Nachdem wir an einem Sonntag in Victoria ankommen, sind zum Einen viele Touristen hier im Ort, zum Anderen aber die Parkplätze im Zentrum kostenlos. Wir parken unweit des noblen Hotels Fairmont The Empress am Inner Harbour und uns fällt auf, daß um das Hafenbecken herum viele Leute stehen. Das alljährliche Drachenbootrennen findet heute statt. Wir sehen wie Menschen aller Altersklassen um die Wette paddeln, während in der Pause die Wassertaxis der Victoria Harbour Ferries zu klassischer Musik die Zuschauer bei Laune hält.
Danach spazieren wir gemütlich durch die schönen Straßen von Victoria, einer Stadt mit ganz besonderem Flair. Schon 2003 waren wir hier und waren von dem bunten Treiben um den Harbour mit den Straßenmusikanten, Künstlern, und anderen Selbstdarstellern begeistert.
Mit Zwischenstopps in Duncan und Chemainus geht es nach Nanaimo. Duncan ist bekannt für seine 80 Totempfähle, während in Chemainus zahlreiche großflächige Wandmalereien zu einem markierten Fußmarsch durch den Ort animieren.
Wir parken in Nanaimo direkt an der Waterfront und flanieren entlang der Uferpromenade. Das Wetter ist noch immer optimal und es macht Spaß, bei blauem Himmel und angenehmen Temperaturen die Leute zu beobachten. Einige relaxen beim Liegen in der Sonne, andere jagen ihre Hunde über die Wiese, ein paar jugendliche Indianer spielen Basketball. Einige Fischer ziehen ihre Gitter an Land und sehen nach, ob sich ein Krabbe darin verhakt hat, während nebenan ein bunter Mix an Einheimischen und Touristen eine Robbe beobachtet, die neugierig an einer Landungsbrücke auftaucht und von einigen Unvernünftigen sogar gefüttert wird.
Kurz nach Nanaimo finden wir einen von Indianern geführten Campground mit dem Namen Snaw-Naw-As. Was immer das bedeuten mag, wir finden dort einen schönen Platz am Wasser und beschließen, hier mal ein paar Tage zu bleiben. Bei Ebbe starten wir zu einer etwas ausgedehnteren Strandwanderung, aber der Weg zurück durch die Wohnviertel mit tollen Häusern ist auch interessant. Jetzt sind vor allem Wildgänse und Möwen aktiv. Während die Gänse sich am Gras laben, suchen die Möwen nach Muscheln, fliegen 10 bis 20 Meter hoch und lassen diese fallen, um an das Muschelfleisch zu kommen. Eine Methode die fast immer gelingt.
Auf dem alten Highway 19A geht es abseits der Hauptstrecke entlang der Küste nach Campbell River. Wir parken unweit eines Indianerfriedhofs in einem Park an der Waterfront. Sehr schön angelegt nutzt sogar ein Brautpaar die Wiese, um vom Pfarrer die Vermählungsprozedur im Freien durchführen zu lassen. Am Abend beobachten wir dann neben einigen Kreuzfahrschiffen noch jede Menge kleiner Boote, deren Insassen alle dem einen Ziel nachjagen: "wer fängt den schwersten Lachs". Dem Sieger, der erst am Ende der Saison im September feststeht, winkt ein stattliches Preisgeld. Uns gefällt der Platz und wir wundern uns noch, warum hier nicht weitere Wohnmobile die Gelegenheit zur Übernachtung nutzen. Gegen 2 Uhr nachts werden wir dann unsanft geweckt, als überall Sprinklerdüsen aus dem Boden kommen und über 30 Minuten unser Mobil einer kostenlosen Wäsche unterziehen.
Weiter in nördlicher Richtung biegen wir rechts ab und folgen einer 11 km langen Stichstraße, bis wir am Ende Telegraph Cove erreichen. Dieses nette, kleine Fischerdorf lebt heute hauptsächlich vom Tourismus. Wir nehmen uns einen Stellplatz am dortigen Campingplatz und erkundigen uns über die angebotenen Möglichkeiten, wie Walbesichtigungstouren mit einem Schiff und per Kajak, oder aber einer Tour über die Johnstone Strait in einen Seitenarm zum kanadischen Festland, um Grizzlies zu beobachten. Da wir erst auf unserem Rückweg einen Ausflug eingeplant haben, verschieben wir vorerst die schwierige Entscheidung und erkunden zu Fuß die nähere Umgebung von Telegraph Cove. Am Campground machen uns dann Nachbarn auf einen Schwarzbären aufmerksam, der sich genüsslich am Hang durch die Beerensträucher wühlt. Beim gemeinsamen Fotoshooting treffen wir auf Gine und Paul, ein kanadisch-deutsches Paar, das auf Vancouver Island lebt und für ein paar Tage den Norden der Insel bereist.
Mit den Beiden fahren wir am nächsten Tag auf einen First Nation Campground, dem Cluxewe Resort. Der Platz wird von den Kwakutl Indianern bewirtschaftet und ist sehr schön an der Broughton Strait gelegen. Wir bekommen einen Platz direkt am Ufer und genießen den Abend beim gemeinsamen Beobachten von Anglern, Wildgänsen und Weißkopfseeadlern.
Gine hat sich mit Informationen über eine ganze Reihe interessanter Sehenswürdigkeiten im Norden der Insel versorgt und unser erster gemeinsamer Ausflug führt uns zu einem abgestürzten Flugzeug mitten im Regenwald etwas südlich von Port Hardy. Da kein einziges Hinweisschild zu der Absturzstelle führt, wäre ohne GPS-Gerät die Stelle nur sehr schwer zu finden. Trotz GPS dauert es aber fast eine Stunde, bis wir nach 2 Kilometern das Wrack der am 19 April 1944 abgestürzten Maschine erreichen. Ein wahrlich spektakulärer Anblick wird einem hier mitten im kanadischen Wald geboten. Das Flugzeug hat eine kleine Schneise in den Wald geschlagen und liegt nun inmitten der Pflanzenwelt, die sich langsam aber sicher um die einzelnen Teile schlingt. Die Maschine mußte 1944 beim Landeanflug am Flughafen von Port Hardy wegen des schlechten Wetters noch einmal durchstarten, hatte für einen weiteren Landeanflug aber nicht mehr genügend Benzin an Bord und stürzte nur 6 km hinter dem Flughafen ab. Während die Piloten den Absturz nicht überlebten, konnte sich ein dritter Insasse aus der Maschine retten.
Wir beschließen heute mal wieder frischen Lachs auf den Grill zu legen und fahren nach Port Hardy, wo es ja eigentlich kein Problem sein sollte, fangfrischen Fisch günstig zu erwerben. Ein Trugschluß - man kann hier in den Geschäften so gut wie keinen Fisch kaufen und wir fahren hinunter zum Hafen. Hier ist aber auch nicht mehr viel Betrieb und wir treffen nur noch auf ein paar bierselige Fischer, die an einem reparaturbedürftigen Boot sitzen. Schon langsam die Hoffnung auf Fisch verlierend, greift einer der Fischer zum Telefon und sagt uns, seine Frau, eine Indianerin, sei in 20 Minuten hier und bringt uns Lachs. Der Mann erklärt uns weiter, unter lautem Gelächter seiner Kumpanen, wir sollen auf seine Frau „Baby Doll“ warten und ihr einen Gruß von „Sugar Daddy“ ausrichten. Baby Doll, eine beeindruckende, vollschlanke Erscheinung bringt uns hart gefrorenen Lachs vom gestrigen Fang. In diesem Eispaket sind drei ganze Lachse derart zusammengefroren, daß sie nicht trennbar sind und wir müssen alle Drei kaufen, was uns aber nach kurzem verhandeln auch nur ganze 30 Dollar kostet. Einen davon geben wir ab an unseren holländischen Nachbarn vom Campground, der sich bereit erklärt, uns die Fische auszunehmen und zu filetieren, was für ein Glücksfall!!