Wir sind in Chiapas, einem der ärmsten Staaten Mexikos, und erreichen dort am späten Nachmittag unser nächstes Ziel. Palenque, eine ehemals bedeutende Mayastadt, liegt mitten im Dschungel und ist bekannt für seine noch sehr gut erhaltenen Tempel, obwohl bisher nur ca. 5 % der Stadt ausgegraben wurden, während der Rest noch vom Dschungel überwuchert ist. Wir übernachten auf dem schönen Platz des Hotels Mayabell und hören nachts aus allen Richtungen die uns schon bekannten Rufe der Brüllaffen. Am nächsten Morgen geht es dann zu Fuß zur knapp 2 km entfernten Ruinenstadt, in der sich deutlich mehr Touristen tummeln, als bei unseren zuletzt besuchten Ausgrabungsstätten. Das schönste Gebäude, der Tempel der Inschriften, ist heute leider gesperrt und wir müssen uns mit dem Außenanblick begnügen. Deswegen entgeht uns die Besichtigung des mysteriösen Grabsteins, auf dem ein in Stein gehauenes Bild eines raketenbetriebenen Raumschiffes zu sehen sein soll. Dafür beeindruckt uns der „Palast“ umso mehr. Aus dem 100x80 m großem Gebäudekomplex ragt ein 4-stöckiger Turm heraus und an vielen Wänden im Innen- und Außenbereich sind noch gut erhaltene Reliefs zu entdecken. Im Palast selbst kann man zudem zahlreiche Räume und Gänge sowie mehrere Innenhöfe besichtigen. Die vierstündige Besichtigung aller Tempel der Anlage ist bei der Hitze für uns das perfekte Fitneßprogramm und wir sind froh, daß wir uns danach im Pool des Hotels Mayabell von den Strapazen erholen können. Abends sitzen wir dann noch gemütlich mit Montse und Aleksander aus Mexico City zusammen und tauschen bei einem gemeinsamen Abendessen vor unserem Wohnmobil Erfahrungen aus .
argaiv1995
Nach
Palenque wollen wir weiter abgelegene Ecken von
Chiapas erkunden und fahren auf der einsamen Straße
Carretera Fronteriza del Sur entlang der Grenze zu
Guatemala durch üppig grüne, tropische Landschaften, wo wir nach rund 150 km die kleine Ruinenanlage
Bonampak erreichen. Diese wird von der indigenen Gruppe der Lakandonen verwaltet, die hier im Regenwald leben und sich selbst als "Hach Winik", die "wahren Menschen", bezeichnen. Die traditionell in weißen Tunika gekleideten Lakandonen Männer mit ihren langen schwarzen Haaren fahren uns in ihrem klapprigen Bus zu der kleinen Anlage mitten im Dschungel.
Bonampak bedeutet „bemalte Wände“, und so ist das Interessanteste dieser Kulturstätte der Templo de las Pinturas, wo noch gut erhaltene bzw. auch schon restaurierte Wandmalereien zu bewundern sind. In drei gewölbten Sälen wird bildhaft erzählt, wie sich das Leben hier während seiner Blütezeit zwischen 650 und 800 n. Chr. abgespielt haben soll. Noch gut erkennbar sind auf den bemalten Wänden Vorbereitungen zu einem Fest, musikalische Darbietungen sowie Kampfszenen und Menschenopfer.
Wir übernachten in der nahegelegenen Siedlung
Lacanja Chansayab im Campamento Lacandones und nutzen am nächsten Morgen die Gelegenheit zu einer geführten Wanderung durch den lakandonischen Dschungel. Victor holt uns am Wohnmobil ab und es geht auf schmalen Pfaden zuerst zu der Unterkunft seiner Familie. Er stellt uns seine Geschwister vor und zeigt seine Haustiere, zu denen auch ein kleines Affenbaby sowie ein großer roter Ara, ein vom Aussterben bedrohter Guacamaya, gehört. Wir wandern durch den Regenwald zu erfrischenden Kaskaden und einem Wasserfall. Das Interessanteste aber sind Victors Erläuterungen zu den Pflanzen, die links und rechts am Wegesrand wachsen. So gibt es scheinbar für alle Krankheiten im lakandonischen Dschungel eine Art Heilpflanze, Wurzel oder Baumrinde, die von den Indianern zum Heilungsprozeß verwendet wird. Nach der Ankunft bei den Kaskaden kommen wir sogar noch in den Genuß eines speziellen Wurzeltees, der zur Reinigung der Nieren getrunken wird. Die interessante Wanderung mit dem netten Führer Victor hat uns sehr viel Spaß gemacht hat.
Und noch eine weitere Ruinenanlage steht auf dem Programm. Keine 30 km von
Bonampak entfernt übernachten wir bei dem Ort
Frontera Corozal, um Tags darauf zeitig mit einem der zahlreichen Boote die Fahrt nach
Yaxchilan, das nur auf dem Wasserweg zu erreichen ist, anzutreten. Diese Mayastätte liegt abgeschieden im Grenzland am Ufer des
Rio Usumacinta, der hier die natürliche Grenze zwischen
Mexiko und
Guatemala darstellt. Kurz vor neun Uhr morgens sind wir die ersten Anwärter zu der Bootstour und es dauert eine Weile, bis wir uns mit einem der Bootsführer auf einen vernünftigen Preis geeinigt haben. Dann geht es rund 40 Minuten mit stolzem Tempo zum Eingang der mitten im Dschungel liegenden Ruinenstadt. Auch
Yaxchilan war eine bedeutende Mayahochburg und befand sich unter anderem auch im Krieg mit
Palenque. Erster Gebäudekomplex auf dem Dschungelpfad ist das Labyrinth. Mit Taschenlampen ausgestattet kann man sich darin zwar nicht verlaufen, aber bei genauem Hinsehen so einige unangenehme Tierchen entdecken, wie z.B. riesige Spinnen oder zahlreiche Fledermäuse. Rund zwei Stunden braucht man für die Besichtigung der tollen Anlage, bis es im Eiltempo wieder zurück nach
Frontera Corozal geht. Zeitig genug, um noch die Weiterfahrt nach
Las Guacamayas anzutreten.
Die Weiterfahrt führt uns noch tiefer ins Hinterland von
Chiapas, und das auf den wohl schlechtesten Straßen, die wir bisher gesehen haben. Hier nachts zu fahren kann man durchaus als lebensgefährlich bezeichnen. An vielen Stellen ist die Straße stark abgesunken oder gar gänzlich weggebrochen, ohne daß diese Stellen besonders markiert wären. Wir benötigen trotz Tageslicht über 4 Stunden für die knapp 100 km und erreichen erst am Abend den kleinen Ort
Reforma Agraria. Ein Kioskbesitzer des Ortes bietet seine Wiese als Stellplatz für Camper an, was wohl der Grund dafür sein dürfte, daß uns der Geschäftsführer des Centro Ecoturistico nicht auf seinem Parkplatz übernachten läßt. Unser Stellplatz liegt ruhig und nahe am Fluß
Rio Lacantun und wir stehen sehr schön inmitten tropischer Bäume und Palmen. Insofern von Vorteil, da dies hier eine der letzten Gegenden ist, wo man den roten Ara noch zahlreich antreffen kann. Den ganzen Tag wird uns unter lautem Papageiengekrächze ein farbenfrohes Schauspiel geboten. Wahrlich wunderschöne Vögel. Nach zwei Übernachtungen fahren wir weiter entlang des
Rio Lacantun und sind froh, daß wir genug Sprit im Tank haben, da es auf der gesamten Strecke nur eine Tankstelle gibt und das Benzin oder der Diesel aus den am Straßenrand angebotenen Flaschen und Kanistern uns nicht so geheuer ist.
Wieder in westlicher Richtung unterwegs, immer noch entlang der Grenze zu
Guatemala, werden wir ein paar Mal vom Militär kontrolliert und unser Großer neugierig "durchsucht". In vielen Serpentinen geht es aus der tropischen Region stetig hinauf in das fruchtbare Hochland und wir halten in
Lazaro Cardenas an einer alten Hacienda. Die zwischenzeitlich zu einem Hotel umfunktionierte
Hacienda Santa Maria bietet einen kleinen Einblick in den Kolonialstil des 17. Jahrhunderts. Außerdem ist die im Areal befindliche Kirche zu einem kleinen Museum umgestaltet worden, in dem einige religiöse Figuren und Ölgemälde von meist unbekannten Künstlern zu betrachten sind.
Auf dem Weg nach
San Cristobal de las Casas machen wir noch einen Abstecher zu den fünf Wasserfällen von
El Chiflon an dem Fluß
Rio San Vicente. Da das abgesperrte Areal des Centro Ecoturistico auch Cabanas, ein Restaurant und zahlreiche Souvenirshops bietet, ist es uns erlaubt, gegen kleines Entgelt, auf dem Parkplatz zu übernachten. Der 1,2 km lange, gut ausgebaute Weg führt über zahlreiche Stufen hinauf bis zum unteren Bereich des größten Wasserfalls „Cascada Velo de Novia“. Der anschließende Wanderweg zum oberen Wasserfall, dem Cascada Quinceanera, ist ab 16 Uhr gesperrt und wir machen uns am nächsten Morgen noch einmal auf den Weg, um die Wasserfälle von oben zu betrachten. Ein ziemlich anstrengender, aber sehr lohnenswerter Aufstieg, der uns ganz schön zum schwitzen bringt.
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