Messe „Expo Rodeo Trebol“ statt. Auf dieser 11-tägigen Veranstaltung gibt es alles, was das Herz begehrt. Also vor allem das landwirtschaftliche Herz. Tolle Maschinen in allen Größen sind ausgestellt. Jede Menge Tiere jeglicher Art werden vorgeführt, prämiert und zum Verkauf angeboten. Reitkunst, Rodeos, Tierrennen, Schulungen usw. usw. gibt es bei dieser „Expo“ auf einem riesigen Gelände zu bestaunen. Uns beeindruckt vor allem das Gelände, auf dem die Bauern ihre Bullen zur Schau stellen, um entsprechende Auszeichnungen zu erhalten, die später am Besten in barer Münze vergoldet werden. Naja, es ist halt auch das Einzige, was in den knapp 3 Stunden unseres Aufenthalts hier auf dem Plan steht.
Nach einer Übernachtung im Ort Filadelfia frühstücken wir noch im Cafe „Andina“. Hier sind wir schon 2017, kurz nach der Eröffnung des Lokals, ein paar Mal aufgekreuzt, um uns mit leckerem Kuchen einzudecken. Zufrieden fahren wir danach die letzten 40 Kilometer in die Colonia Neuland zum Haus von Barbara und Hans. Wir sind noch gut eine Woche mit den Beiden zusammen und die Zeit wird genutzt, um uns in die notwendigsten Dinge einzuweisen und uns die Lokalitäten des Ortes zu zeigen. Das Grundstück liegt sehr ruhig etwas außerhalb von Neuland und es gibt genug Möglichkeiten zu längeren Spaziergängen. Fabian, der Sohn von Barbara, und dessen Lebensgefährtin Vanessa mit Sohn Philip, wohnen nur ca. 200 Meter entfernt. Da Vanessa eine absolute Spezialistin in Sachen Pferd ist, brauchen wir uns um die Pferde nicht zu kümmern.
Nun sind wir alleine und leben uns ein. Die Hunde Aika und Kira vertragen sich einigermaßen mit Mia und wir gehen reichlich spazieren. Die Umgebung wird weiter fußläufig erkundet und die Einkaufsmöglichkeiten mit dem PKW von Barbara und Hans ausgiebig getestet. Beim Supermarkt ist auch gleich die Poststelle, bei der die meisten Anwohner ein Fach haben, in dem sämtliche Post abzuholen ist. Mia hat Geburtstag und Claudia hat zur Feier des Tages Hundekekse für alle Hunde gebacken. Auch der kurzbeinige Nachbarhund Bella ist zur Party eingeladen. Und dann zieht Rauch über das Land. Brände in Bolivien und Brasilien trüben den Himmel ein und die Luftqualität läßt für ein paar Tage sehr zu wünschen übrig. Da macht auch Spazierengehen keinen Spaß und Hund wie Mensch bleiben lieber im Haus. In dessen Wintergarten steht ein Whirlpool, der bei so einem Wetter natürlich zur Benutzung einlädt. Kaum haben wir ihn einmal benutzt, sind wir richtig begeistert von der Qualität der Anlage und seinen Massagedüsen. Eine sehr schönen Abend verbringen wir dann mit Vanessa und Fabian im griechischen Restaurant „El Griego“. Der erste Grieche, den wir auf unserer langen Reise in Südamerika gefunden haben. Eine schöne Location mit guter, griechischen Küche.
Die Waschmaschine läuft und das Mobil bekommt eine Außenwäsche. Die Sitze vom Wohnraum werden zum Aufpolstern bei einem Tapicero abgegeben. Ein Vorteil vom Chaco ist, daß man hier so gut wie alles bekommt. Und damit sind nicht nur Nahrungsmittel gemeint! Es gibt eine Firma die sich auf Solarenergie spezialisiert hat und bei denen wir zwei neue Lithiumbatterien und zwei Solarpaneele bestellt haben. Gleich nebenan ist eine Fensterbaufirma, bei denen Fabian angestellt ist. Dort bekommen wir neue Moskitonetze und(!) neue Plissees. Somit sind die nächsten Tage verplant und wir machen uns an die Arbeit. Vom Ergebnis sind wir echt begeistert.
Nach zwei Wochen wird es dann unangenehm. Die Temperaturen steigen auf 40 Grad und der rauchige Himmel tut sein übriges. Wenn wir das Haus verlassen, bläst uns ein starker Wind diese heiße, rauchgeschwängerte Luft ins Gesicht, so daß erst die Hunde und dann wir sofort wieder umkehren und uns im Haus verschanzen. Keine Chance für Unsereins, sich draußen aufzuhalten oder gar im oder am Mobil zu arbeiten. Aber wir überbrücken diese ziemlich lang anhaltende Phase mit einigen Unternehmungen, wie zum Beispiel wiederholte Besuche beim Griechen, Bowlingabend mit Vanessa und Fabian, Burgerfestival bei Fabian mit selbstgemachten Burgern von Philip, Grillabend zu Fabians Geburtstag oder eben im Whirlpool sitzen bis in die Dunkelheit. Wir bekommen sogar noch Besuch von Karin und Dethlef, die wir schon mehrfach in Argentinien getroffen haben. Mit den Beiden testen wir den italienischen Pizzabäcker von Neuland.
So vergehen die 6 Wochen wie im Flug und Barbara und Hans sind wieder zurück. Wir fahren noch schnell zum Tapicero, um unsere Polster abzuholen. Sie sollten seit einer Woche schon fertig auf uns warten. NICHTS ist in den 6 Wochen passiert. Die Polster sind verschmutzt, weil sich die Tiere des Tapicero darauf sehr wohl gefühlt haben. Die Tochter des guten Mannes macht sie aber schnell für uns sauber und wir ziehen mit unseren alten, unbearbeiteten Polstern von dannen.
Für uns ist es Zeit, wieder aufzubrechen und uns auf den Weg nach Hohenau zu machen. Auf der Straße „Trans-Chaco“ haben wir erst Pech! Unmittelbar, genauer gesagt 3 Fahrzeuge vor uns, errichten Indigenas eine Barrikade, um damit gegen irgendein Problem mit dem Lehramt zu protestieren. Nach 2 Stunden geht die Fahrt weiter bis Villa Hayes, kurz vor Asuncion. Am nächsten Morgen kommt die Idee auf, mal das Museum von Conmebol zu besuchen. Conmebol ist die Südamerikanische Fußballorganisation, quasi wie bei uns die UEFA. Das Museum ist ganz unterhaltsam und ich erkenne natürlich einige Fußballgrößen wie Pele, Maradona und Messi. Da haben wir erst vor Kurzem das erste Mal in all den Jahren ein griechisches Lokal gefunden, erreicht uns jetzt schon wieder eine Information dieser Art. Fabian macht uns auf die Eröffnung eines „neuen“ Griechen aufmerksam. In Piribebuy, nicht direkt auf unserer Route, aber man kann ja mal nen Umweg machen. Ein Umweg der sich lohnt! Christian ist nicht nur Wirt aus Leidenschaft. Er hat auch viele Jahre in Nürnberg das Restaurant „Schitzelparadies“ geführt und kennt auch viele fränkische Spezialitäten. Der Biergarten und das Restaurant sind sehr schön und der Service perfekt. Christian steht schon in der Küche und ist fleißig am Arbeiten. Wir stürzen uns auf seine griechischen Delikatessen. Kalamari, Choriatiki, Galaktobouriko und Ouzo – alles vom Feinsten. Wir sind im griechischen Himmel. Es hat schon etwas von „nach Hause kommen“, wenn wir in Hohenau durchs Tor des „Parque Manantial“ fahren. Wir kennen den Platz und die ganze Besitzerfamilie Pretzel nun schon über 6 Jahre. Ein besonders hervorzuhebendes Merkmal dieses Freizeitparks ist vor allem, daß die gesamte Anlage von Jahr zu Jahr schöner wird. Nach wie vor ist alles top gepflegt und sehr sauber. Wir finden wie immer einen schönen Platz und richten uns ein. Tägliche Spaziergänge durch den Wald sowie viele neue Bekanntschaften von Campern aus Europa sorgen für kurzweilige drei Wochen. Wir sind des Öfteren bei Helen und Peter, die uns kulinarisch verwöhnen und gleich für uns die Waschmaschine anwerfen. Zudem lernen wir Ute und Holger kennen. Zwei Reisende aus Leipzig in ihrem Reise-LKW begleiten uns auf den Spaziergängen und auch sonst verbringen wir mit den sehr netten Deutschen viele schöne Tage. Auch stehen wieder Verschönerungsarbeiten am Wohnmobil auf dem Programm. Claudia tapeziert den kompletten Innenraum neu und nun... inklusive den neuen Fensterplissees, ist es ein neues Wohngefühl in unserem rollenden Heim.