Bei strahlendem Sonnenschein und warmen Temperaturen erreichen wir den kleinen Grenzposten der USA im Staat Washington. Bei solch einem Wetter sind wir gut gelaunt – und so auch die Grenzbeamten. Sie sind alle sehr freundlich und nach knapp 15 Minuten sind wir in den USA, samt einem neuen Stempel für einen sechsmonatigen Aufenthalt. Wir rollen auf einer kaum befahrenen Straße durch den sehr schönen Colville National Forest, erreichen schon bald die Grenze zu Idaho und schaffen es sogar am gleichen Tag noch bis Montana, wo wir kurz nach dem Noxon Dam auf einer Recreation Area übernachten.
Am nächsten Morgen kommen wir nicht weit. Auf der Hauptstraße von Trout Creek ist eine Oldtimer Ausstellung und wir treten sofort die Bremse. Beim Begutachten der edlen Karossen machen wir Bekanntschaft mit Norris. Nach kurzer Unterhaltung packt er uns in seinen Pickup und fährt zu seinem Haus. Das von ihm selbst gebaute Heim liegt idyllisch an einer kleinen Lichtung tief im Wald. Stolz führt er uns durch alle Räume und zeigt uns Bilder von Elchen, Hirschen und Bären, die unmittelbar vor seinem Haus vorbei marschierten. Schließlich versorgt uns der Hobbyjäger noch mit Steaks, Braten und Würsten von selbst erlegtem Elch und Hirsch und bringt uns wieder zu unserem Mobil. Wir freuen uns über die leckeren Geschenke und sind begeistert von so viel Gastfreundschaft. Weiter geht's bis kurz vor Missoula, wo wir in der National Bison Range einer 30 km langen Straße folgen, die uns durch eine reizvolle Landschaft führt, auf der immer wieder grasende Bisons, Antilopen und Rehe zu beobachten sind. Nur langsam kommen wir auf der teils sehr steilen Schotterpiste voran und erreichen die Ausfahrt erst bei Dunkelheit. Nachdem die Saison vorüber ist und sämtliche Läden und Bars außerhalb der Range schon geschlossen sind, schlagen wir ungestört unmittelbar vor dem Tor unser Nachtquartier auf. Von unserer geplanten Route über Helena, die Hauptstadt Montanas, nach West Yellowstone, zweigt eine Straße nur ein paar Kilometer ins Hinterland ab, um Virginia City zu erreichen. Das aus einem Goldsucher Camp entstandene Städtchen hatte eine bewegte Geschichte währende der Tage des damaligen Goldrausches. Eine ergiebige Goldader zog neben den Goldgräbern eben auch ein nettes Völkchen an Glücksspielern, leichten Mädchen und Halunken aller Art nach Virginia City und die Geschichten aus diesen Tagen sind legendär. Doch der Rausch war schnell vorbei und der kleine Ort verkam zur Geisterstadt. Liebevoll wurde in den letzten Jahren alles wieder restauriert und der Abstecher lohnt sich allemal. In einem Tal östlich vom Yellowstone Nationalpark finden wir am Madison River einen schönen State Park, auf dem wir mit grandioser Fernsicht direkt am Fluß ein Plätzchen finden. Kein Wunder, ist außer uns kein Mensch weit und breit zu sehen. Die Registrierung und Bezahlung der acht Dollar Tagesgebühr erfolgt per Umschlag in einen Briefkasten am Campeingang. Wir legen für zwei Tage die Füße hoch und genießen nach wie vor die strahlende Sonne. Nun geht es aber endgültig in den Yellowstone Nationalpark. Über West Yellowstone fahren wir in den Park und steuern zuerst in das Gebiet der südwestlichen Geysire. Schon auf dem Weg dorthin sehen wir, wie es auf vielen Hügeln und in den Wäldern dampft und raucht. Ob am Lower Geyser Basin oder am Upper Geyser Basin mit dem wohl bekanntesten Geysir, dem Old Faithful, wir sind beeindruckt von der Vielfalt der blubbernden Töpfe mit ihren unterschiedlichen Größen. Vor jedem der aktiven Geysire findet man eine Tafel, auf denen die ungefähre Zeit der nächsten zu erwarteten Fontäne nachzulesen ist. Wir spazieren auf allen Wegen entlang dieser Naturphänomene und erreichen deshalb erst spät den Grant Village Campground am Yellowstone Lake. Mit viel Glück ergattern wir gerade noch einen der letzten von über 400 Plätzen auf dem sehr großen Campingplatz. Gut ausgeruht geht es am nächsten Morgen zum Mud Volcano. Von dem Schlammvulkan haben wir uns doch wesentlich mehr versprochen und so bringen wir den Wanderweg um die heißen Quellen schnell hinter uns. Im Hayden Valley gibt es dann die ersten, kleineren Herden der rund 3000 Bisons, die im Yellowstone Park leben, zu sehen. Entweder grasen die friedlichen Büffel auf den großen Wiesen im Tal, oder sie liegen am Rand der Straße und laufen zur Freude der Touristen schon mal zwischen den Autos hindurch.
Um den Yellowstone Canyon zu besichtigen, gibt es bei den Wasserfällen Upper Falls und Lower Falls verschiedene Aussichtspunkte, die wir alle anfahren, um wirklich jede Möglichkeit zu nutzen diese großartige Landschaft zu genießen. Die Menschenmassen, die sich hier durch die Straßen bewegen, sind zwar ein wenig lästig, bei solch einer Landschaft verstehen wir aber den Andrang und lassen uns nicht weiter davon beeindrucken. Nachteil ist allerdings die diesbezügliche Auslastung der Campingplätze. Zwei der von uns im Plan zu findenden Plätze sind voll, einer leider schon geschlossen. So müssen wir sogar abends aus dem Park hinausfahren, da wir sonst keine Möglichkeit bekommen, uns für die Nacht irgendwo unterzustellen. Wir finden aber 5 km nach Gardiner, einer Ortschaft am nördlichen Ausgang des Parks, einen schönen, ruhigen Übernachtungsplatz direkt am Fluß. Unser letzter Tag im Park führt uns zunächst nach Mammoth Hot Springs, wo wir schon in der Ortschaft von einem stattlichen Hirsch und seiner großen Herde begrüßt werden. Kurz nach der Ortschaft besichtigen wir die Sinterterrassen, die stark an Pamukkale in der Türkei erinnern, aber durch die großflächigen Becken heißer Quellen sowie der außergewöhnlichen Landschaft dahinter durchaus ihren eigenen Flair haben. Über das Lamar Valley, auf Grund der vielfältigen Tiervorkommen auch das „amerikanische Serengeti“ genannt, fahren wir zum nordwestlichen Ausgang. Begeistert vom Yellowstone Nationalpark, den wir in unserer Highlightliste nun ganz oben anführen, übernachten wir knapp 10 km außerhalb des Parks und bereiten uns schon mal auf die weiterführende Route vor.