Wir sind in San Cristobal de las Casas. Die Kolonialstadt liegt in den Bergen Chiapas auf ca. 2100 Meter Höhe und ist das Handelszentrum der umliegenden indigenen Dörfer. Der Reiz dieser „Indio Hauptstadt Mexikos“ ist die bunte Mischung verschiedener Kulturen. Spanische Architektur, indianische Traditionen und auch die vielen individuell reisenden Touristen prägen das Bild dieser wunderschönen Stadt. Jeden Tag laufen wir vom Campingplatz in das ca. 2 km entfernte Zentrum. Wir schlendern durch die Fußgängerzone sowie durch viele hübschen Gassen, genießen leckeren Kaffee aus Chiapas am Zocalo, beobachten das bunte Treiben der Indigenas, die hartnäckig ihre Handarbeiten auf der Strasse anbieten, und streifen durch die zahlreichen bunten Märkte dieser Stadt. Martin, ein sympathischer Kanadier aus Montreal, gibt uns viele gute Tips zu San Cristobal und läßt es sich nicht nehmen, uns in eines der vielen kleinen Cucina Economicas einzuladen. Die Menüs mit Suppe, Hauptgericht, Nachspeise und Getränk kosten ca. 2,50 EUR pro Person und sind ausgesprochen lecker.
argaiv1995
Das kleine aber sehenswerte Museum
Na Bolom - „Haus des Jaguar“ - bietet einen Einblick in das Leben der Indianer des Lacandonenwaldes. Die schweizer Forscherin Gertrude Duby Blom und ihr aus Dänemark stammender Ehemann Frans Blom widmeten den Großteil ihres Lebens der Mayakultur, und hier im Besonderem dem Volk der Lacandonen. Das Museum ist in dem ehemaligen Haus der Beiden untergebracht und bietet einen interessanten Einblick in die Geschichte und das Leben dieses Stammes. Zu sehen sind zahlreiche Kunst- und Alltagsgegenstände sowie Fotografien der Forschungsarbeiten der Blom’s.
Sonntag ist Markttag in
San Juan Chamula. Mit dem Taxi fahren wir in das ca. 13 Kilometer entfernte Dorf der „Tzotzil-Maya“. Die hier lebenden Indios pflegen noch alte Traditionen und tragen ihre dorfeigene Tracht. So sind die Frauen gekleidet in schwarzen Röcken aus grober Wolle, mit Fransen und glitzernden Blusen, und deren Männer meist in heller Kleidung und einem Fransenponcho. Etwas mystisch wird es beim Betreten der Catedral San Juan Bautista. In dieser Kirche gibt es keine Bänke, denn der gesamte Steinboden ist mit duftenden Piniennadeln und hunderter brennender Kerzen bedeckt. Menschen sitzen betend am Boden, opfern Tiere, um die bösen Geister zu vertreiben, oder trinken reichlich Coca-Cola, um ihren Magen zu reizen und dann lautstark zu rülpsen. Dieses Rülpsen wird auch als die nötige Reinigung und Austreibung der Geister aus dem Körper verstanden und ist nötig, um mit den im Jenseits befindlichen Mächten in Kontakt zu treten. In der Kirche ist fotografieren strengstens verboten.
Auf dem Rückweg halten wir kurz in
Zinacantan, einem weiteren Tzotzildorf, das für die Herstellung von kunsthandwerklichen Produkten bekannt ist. Leider ist hier der Markt schon ziemlich am Ende und es sind nur noch wenige Stände übrig. Nach einem kurzen Rundgang und ein paar Schnappschüssen geht es mit dem Collectivo zurück nach
San Cristobal de las Casas.
Nach einer Woche in
San Cristobal verlassen wir wieder die kühle Bergregion und fahren bis zum
Canon del Sumidero in der Nähe von
Tuxtla Gutierrez. Mit einem Schnellboot geht es auf dem
Rio Grijalva durch eine Schlucht mit bis zu 1.000 Meter steil aufragenden Felswänden. Die vertikalen Wände in der Schlucht beherbergen Höhlen und einen fast versiegten Wasserfall, der wie ein vermooster Weihnachtsbaum an der Felswand klebt. Die 32 km lange Strecke geht bis zum Staudamm Chicoasen, einem der größten Wasserkraftwerke Mexikos. Auf dem Weg dorthin sehen wir viele verschiedenen Vogelarten sowie einige Krokodile im Wasser oder am Ufer liegend. Leider sehen wir aber auch Unmengen an Müll, der auf der Wasseroberfläche treibt und von unserem Bootsführer geschickt umfahren werden muß. Nach der Bootstour fahren wir nur noch ein kurzes Stück bis nach
Ocozocoautla, wo wir an einem Kinderheim übernachten dürfen.
Wir holen endlich mal wieder unsere Fahrräder raus und fahren auf einer rumpeligen Piste zur Papageienschlucht „
Sima de las Cotorras“. In einer 140 Meter tiefen, kreisrunden Einsenkung mit einem Durchmesser von 160 Metern leben hier im Sommer Tausende von grünen Papageien, die hauptsächlich am Morgen und Abend laut kreischend aus dem Krater heraus und in die umliegenden Wälder fliegen. Wir wandern um den Krater und beobachten die ausschwärmenden Papageien, während uns andere Besucher auf Höhlenmalereien an den Wänden aufmerksam machen.
Von unserem Platz in
Ocozocoautla ausgehend machen wir einen weiteren Abstecher ins
La Reserva Biosfera Selva de Ocote, um dort die Wasserfälle von „
Cascada del Aguacero“ zu besichtigen. In einem Canon fließt der
Rio la Venta, zu dem man über 700 Stufen hinabsteigen muß, will man an die Kaskaden gelangen. Diese sind aber nur zu erreichen, wenn man ein Stück durch den Fluß watet, was allerdings durch die starken Regenfälle der letzten Tage und das mit sich bringende Hochwasser nicht so einfach ist. Auch ein alternativer Weg über eine zerstörte Eisenbrücke bringt uns nicht ans Ziel und etwas enttäuscht machen wir uns wieder auf den Heimweg.
<<< letzter Bericht --- nächster Bericht >>>