Las Vegas, die Glücksspielmetropole in der Wüste Nevadas dürfte wohl jedem ein Begriff sein. Die Wirklichkeit ist aber noch viel beeindruckender. Eine Stadt, die im Jahr rund 40 Millionen Touristen anzieht, um ihre gut 140.000 Hotelzimmer zu füllen. Gigantische Hotelbauten mit aufwendigen Themencasinos reihen sich hier aneinander. Eine unglaubliche Fülle an Shows und Entertainment - Angeboten, die letztendlich dafür sorgen sollen, Glücksspieler in die Casinos zu locken und diesen zig Milliarden Dollar aus den Taschen zu ziehen, ja, so eine Stadt muß etwas Einzigartiges haben.
Wir parken unser Mobil hinter dem Ballys Hotel. Wohnmobile werden dort trotz zahlreicher Verbotsschilder geduldet, worüber wir uns natürlich sehr freuen, ist doch der berühmte Strip, der Las Vegas Boulevard, gerade einmal 300 Meter von unserem Übernachtungsplatz entfernt. Wie erhofft treffen wir dort auf Tanja, Micha und Tammy und starten mit ihnen gemeinsam unsere Las Vegas Touren.
Zuerst geht’s in nördlicher Richtung vorbei an vielen Casinos zum Mirage. Vor dem Hotel, das in Deutschland vor allem durch die magischen Shows von Siegfried und Roy bekannt geworden ist, bricht zu jeder vollen Stunde ein Vulkan aus. Nach dem Vulkanausbruch geht es noch kurz zur Rezeption, um das dortige Salzwasseraquarium zu besichtigen. Die erwarteten großen Haie waren nicht anzutreffen, darum geht’s gleich weiter nach Venedig, oder besser gesagt zum Venetian Hotel, wo eindrucksvoll eine venezianische Kulisse direkt am Las Vegas Boulevard entstanden ist mit Rialto Brücke, Markusplatz inklusive Campanile, Dogenpalast und Seufzerbrücke, sowie dem Canale Grande und seinen dazugehörigen Gondeln mitsamt italienischer Arien singender Gondoliere. Was für ein Schauspiel. Kaum hat man Venedig hinter sich gelassen erreicht man das Hotel Treasure Island. Hier kann man abends vom Gehsteig aus mehrmals einer Show mit zwei großen Piratenschiffen beiwohnen. Am Abend fahren wir dann mit dem Bus in den Norden des Strip bis zum Stratosphere Tower. Am Fuß des 356 Meter hohen Turmes befinden sich natürlich ein großes Casino mit Nightclub und Restaurants. Wenn man an all dem endlich vorbei ist, kommt man auch schon zum Ticketschalter, wo man Eintrittskarten erwerben kann, zum Einen für den Fahrstuhl in luftige Höhe, aber auch für spezielle Fahrgeschäfte auf der oberen Plattform. Ohne sich groß Gedanken zu machen wählen wir das Karussell Insanity, das sich in fast 270 Metern Höhe außerhalb des Turmes dreht und zahlen die 6 Dollar Aufpreis für diesen Spaß zum 15 Dollar Fahrstuhlticket. Das freundliche Liftgirl bereitet uns auch gleich vorsichtig auf die einzigartige Karussellfahrt vor und erklärt schmunzelnd, daß man bei Bedarf im Souvenirshop auch frische Unterwäsche erwerben kann. Wir befinden uns auf der Aussichtsplattform und werfen noch einen Blick auf die nächtliche Kulisse von Las Vegas, die wie ein riesiger Sternenhimmel in der Wüste leuchtet. Dann wartet aber Insanity auf uns und wir wundern uns, daß niemand ansteht. Das bedeutet, Tanja, Micha und Uwe dürfen alleine in dem Metallgestell ihren Platz einnehmen und werden sogleich über die Plattform manövriert, um die bodenlose Freiheit zu erleben, während Claudi freiwillig für das Fotoshooting auf festem Boden bleibt. Tja, es bleibt nur noch zu erwähnen, daß die Unterwäscheabteilung im Souvenirshop mit uns keinen Umsatz machen konnte. Am nächsten Tag ziehen wir wieder über den Strip zum römischen Reich, aufgebaut im und um das Hotel Caesars Palace. Danach in Paris am Eiffelturm vorbei nach New York. Das Ganze in nicht einmal 3 Stunden und nur möglich im außergewöhnlichen Las Vegas. Krönender Abschluß eines solchen Tages ist ein Abendessen im Hofbräuhaus. Die Hoffnung auf einen Braten mit Knödel wird nicht enttäuscht. Unsere Entzugserscheinungen hinsichtlich der bayrisch/fränkischen Küche sind erstmal gestillt und es schmeckt uns ausgezeichnet. Am dritten Abend geht es wieder per Bus an das nördliche Ende des Strip bis zur Fremont Street. Über die komplette Straße, die durch das Golden Nugget sowie den zwinkernden Zigarettencowboy „Vegas Vic“ bekannt ist, wurde eine 500 Meter lange Dachkonstruktion montiert, deren rund 2 Millionen LED’s nachts eine gigantische Videoleinwand darstellen. Alle 30 Minuten begeistern jeweils verschiedene, besonders aufbereitete Musikvideos die Menschenmassen, die sich hier jeden Abend in der Fußgängerzone versammeln. Als wir kurz nach Mitternacht vor unseren Wohnmobilen noch den schon gewohnten Abschlussschoppen genießen, hält der Fahrer einer Luxuslimousine neben uns. Eigentlich ist er ein Fan von Tammy, der Labradorhündin von Tanja und Michael, aber nach kurzer Unterhaltung lädt er uns samt Tammy in sein Fahrzeug ein, um uns den Wagen inklusive seiner Soundqualitäten einmal vorzuführen. Unser letzter gemeinsamer Tag bricht an und wir parken unsere Wohnmobile für die Nacht am Parkplatz des Mandalay Bay Hotels. Im Luxor genießen wir für knapp 20 Dollar pro Person ein leckeres Buffet, das eine gute Auswahl an Fisch und Fleischgerichten sowie einer reichhaltigen Vor- und Nachspeisentheke bietet. In dem angenehmen Ambiente verbringen wir mit Tanja und Michael noch einmal einen schönen abschließenden Abend. Die Drei fahren morgen weiter nach Los Angeles und dann geht’s zügig Richtung Mexiko, da sie ja durch ihre Panne viel Zeit verloren haben und ihr Visum langsam abläuft. Unser nächstes Ziel ist das Death Valley und deshalb machen wir einen kurzen Abstecher nach Kalifornien. Gemütlich fahren wir mutterseelenallein auf einer Straße die uns in das Tal führt und treffen auf einen Treck aus Planwagen und Postkutschen. Eine Gruppe Freizeitcowboys baut gerade ihr Nachtlager auf, während die Ersten schon ihre Bohnensuppe schlürfen, müssen Andere erst noch ihre Esel und Pferde versorgen. Wir kommen leider erst in absoluter Dunkelheit in Badwater an, dem tiefsten Punkt Nordamerikas. Daher übernachten wir gleich am dazugehörigen Parkplatz, der 85 Meter unter dem Meeresspiegel liegt, und gehen am nächsten Morgen bei erfrischenden 25 Grad auf einem riesigen, ausgetrockneten Salzsee spazieren. Im Sommer sind Temperaturen über 50 Grad keine Seltenheit. Noch ein kurzer Abstecher über die Artist`s Palette mit ihren farbenreichen Gesteinsschichten und dann erreichen wir die kleine Siedlung Furnace Creek, wo wir auf die Schweizer Doris und Günther treffen, die sich ein tolles Wohnmobil auf einem Iveco gebaut haben, um so ziemlich die gleiche Route wie wir in Angriff zu nehmen. Wir haben da natürlich viel Gesprächsstoff und der Abend vergeht viel zu schnell. Am nächsten Morgen fahren wir in östlicher Richtung durch den Twenty Mule Team Canyon. Es macht Richtig Spaß über die Gravelroad, die durch diese bizarre Landschaft führt, zu fahren und unser Großer kämpft sich wacker über die zum Teil sehr schmale und hügelige Piste. Unser Rückweg führt wieder zurück nach Nevada zum Lake Mead. An der Echo Bay gefällt es uns aber dann doch nicht so besonders und wir fahren in das nur wenige Kilometer entfernte Valley of Fire. Die bizarre Landschaft mit ihren roten Felsen ist schon eher unser Geschmack und die Campgrounds dort sind sehr schön in die Landschaft integriert. Wir bleiben für zwei Tage, auch um uns noch ein wenig zu erholen, bevor es wieder nach Las Vegas geht. Seit Mitte September, als uns ein Cree am Little Big Horn von dem indianischen Rodeofinale erzählt hat, war für uns klar, daß wir am 13. November in Las Vegas diese Endausscheidung besuchen. Im riesigen Gebäudekomplex des Hotel/Casinos South Point befindet sich die Halle, in der das Rodeo stattfindet. Es handelt sich um das letzte Rodeo des Jahres, das von der INFR ausgerichtet wird und bei dem ausschließlich Teilnehmer aus sämtlichen Indianerstämmen Nordamerikas die Wettkämpfe bestreiten. Für dieses Finale haben sich scheinbar in der Mehrzahl Navajos qualifiziert, aber auch Apatchen, Blackfeet, Cree, Arapaho’s und Sioux werden vom Hallensprecher angekündigt. So ist es auch nicht verwunderlich, daß zu 90 Prozent Indianer auf den Rängen sitzen und in ihrer eigenen Art ihre Stammesbrüder anfeuern. Die Leistungen der Akteure auf den wilden Bullen und Pferden sind noch beeindruckender als bei unserem ersten Rodeo in Smithers. Am nächsten Tag nutzen wir noch einmal die Gelegenheit, am Strip entlang zu spazieren und die Atmosphäre ausgiebig zu genießen. Wir besuchen das MGM Hotel, einen gewaltigen Bau, der neben einem riesigen Casino und Hotelkomplex noch über eine große Halle verfügt, die vor allem durch die Austragung großer Boxkämpfe bekannt geworden ist. Das MGM steht übrigens für Metro Goldwyn Meyer. Danach gehen wir in ein Casino, um noch ein paar Dollar in den einarmigen Banditen zu werfen, aber der erhoffte Gewinn bleibt diesmal leider aus. Anschließend kommen wir noch beim Hotel Bellagio vorbei, wo alle 30 Minuten eine aus 1200 Düsen bestehende, 300 Meter lange Wasserorgel computergesteuert eine Wassershow vorführt welche von klassischer Musik untermalt ist.
Wir lassen diese faszinierende Glitzermetropole nun hinter uns und gönnen uns ein bißchen Ruhe von so viel Großstadt.