Wir verlassen den Organ Pipe NP früh morgens und erreichen nach knapp 6 km den Grenzübergang nach Mexiko bei der kleinen Ortschaft Lukeville. Nachdem wir dem amerikanischen Grenzbeamten den weißen Zettel aus unserem Reisepass in die Hand drücken und somit die offizielle Ausreise signalisieren, winkt uns der Beamte auf mexikanischer Seite einfach durch und wir befinden uns nach weniger als 2 Minuten in Mexiko. Nach weiteren 15 Minuten in der mexikanischen Amtsstube erhalten wir unsere Touristenkarten und sind schon auf der Straße nach Puerto Penasco am Golf von Kalifornien. Nach rund 100 km erreichen wir den Ort, der sich fest in amerikanischer Hand befindet. Bezahlt wird hier alles mit US Dollar, ja sogar am Bankautomaten gibt es hier Dollar. Auf dem Campingplatz bekommen wir einen Stellplatz zugewiesen, der sich inmitten einer stimmungsgeladenen amerikanischen Gruppe befindet, die schon mittags gut angeheitert lautstark Countrysongs in den Campground grölt. Am anderen Ende des Platzes ist es aber nicht ganz so überfüllt und wir entscheiden uns umzuparken und somit für die ruhigere Variante. Da uns auch der Rest von Puerto Penasco nicht zusagt, fahren wir am nächsten Tag weiter nach San Carlos, einem netten, kleinen Touristenort nicht weit entfernt von Guaymas. Dort finden wir einen schönen Campingplatz, an dem wir uns erst einmal von der langen Fahrt sowie einem kleinen Polizeiintermezzo erholen. (siehe Extrastory am Ende dieses Berichts).
Polizeikontrollen in Mexiko
Wir haben schon viel von Ihnen gehört. Die Polizisten der Policia Municipal nutzen die ein oder andere Gelegenheit, bei Touristen ihr spärliches Gehalt aufzubessern. Obwohl einem die Polizisten ja wirklich leid tun können, wurden wir schon während unseres ersten Mexikoaufenthaltes von Mexikanern gebeten, in solch einer Situation auf keinen Fall zu bezahlen, da jede „Gabe“ die Kameraden in Ihrem Tun nur bestärkt und sie ihre Gehaltsaufbesserung zur Hauptaufgabe machen.
So haben wir uns schon mehrfach mit solch einer möglichen Situation auseinandergesetzt und waren auf den ersten Stop dieser Art vorbereitet. Doch manchmal kommt es halt anders als man denkt!
Am Ende der Autobahn nach Santa Ana ist eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 60 km/h deutlich zu sehen und wir verringern dementsprechend unser Tempo. Doch nach einer langgezogenen Kurve entdecken wir ein Auto der „Municipales“, die, kaum daß sie unser Mobil sehen, das Blaulicht aktivieren und uns an den Straßenrand winken. Wir fahren ca. 20 Meter hinter ihnen auf den Schotterplatz und halten an. Ich muß den Motor ausschalten, um den freundlichen Polizisten zu verstehen, der mir zudem eine Radarpistole unter die Nase hält, auf der meine soeben gefahrene Geschwindigkeit mit 64 km/h angezeigt wird. Mein Kommentar „muy bien“ macht den Kameraden nicht glücklich und er macht mir klar, hier wären nur 40 km/h erlaubt und daß es jetzt ein „Ticket“ für uns gibt. Wir glauben ihm nicht und auf seinen Hinweis, das Schild wäre von hier aus zu sehen, steige ich aus dem Fahrzeug, um irgendein Schild zu entdecken. Ich sehe zwar keines, dafür aber unser Mobil, wie es gerade langsam nach hinten rollt und die Polizisten hektisch rufen läßt. Ich springe ins Auto und ziehe die Handbremse, da kommt schon der mexikanische Freund und Helfer mit unerfreulicher Nachricht. Ich erkenne schnell, daß einer der drei Polizisten den Streifenwagen gewendet und unmittelbar hinter uns geparkt hat, und ich der Stoßstange des ziemlich neu aussehenden Polizeifahrzeuges eine Schramme verpaßt habe. Auch an unserem Mobil sind die Spuren des deutsch-mexikanischen Aufeinandertreffens zu erkennen und ich denk noch „jetzt haben sie mich doch erwischt“. Doch während ich schon im Geiste die Pesos aus dem Geldbeutel flattern sehe, springt Claudia aus dem Mobil und schnappt sich die Kameraden. Dem Einen hält sie ein Formular unter die Nase, auf dem er Name, Dienstgrad, und vieles mehr einzutragen hat. Für seine Kollegen zückt sie den Foto und kann gerade noch die sich mit Händen vorm Gesicht schützenden Polizisten knipsen, während die sie mit „No Foto, no Foto“ bremsen wollen. Die drei Polizisten – und ich – lauschen gespannt den Ausführungen meiner Frau und sie staunen ungläubig, daß wohl sie es sind, die jetzt große Probleme kriegen würden, da Claudia ihnen zu verstehen gibt, daß wenn hier nicht 40 km/h sind, sie „grande problema“ mit der Deutschen Botschaft bekommen werden. Obwohl sie bestimmt 80 Prozent des Vortrags von Claudia nicht verstehen, sind sie verunsichert und verzichten nun auf ein Ticket für die Geschwindigkeitsübertretung, möchten aber zumindest noch 100 US Dollar für den Schaden am Wagen. Auf unser entsetztes „NO“ folgt dann noch der kleinlaute Versuch wenigstens 50 US Dollar zu ergattern. Doch auch für diese Summe hat Claudia kein Verständnis und mit leicht zermürbten Gesichtern wünschen die Drei uns noch einen „Buenos Dias“ und machen uns klar, daß wir ohne Bezahlung wieder Fahrt aufnehmen dürfen. Der erste Wunsch, den wir den „netten“ Beamten gerne und umgehend erfüllen.
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