Der Weg nach Xilitla führt über eine wenig befahrene Straße quer durch die Berge der Sierra Gorda in östlicher Richtung. Es geht stetig bergauf auf der sehr kurvenreichen Strecke aus einer wüstenhaften Gegend in ein Gebiet mit tropischem Klima und wir kommen am ersten Tag bis ins 250 km entfernte Jalpan. Auf der Suche nach einem Stellplatz für die Nacht entdecken wir einen Zirkus mitten in der Stadt. Auf unsere Frage, ob wir uns für eine Nacht zu der Wagenburg gesellen dürften, ernten wir ein freudestrahlendes "Si, por qué no?". Nachdem wir unseren Großen eingeparkt haben, begrüßt uns so nach und nach die ganze Artistengruppe des Familienzirkus und sie freuen sich alle über die Übernachtungsgäste aus Alemania. Prompt werden wir für die Abendvorstellung herzlich eingeladen. Zuvor geht es allerdings ins Zentrum um die Sehenswürdigkeiten von Jalpan zu besichtigen. Die Gassen um den großen Platz bei der Franziskanermission "Santiago de Jalpan" sind sehenswert und die Kirche beeindruckt vor allem durch die Außenfassade.
Nach der ausgiebigen Ortsbesichtigung geht es zurück zum Nachtplatz, um die Abendvorstellung nicht zu verpassen. Wir bekommen sogar Ehrenplätze in vorderster Front und erfreuen uns an einem unterhaltsamen Zirkusabend . Nach der Vorstellung bekommen wir noch Besuch von den beiden Brüdern des Zirkusdirektors. Wir unterhalten uns in über eine halbe Stunde in Spanisch - vielen Dank unserer Spanischlehrerin Alicia - und die Beiden klären uns auf, daß wir wohl die ersten deutschen Besucher ihrer Vorstellung waren.
Am nächsten Morgen geht es die knapp 90 Kilometer weiter nach Xilitla. Ein schottischer Exzentriker namens Edward James hat hier einen wahrlich surrealen Fantasiegarten mit dem Namen Las Pozas anlegen lassen. Die verschiedenen Kunstwerke, Gebäude, Wege und Brücken, sowie unzählige, aufwendige Verzierungen, sind allesamt aus Beton. Und vor allem dieses Zusammenspiel des Betons mit der Vegetation des Dschungels vermittelt uns einen stark mystischen Eindruck eines Ortes, der zudem sehr oft im Nebel liegt. Nach dem beeindruckenden Rundgang ist es spät und wir beschließen, unmittelbar vor dem Eingang des Parks zu übernachten. Unsere erste Nacht im Dschungel, bei tropischen Temperaturen und uns unbekannten Tierlauten.
Unser weiterer Streckenverlauf führt bergauf und bergab durch eine sehr reizvolle Landschaft. Leider können wir diese aber nur bedingt genießen, da wir ständig mit vier Augen auf der Straße sein müssen, um nicht einen der Topes zu übersehen. Topes sind Bodenschwellen, die als Tempobremse dienen. Manchmal sind sie farbig gekennzeichnet und es wird mit Schildern auf sie hingewiesen. Manchmal sind sie aber nicht farbig, ohne jeden Hinweis im Schatten liegend, eine gemeine Falle, die uns mehrmals fluchend zu Vollbremsungen zwingt. Unter diesen Umständen dauert es geschlagene sieben Stunden, bis wir die 280 Kilometer bis Pachuca hinter uns gebracht haben.
Erst kurz vor der Dunkelheit erreichen wir die Hacienda Venta de Guadelupe. Das Tor ist verriegelt, aber Claudia kann es öffnen und wir fahren hinein. Ein Angestellter erklärt, die Hacienda wäre geschlossen, aber nach kurzer Rücksprache mit dem Verwalter dürfen wir bleiben und uns erwartet nach einem anstrengenden Tag ein idyllisches Plätzchen. Der Verwalter Senor Silva begrüßt uns am nächsten Tag und lädt uns zu einer Besichtungstour auf der Hacienda ein . Er spaziert mit uns zu dem angrenzenden Canyon mit seiner Frischwasserquelle. Danach ist erst einmal Erholung angesagt und wir genießen ein paar Tage am kleinen See dieser ausgesprochen schönen Hacienda mit seinen vielen Tieren.
Eigentlich wollten wir heute bis zu den Pyramiden bei Mexico City fahren, bleiben aber nur 11 km von der Hacienda entfernt nahe dem Städtchen Huasca de Ocampo hängen. Rund 6 km außerhalb des Dorfes gibt es das Tal Prisma Basaltico, dessen Wände komplett aus Basaltkegeln bestehen. Ein aufwendig gestalteter Freizeitpark am oberen Rande des Canyons mit Schwimmbad, Sportplätzen und Campingwiese gefällt uns sehr, und nachdem wir im Tal eine Ansammlung historischer Gebäude entdecken, beschließen wir kurzerhand, diese zu besuchen und eine Nacht in diesem Park zu verbringen.
Eingebettet in das Tal mit den Basaltkegelwänden liegt idyllisch die ehemalige Hacienda Santa Maria Regla. Als Silbermine im Jahr 1760 gebaut ist die Hacienda heute ein Hotel, aber neugierige Besucher dürfen tagsüber die beeindruckenden Gemäuer etwas genauer unter die Lupe nehmen.
Nun geht es aber endgültig zu unseren ersten mexikanischen Pyramiden, von denen es gleich mehrere zu erkunden gibt in der ehemaligen Stadt von Teotihuacán. Wir finden genügend Platz auf dem Trailer Park der Stadt San Juan Teotihuacán. Beim Besuch der Kirche unmittelbar neben dem Campground entdecken wir ein Plakat, das auf den Beginn eines besonderen Festes hinweist. Das Kirchenspektakel soll heute nacht um Null Uhr beginnen und mehrere Tage dauern. Wir sehen uns ungläubig um und können uns das kaum vorstellen. Es ist 18 Uhr und nichts ist aufgebaut oder vorbereitet. Keine Leute weit und breit. Um kurz vor Mitternacht werden wir dann eines Besseren belehrt und die Party beginnt. Mit einem Straßenumzug, wahnsinnig lauten Böllern, Musik und Gejohle macht man uns schnell klar "heute wird nicht geschlafen"! So geht es am nächsten Morgen müde, aber trotzdem voller Vorfreude zu den Pyramiden.
Teotihuacán zählte in ihrer Blütezeit 100 bis 650 nach Christus zu den größten Städten der Welt mit damals an die 200.000 Einwohnern. Die Azteken fanden im 14. Jahrhundert eine verlassene Ruinenstadt vor. Was in der Zeit dazwischen passierte, gibt noch immer Rätsel auf. Wir steigen hinauf zur Mondpyramide und haben von hier den besten Blick über die zweieinhalb Kilometer lange Zeremonialstraße "Straße der Toten" und auf die Sonnenpyramide. Wir verbringen hier den ganzen Tag in dem sehr großen Areal der Ausgrabungsstätte und dem dazugehörigen Museum, bevor es morgen für uns an die Ostküste nach Poza Rica geht. Hier erwartet uns eine etwas andere Ruinenstätte, wir sind schon gespannt.