Poza Rica liegt im Bundesstaat Veracruz und hat rund 200.000 Einwohner. Wir wollen hier nur übernachten und finden einen schönen, ruhigen Platz im großzügigen Gelände des Hotels Poza Rica Inn. Von hier aus fahren wir am nächsten Morgen nur 20 Minuten bis zu der Ruinenstätte El Tajin. 100 vor Christus gegründet, wurde die Stadt nach einem Feuer verlassen und geriet in Vergessenheit, bis sie im Jahre 1785 per Zufall wieder gefunden wurde. Im Gegensatz zu den Pyramiden von Teotihuacan ist El Tajin in eine tropische Landschaft eingebettet. Größtes Gebäude ist die 25 Meter hohe „Pyramide der Nischen“, die auf sieben Etagen aus rund 365 Nischen besteht, welche wohl für die Tage des Sonnenjahres stehen. Bei schwülen 35° Celsius geht es hinter der Nischenpyramide zum Sportplatz. Die Reliefs an den Steinwänden zeigen die Regeln des Ballspiels und auch, daß der ein oder andere Spieler nicht nur das Spiel, sondern auch seinen Kopf verlor.
Außerhalb der Ruinenstätte beginnt gerade eine Vorführung der Voladores. Fünf Männer in ihren traditionellen Kostümen erklimmen einen knapp 30 Meter hohen Pfahl. Während einer auf der Spitze des Pfahles sitzend mit Flöte und Trommel musiziert, lassen sich die anderen vier Voladores kopfüber an um den Pfahl gewickelten Seilen mit 13 Umkreisungen nach unten ab und symbolisieren somit die 52 Wochen des rituellen Jahreskalenders.
Bei dieser Hitze wollen wir nun schnellstmöglich ans Meer und fahren schnurstracks an den Strand der Costa Esmeralda. Vorbei an vielen Campingplätzen, auf denen oft nicht ein einziger Gast zu erkennen ist, fahren wir auf den uns empfohlenen Campground Alba Yuri. Hier stehen auch nur zwei kanadische Langzeitcamper, die hier den Winter verbringen, und wir haben freie Auswahl. An einem schönen Plätzchen unter Palmen, hinter einer kleinen Düne und direkt neben einem Swimmingpool genießen wir die nächsten Tage am Strand.
Auf der gut ausgebauten Küstenstraße geht es weiter Richtung Süden nach Boca del Rio, einem kleinen, touristischen Vorort von Veracruz. Wir übernachten auf der Rancho la Condessa, stehen mit unserem Wohnmobil direkt am Ufer des Rio Jamapa, und beobachten die Fischer bei ihrer Arbeit.
Um Veracruz zu besichtigen nehmen wir den Bus. Der braucht zwar über eine Stunde für die knapp 12 km und ist extrem hart gefedert, dafür kostet die Fahrt nur umgerechnete 40 Eurocent und es ist unterhaltsam mitzuerleben, mit welcher Geschwindigkeit der Fahrer den Mercedesbus durch die schmalen Gassen und über die vielen Topes jongliert. Endlich angekommen spazieren wir entlang der Hafenmole und besichtigen die Innenstadt. Zurück spazieren wir entlang der schönen Strandpromenade nach Boca del Rio, bis die Straßen für Fußgänger fast unpassierbar werden und wir gönnen uns für die restlichen Kilometer ein Taxi.
Auf dem Weg nach Catemaco zeigt ein Wegweiser nach Tlacotalpan und wir entscheiden spontan, dem Ort einen Besuch abzustatten. Auf der schmalen Straße kommt uns ein Zuckerrohrlaster entgegen und wir fahren beim Ausweichen über ein Brett, das mit einem lauten Knall gegen unser Wohnmobil schlägt. In Tlacotalpan angekommen sind wir erstaunt, was das Holzstück dann doch für einen Schaden angerichtet hat. Ansonsten lohnt sich aber der Abstecher in das kleine Städtchen mit seinen pastellfarbenen Häusern, dem hübschen Zocalo und dem karibischen Flair am Rio Papaloapan.
Catemaco ist ein kleiner Ort an einem Kratersee eines ehemaligen Vulkans. Wir fahren in den Campingplatz in Catemaco und erkennen sofort unter den wenigen Fahrzeugen ein deutsches Expeditionsmobil. Petra und Klaus aus Leverkusen sind schon seit über drei Wochen hier, machen mit uns eine kleine Stadtführung und zeigen uns am Abend gleich mal ihr Stammlokal. Während Uwe noch grübelt, wie und wo er wohl den Schaden am Mobil repariert bekommt, erzählt Gene, der Campingplatzbesitzer, von einem Bekannten, der für solche Problemchen der richtige Mann wäre. Nach einem ersten Besichtigungstermin wird am nächsten Tag mit der Reparatur direkt am Campingplatz begonnen. Der gute Mann harzt die Fiberglasmatten nur so an die Karosse, schleift und schleift, spachtelt und grundiert. Er nimmt Farbproben vom Mobil und fährt am Abend mit dem Taxi in die Nachbarstadt San Andres Tuxtla, um die Farbe mischen zu lassen. Am zweiten Tag kommt er mitsamt einem Kompressor und lackiert fachmännisch die reparierten Teile, bis vom Schaden wirklich nichts mehr zu erkennen ist. Viva Mexico!
Petra und Klaus laden uns in ihr Expeditionsmobil, um gemeinsam den Wasserfall Cola de Caballo auf der anderen Seite des Sees zu besuchen. Auf abenteuerlichen Strecken fährt Klaus seinen Toyota Landcruiser ins Hinterland des Sees. Die Mexikaner sind im Allgemeinen keine Freunde von Beschilderungen und man muß sich immer zu den speziellen Sehenswürdigkeiten durchfragen. So erreichen wir irgendwann einen Platz, der mit dem Namen Rancho Cascada auf einen Wanderweg hinweist, der uns zu genanntem Wasserfall führen soll und mit so mancher abenteuerlicher Flußüberquerung aufwartet.
Zwei Tage später geht es in ein ganz spezielles Freibad. Integriert in den Dschungel, mit unserem Wohnmobil wohl nur sehr mühselig zu erreichen, liegt ein kleiner Campingplatz direkt am Lago Catemaco mit einem schönen Swimmingpool und einer gemütlichen Lodge unter Palmen. Wir relaxen, baden und essen in der Lodge, bevor wir durch den Dschungel an eine Stelle wandern, wo es Brüllaffen geben soll. Es dauert nicht lange und wir sehen die ersten Tiere hoch oben in den Bäumen.
Wir verlassen Catemaco und steuern mit der Hilfe von Marty und Rick, die jeden Winter der Kälte Neufundlands entfliehen und durch Mexiko reisen, in Richtung Golfküste an den Strand von Punta Roca Partida. Wir stellen unser Mobil auf dem Grundstück eines kleinen Fischrestaurants ab und verbringen hier zwei sehr schöne Tage. Dabei genießen wir nicht nur die Ruhe, den Wind und die traumhafte Lage am Strand, sondern auch jeden Abend köstlichen, fangfrischen Fisch, direkt am Strand serviert.
Während unseres Aufenthaltes in Punta Roca Partida haben wir Glück und es ist nur geringer Wellengang. Das bedeutet in dieser Ortschaft für alle Einwohner vom kleinsten Kind bis zum über 80 jährigen Großvater nur Eines: auf zum Fischfang. Es werden von kleinen Booten große Netze außerhalb der Bucht ins Wasser gelassen, die dann von den zahlreichen Helfern vom Strand aus mit langen Seilen wieder an Land gezogen werden. Die Ausbeute ist unterschiedlich. Im ersten Fang befinden sich an die zweihundert Fische unterschiedlichster Arten sowie eine große Wasserschildkröte, die nach einigen Fotos wieder ins Meer gesetzt wird. Ins zweite Netz, das an Land gezogen wird, hat sich ein riesiger Schwarm Thunfische hineinverirrt und die Fischer freuen sich über den erfolgreichen Tag.
Uns hat dieser Teil Mexikos, am Golf und um den Lake Catemaco, sehr gut gefallen, auch wenn die Temperaturen selbst nachts nur selten die 30° Marke unterschritten haben. Wir übernachten noch einmal am Golf von Mexiko auf dem Campingplatz El Rey, bevor es wieder landeinwärts geht, um so langsam aber sicher die Berge hinüber zum Pazifik zu überqueren.