Am späten Nachmittag erreichen wir Seward, einen kleinen Ort an der Resurrection Bay, der von Gletschern und schneebedeckten Bergen umgeben ist. Seward ist ein beliebter Ausgangspunkt für Bootstouren in den Kenai Fjords National Park, sowie für Angler, die mal etwas ganz besonderes erleben wollen. Am Hafen treffen wir auch schon die ersten zurückkehrenden Fischer. Der Fang jedes Touristen wird hier gewogen und für das Trophäenfoto stolz zur Schau gestellt. Wir staunen nicht nur über die Menge an Fisch, die hier eingebracht wird, sonder auch über die Größe der einzelnen Exemplare. Ein Heilbutt schafft beim Wiegen sogar das stattliches Gewicht von knapp 100 kg, der Rekord vom letzten Jahr lag bei fast 140 kg. Während die einen noch beim Einholen der Beute sind, putzen und filetieren die Anderen schon ihre Fische. Man achtet darauf, daß nicht allzu viele Reste in das Wasser des Hafenbeckens fallen, da es auch hier verboten ist, wildlebende Tier zu füttern. Aber sowohl Möwen wie Seeotter kommen hier nicht zu kurz. Wir gehen noch schnell zum Hafenbüro und buchen eine Bootstour zu den Gletschern, da der Wetterbericht für morgen etwas besseres Wetter in Aussicht stellt.
Um zwölf Uhr startet unser Trip aber noch bei wolkenverhangenem Himmel. Kurz nach dem wir den Hafen verlassen haben, begrüßen uns schon die ersten Seeotter. Dann geht’s noch ein Stück durch eine malerische Fjordlandschaft. Je weiter wir hinaus fahren, desto besser wird das Wetter. Seehunde tummeln sich auf den Klippen. Ein paar hundert Meter vor uns springt ein Buckelwal aus dem Wasser. Er schwimmt in unsere Richtung und geht vor uns auf Tauchstation. Große, aufsteigende Blasen zeigen uns, der Wal ist unter unserem Boot. Kurz darauf taucht er neben uns auf und zeigt uns seine Fluke.
Die Tour geht weiter zum Holgate Glacier. Im Inneren des Gletschers ist dumpfes Grollen und Donnern zu hören, aber leider brechen gerade nur kleinere Eisbrocken ab. Der gewaltige Anblick eines solchen Gletschers ist schon ein sehr beeindruckendes Erlebnis.
Unterwegs treffen wir noch auf Seeadler, Orcas und auf Papageientaucher. Auf dem Rückweg verschwinden die Wolken dann noch aus dem Bear Glacier und geben den Blick auf ein riesiges Eisfeld frei. Ein toller Ausflug, der uns mit Sicherheit in Erinnerung bleibt.
Um noch ein paar Tage in der Gletscherwelt zu verbringen, planen wir nach einem kurzen Abstecher über Anchorage einen Aufenthalt in Valdez mit ein.
Traurige Berühmtheit erlangte Valdez durch die Havarie des Öltankers Exxon Valdez, dessen Ladung 1989 den Sund verseuchte. An diesem Wochenende feiert Valdez die Gold Rush Days und die Gemeinde lädt alle zu einem großen Picknick im Park ein. Erst lauschen wir der tollen Band der US Air Force, bevor wir uns anständig in die Schlange der Essensausgabe einreihen. Dort treffen wir auf Martina und Otto, mit denen wir gemeinsam zum Solomon Gulch fahren.
Am Gulch kann man die im Meer ankommenden Lachse beobachten, wie sie über ein Wehr in einen Fluß gelangen, um dort zu laichen. Der Anblick ist einmalig. Tausende von Lachsen drängen an der Fischleiter landeinwärts und das Wasser brodelt regelrecht vom Kampf der ziemlich großen Fische. Wo Lachse sind, da gibt es bekanntlich auch Bären. Und nach kurzer Zeit kommt auch schon ein Schwarzbär aus dem Wald und läuft über den Parkplatz. Die herumstehenden Personen interessieren ihn überhaupt nicht. Zielstrebig geht er zur Flußmündung, schnappt sich den nächstbesten Lachs, beißt einmal kräftig hinein bis der Rogen spritzt und schleckt diesen dann genüßlich auf. Der restliche Lachs bleibt liegen, denn bei dieser Fülle an Essen kann man sich schon den Luxus erlauben, nur das Beste vom Besten zu verspeisen. Dieses Szenario setzt der Bär noch zigmal fort, während die Möwen sich um die herumliegenden Fische kümmern. Ein Stück weiter entdecken wir eine Schwarzbärmutter mit ihren drei Kleinen. Es macht richtig Spaß ihnen zuzuschauen. Während die Mutter auf Fischfang ist, spielen die Kleinen erst verstecken um gleich wieder übermütig am Ufer herumzuspringen, bis sie endlich einen Fisch bekommen. Wir könnten hier noch ewig bleiben und dem außergewöhnlichen Treiben zuschauen, aber es gibt noch so viel, was auf unserer Strecke liegt, und so machen wir uns langsam auf den Weg in hoffentlich wärmere Gefilde.