Wir brauchen fast 5 Stunden für die knapp 200 km bis nach Los Azufres im Bundesstaat Michoacán. Genauer gesagt bis zum dortigen Balneario Erendira, einer großen Ferienanlage mit Cabanas und einigen Thermalpools, die mit 39° bzw. 42° heißem Wasser gefüllt sind. Nachdem die letzten Kilometer zu Erendira ziemlich einsam sind, überrascht es uns nicht, daß nur wenige Touristen in der Anlage sind. Überraschender ist da schon, daß das einzige Fahrzeug auf dem Parkplatz des Balnearios ein Augsburger Kennzeichen hat. Gerlinde und Horst sind in ihrem Range Rover auch schon geraume Zeit durch die Welt gereist und haben uns am Abend viel zu erzählen. Nachts gehen die Temperaturen bis knapp zum Gefrierpunkt und wir sind froh, das wir nur knapp 30 Meter neben den heißen Pools unser Mobil geparkt haben. Noch vor dem Frühstück geht es über die frostige Wiese in den Pool und wir sitzen im Dampf der Thermalbecken.
argaiv1995
Nach 4 erholsamen Tagen können wir uns wieder losreißen von dem schönen Platz und erreichen nach rund 2 Stunden das kleine Dorf
El Rosario in den Bergen. Oberhalb des Ortes liegt in den Wäldern das
Santuario de la Mariposa Monarca Schutzgebiet auf einer Höhe von ca. 3.600 Metern. Jedes Jahr kommen aus Kanada und den USA Millionen Monarchfalter ("Mariposa Monarca") zum Überwintern in die Berge nach Mexiko. Dabei legen sie eine Distanz von bis zu 6000 km zurück um sich hier fortzupflanzen. Ein Guide drängt sich uns unaufhaltsam auf und begleitet uns auf dem 400 Meter steilen, schweißtreibenden Weg bis zu dem gekennzeichneten Schmetterlingsbereich. Es muß ein spektakuläres Erlebnis sein, wenn Millionen von Schmetterlingen bei schönem Wetter durch den Wald fliegen, doch leider ist es heute kalt und bewölkt, was scheinbar die Schmetterlinge wenig zum Fliegen animiert und wir sie fast nur in großen Trauben an den Bäumen hängen sehen. Dieses Spektakel dauert bis Mitte März, bevor sie ihren Rückweg antreten.
Auf unserem Weg zur Ostküste suchen wir in der Nähe von
Atotonilco einen Übernachtungsplatz und kommen zum
Parque El Ocotal bei
Santiago Acutzilapan. In einem großzügig angelegten Park mit vielen Campingmöglichkeiten, Spielplätzen, einem Hotel und einem kleinen Zoo finden wir einen ruhigen Stellplatz am See und sind mutterseelenallein bei unserem Abendspaziergang. Gleich nach unserem Start am nächsten Morgen haben wir wiedermal eine Polizeikontrolle, wo wir uns erfolgreich gegen eine unverschämte Taschengelderhöhung der Polizisten wehren können. Nach Tlaxcala geht es dann weiter, vorbei an dem uns schon bekannten, 5462 Meter hohen Vulkan Popocatepetl. Einen Übernachtungsplatz finden wir hier in einer Hotelanlage, dem IMSS Centro Vacacional La Trinidad. Da die Anlage sehr schöne Pools im Freien sowie in einer kleinen Schwimmhalle bietet, bleiben wir hier für zwei Tage und nutzen die angebotenen Freizeiteinrichtungen.
Von 3000 Meter geht es endlich hinunter auf 1400 Meter Höhe nach
Xalapa. Hier wollen wir das interessante „
Museo de Antropologia de Xalapa“ besuchen. Unseren Großen parken wir auf einem Parkplatz der Supermarktkette Costco und nehmen für 40 Pesos ein Taxi in der sehr hektischen Stadt, um zum Museum zu kommen. Das
Museo de Antropologia ist bekannt für seine Kolossalköpfe aus
San Lorenzo. Diese Olmekenköpfe beeindrucken uns durch Größe und Qualität der vor rund 3000 Jahren hergestellten Kunstwerke. Rund 2 Stunden verbringen wir in dem modernen, architektonisch interessanten Gebäude und bekommen zahlreiche Statuen, Werkzeuge und viele andere Dinge aus Stein, Ton und Jade zu Gesicht. Archäologen könnten hier wohl Tage verbringen. Unser Interesse ist dann aber doch nicht so groß und unser Spanisch auch nicht gut genug, um die Beschreibungstafeln lesen zu können, was unser Interesse sicherlich noch gesteigert hätte.
Am nächsten Morgen verlassen wir zeitig
Xalapa, biegen allerdings schon nach rund 10 km von der Hauptstraße ab und fahren durch enge Gassen zu der
Hacienda El Lencero. Die Hacienda weckt unser Interesse, weil sie im Besitz von
Antonio Lopez de Santa Ana war und uns der Name nicht zuletzt deswegen bekannt ist, da Santa Ana 1836 das Fort Alamo eingenommen hat und alle texanischen Soldaten hat hinrichten lassen. Als wir in
San Antonio/Texas das Fort besichtigt hatten, haben wir uns auch durch den Spielfilm „Alamo“ etwas geschichtliches Know How zu
Santa Ana geholt. Und nun stehen wir also auf seinem Grund und Boden, in seinem Vorgarten, seiner Wohnung und seiner Kirche. Bewundern seine schönen Gebäude, Möbel, Bilder und Kutschen und bekommen einen Eindruck eines reichen Mexikaners im 19. Jahrhundert.
Am späten Nachmittag erreichen wir
Catemaco. In dem Ort hat es uns schon im April letzten Jahres sehr gut gefallen und wir freuen uns schon auf den Campground von Gene und Gabriela. Mit Marty und Rick sind sogar zwei alte Bekannte wieder auf dem Platz und es gibt viel zu erzählen. Auch die anderen Gäste der Anlage, meist aus USA und Kanada, sind sehr freundlich und wir sind sofort eingeladen zu einem Barbecue, sowie zu einer kleinen Feier zu Ehren des stattfindenden Football Super Bowl Endspiels. Ansonsten ist relaxen angesagt und wir machen den ein oder anderen Stadtbummel in Catemaco, zwar keine besonders hervorzuhebend schöne Stadt, aber der Ort am See hat einen gewissen Flair, der uns beiden gefällt.
Unsere Nachbarn Beryl und Ainslie fragen uns am Morgen unseres letzten Tages in
Catemaco, ob wir nicht Lust hätten auf ein ganz spezielles Restaurant. Bei solchen Angeboten lassen wir uns nicht zweimal Bitten und sitzen am Nachmittag im Wagen der Beiden. Auf einer sehr schlechten Schotterstraße, auf der unser Großer wohl schwer zu kämpfen gehabt hätte, geht es in das rund 10 km entfernte Restaurant El Teterete, das sicherlich urigste Lokal, das wir auf unserer bisherigen Tour durch Mexiko gesehen haben. Auf der anderen Seite des See Catemaco bei
Pozolapan, mitten im Dschungel, mit Blick auf die Lagune gelegen, ist diese Bretterbude schön in die Umgebung integriert und besteht aus sehr eigentümlich konstruierten Räumen. Das nur am Wochenende geöffnete Lokal hat heut leider nur ein Gericht im Angebot: Shrimps. Diese werden allerdings in vier verschiedenen Varianten zubereitet und wir dürfen der Köchin über die Schulter schauen. Zu den leckeren Speisen darf man hier seinen eigenen Wein verzehren, da hier sonst nur Bier angeboten wird. Ein wirklich schöner Abend mit Beryl und Ainslie.
Nach einer Woche in
Catemaco geht es auf der Mex 180 weiter nach
Villahermosa. In dem Ort gibt es ein ganz besonderes Museum, den
Parque Museo de la Venta.
La Venta, ein Ort etwas westlich von
Villahermosa, war ein bedeutendes Olmekenzentrum. Von dort wurden die Skulpturen, Altare und Olmekenköpfe nach
Villahermosa gebracht und in dem extra hierfür gestalteten Park eindrucksvoll ausgestellt. In diesem Freiluftmuseum spaziert man entlang eines kulturellen Wanderweges durch das Areal vorbei an den geretteten Mayakunstwerken und befindet sich in Begleitung so manches Nasenbären, den Coatimundi. Während die Coatimundi frei im Park leben und überall anzutreffen sind, kann man in einem anderen Teil des Parkes weitere in dieser Region lebende Tiere in Käfigen oder Gehegen bewundern. Hier trifft man neben Puma und Jaguaren, Boas, Krokodilen, Schnappschildkröten und Taranteln auch auf weniger gefährliche Arten wie Affen, Luchse, Tukane, bunte Papageien und viele weitere farbige Vogelarten.
Es sind nur knapp 90 km bis nach
Frontera. Hier ist der Beginn eines über 302.000 Hektar großen Biosphärenreservates, das sich nicht nur in staatlichem, sondern auch in privatem oder Gemeinschaftsbesitz befindet. Wir überqueren einen breiten Fluß und biegen unmittelbar nach der Brücke rechts ab in eine schmale Straße, erreichen nach weiteren 12 km den Parkplatz vom „Estacion tres Brazos“ und erkundigen uns im Büro nach den Besichtigungsmöglichkeiten des
Pantanos de Centla. Wir dürfen auf dem Parkplatz übernachten und melden uns für eine Bootstour durch den Mangrovenwald im Reservat an. Früh um 9 Uhr fahren wir mit unserer Indio-Bootsführerin ab, überqueren den
Rio Usumacinta und fahren in einen Seitenarm hinein. Wir sehen hauptsächlich viele verschieden Vogelarten, Schildkröten und Leguane. Die von uns erwarteten Krokodile gibt es hier nicht mehr, und die hier noch lebenden Manatis könnte man in dem braunen Wasser des Flusses sowieso nicht sehen. Trotzdem gefällt uns der kleine Bootsausflug und wir wundern uns über so manche Indiohütte, die nur mit dem Boot zu erreichen ist. Aber alle Hütten sind bewohnt und sehr einfach gebaut. Die Menschen hier hinterlassen aber einen heiteren, zufriedenen Eindruck und auch unsere Bootsbesitzerin lebt in einem dieser Häuser.
<<< letzter Bericht --- nächster Bericht >>>