Auf der Suche nach schönen Stränden geht es für uns nun doch wieder in Richtung Norden. Erster Stopp ist hier der Ort Puerto Escondido. Dank der extrem hohen Wellen ist Puerto Escondido ein Mekka für die Wellenreiter, die aus allen Ecken der Welt hierher kommen, am Tag irgendwo jobben, während sie am Morgen oder am Abend auf den Ritt durch die Röhre lauern. Es gibt hier viele gute, gemütliche Bars und Restaurants, aber auch die Fastfood und Schnellküche hat sich hier breit gemacht. Wir sitzen lange am Strand und sehen den Surfern zu oder beobachten die vielen Leute am Strand. Neben den Touristen sind zur Zeit auch viele Einheimische hier aktiv. Die Bewohner von Puerto Escondido haben quasi in Eigenregie die Säuberung des Strandes übernommen, nachdem Hurrikan Carlotta auch hier, dies aber schon vor mehr als 2 Monaten, seine Spuren hinterlassen hat. Der angespülte Müll liegt aber noch immer massenweise am Strand und Jung und Alt ist hier ganz schön am ackern, um die vielen Müllsäcke zu befüllen und abtransportieren zu lassen.
Wesentlich mehr Glück haben wir dafür am nächsten Tag. Auf der Suche nach einem schönen Stellplatz am Strand fahren wir durch Playa Ventura, können aber den von uns im Internet ausgesuchten Platz nicht finden. Gut 4 km nach dem Ort drehen wir um und fragen am nächsten Haus die Bewohner nach dem Weg. Patricia und Juan erklären uns zwar den Weg, bieten uns aber auch an, ihr Grundstück zu besichtigen, das ebenfalls Cabanas und Camping offeriert. Schnell sind wir uns einig in diesem kleinen Paradies mit dem Namen „El Tulipan“ die nächsten Tage zu verbringen. Wir sind wie gewohnt die einzigen Gäste, und genießen es, Strand, Pool und Palapas ganz für uns alleine zu haben. Patricia und Juan nehmen sich die Zeit, uns die Gegend zu zeigen und in ihre bevorzugten Restaurants von Playa Ventura mitzunehmen. Zu unserer freudigen Überraschung macht uns Juan auf die täglichen Besuche der großen Meeresschildkröten aufmerksam, die an diesem Strand aktuell zur Eiablage kommen. Vom ersten Abend an beobachten wir nach Sonnenuntergang täglich die vielen Schildkröten, die sich erst mühsam durch den Sand quälen, um in relativ sicherer Entfernung zum Wasser tiefe Löcher zu graben, in denen dann ihre bis zu 110 Eier abgelegt werden. Viele dieser Nester werden aber sowohl von streunenden Hunden wie auch von einigen Einheimischen geleert, um die Eier zu verzehren. Daher gibt es auch einige Tierschützer, die jede Nacht den Strand abfahren und den Schildkrötenspuren nachgehen, um das neu gegrabene Nest zu finden und die Eier zu ihrer sicheren Ausbrütstation mitzunehmen. Nach rund 50 Tagen schlüpfen dann die kleinen Schildkröten und werden von den Leuten dabei beobachtet, wie sie gut behütet ins Meer wandern, in der Hoffnung, daß einige es schaffen und in vielen Jahren zur eigenen Eiablage an die gleiche Stelle zurückkommen. Bei einem dieser Tierschützer dürfen wir dabei sein, als dieser gerade frisch geschlüpfte Schildkrötenbabys in die Freiheit entläßt. Patricia und Juan fahren jede Woche einmal in das rund 120 km entfernte Acapulco, um die wichtigsten Einkäufe zu erledigen und ein wenig durch die Stadt zu bummeln. Ihr Angebot uns mitzunehmen schlagen wir nicht aus und kommen somit in den Genuß einer Stadtrundfahrt mit umfangreichen Informationen der beiden Ortskundigen. Wir gehen dann noch gemeinsam zum Großeinkauf zu Walmart, Sams und Costco, bevor wir uns wieder auf die Heimreise nach Playa Ventura machen. Am nächsten Tag nehmen uns die Beiden dann mit ins Dorf um leckeren Fisch in einem ihrer bevorzugten Restaurants zu genießen, und danach gemeinsam mit den Einheimischen den Dia de la Independencia, den Unabhängigkeitstag, zu feiern. Viele der Bewohner sind in den mexikanischen Farben Grün Weiß Rot gekleidet oder marschieren im Gleichschritt durch die Straße, bevor der Bürgermeister, wie in allen anderen mexikanischen Städten und Dörfern auch, den „Grito de Dolores“, den Unabhängigkeitsschrei ins Mikrofon brüllt. Wir können uns einfach nicht zur Weiterfahrt durchringen und entscheiden uns, noch länger an diesem schönen Fleckchen Erde zu bleiben. Bei strahlendem Sonnenschein genießen wir weiterhin die wunderbare Anlage von „El Tulipan“ und die Gastfreundschaft von Juan und Patricia. Zu unserem Glück lernen wir auch noch Freunde der Beiden kennen, die aus deren Heimatstadt Cuernavaca zu Besuch kommen und in einer der Cabanas übernachten. Spontan laden Lily und Miguel uns nach Cuernavaca ein, um uns die schöne Stadt und dessen Umgebung näher zu bringen. Da wir sowieso geplant hatten, das nur knapp 100 km von Cuernavaca entfernte Mexiko City zu erkunden, nehmen wir die Einladung gerne an und freuen uns schon auf diesen Besuch. Doch erst einmal heißt es Abschied nehmen, nach 17 Tagen in El Tulipan, von Patricia und Juan, zwei neuen Freunden in Mexiko. Auf dem Weg von der Küste des Bundesstaates Guerrero ins Landesinnere mit Zielrichtung Cuernavaca liegt wieder einmal eine „Pueblo Magico“. Taxco liegt in der Sierra Madre del Sur auf ca. 1700 Metern. Der Ort ist aber in die steilen Hänge des Gebirges integriert und ist somit mit sehr steilen wie schmalen Gassen durchzogen. Für uns ist deswegen die Zufahrt zum Ortskern ausgeschlossen und wir suchen uns einen geeigneten Stellplatz. Taxco war einst der größte Silberlieferant der Welt, doch sind die Silberminen mittlerweile kaum mehr in Betrieb. Wohl aber die Schmuckhersteller, weswegen wir beim silberverarbeitenden Betrieb der Firma Zanfeld auf dessen Parkplatz einen optimalen Übernachtungsplatz finden. Nachts bietet der Platz einen schönen Ausblick auf die Lichter der gesamten Stadt, tagsüber ist man von hier schnell mit einem der vielen günstigen VW-Käfer-Taxis im Zentrum. Auf Grund der extrem steilen Straßen mit den engen Kurven ist der alte Käfer hier das mit Abstand beliebteste Fahrzeug, wie man leicht am Straßenbild erkennen kann. Nach der Besichtigung des Bereiches um den schönen Zocalo der Stadt führt uns ein Angestellter von Zanfeld noch durch die Produktionsstätte und erklärt uns die einzelnen Verarbeitungsschritte vom reinen Silber bis zum fertigen Schmuckstück. Logischerweise ist am Ende dieser Besichtigung der Verkaufsraum, in dem sich Claudia ausgiebig umsieht und - welch Überraschung – doch tatsächlich fündig wird. Wir erreichen am späten Nachmittag Cuernavaca, wo wir von Lily und Miguel eingeladen worden sind, und können unser Wohnmobil bei einem Freund unserer Gastgeber sicher unterstellen. Für ein paar Tage tauschen wir unseren Grossen gegen eine luxuriöse Villa in Cuernavaca. Lily zeigt uns die Sehenswürdigkeiten der Stadt und erklärt uns den geschichtlichen Hintergrund. Am nächsten Tag erkunden wir dann das Zentrum noch einmal alleine, genießen das Flair der Stadt und besuchen dabei auch das ein oder andere Museum, wie zum Beispiel das Museo im Palacio Cortes. Auf dem Heimweg fällt uns dann ein Supermarkt auf, der mit großer Deutschlandflagge auf die „Semana Alemania“, die Deutschlandwoche, aufmerksam macht. Zu unserer freudigen Überraschung eröffnet sich gleich nach dem Eingang ein Verkaufsstand mit zig verschiedenen Biersorten aus Deutschland, einige sogar aus Nürnberg, und wir lassen uns vom Marktleiter einen Einkaufswagen voller leckerer Gerstensäfte für unsere spätere Abreise zurücklegen. Ein kleineres Museum, das uns aber besonders gut gefällt, ist das ehemalige Wohnhaus des US-Künstlers Robert Brady. Brady hat das frühere Franziskanerkloster im Jahre 1960 gekauft, renoviert und seine weltweit gesammelten Kunstwerke in den zahlreichen Räumen seines neuen Domizils ausgestellt. Beim Schlendern durch die Wohnräume erkennen wir unter den über 1300 Kunstgegenständen auch Gemälde von Frida Kahlo und Diego Rivera. Viele berühmte Persönlichkeiten, die zum Freundeskreis Bradys zählten, übernachteten hier, wie zum Beispiel Candice Bergen, Peggy Guggenheim, Rita Hayworth, Ali McGraw und wohl des Öfteren Josephine Baker. Nach seinem Tod im Jahre 1986 hat der Exzentriker dann das Haus samt seiner Kunstschätze der Stadt Cuernavaca vermacht, die seitdem das Areal als Museum den Besuchern zur Verfügung stellt. Gemeinsam mit Lily und Miguel machen wir einen Abstecher nach Tepoztlan, einem kleinen Ort in den Bergen von Morelos, das auch zu den 36 Pueblos Magicos gehört. Bevor wir das ehemalige Dominikaner Kloster, Ex Convento de la Natividad, anschauen, das heute zum Weltkulturerbe gehört, führen uns die Beiden in das urige, farbenprächtige Lokal Los Colorines, das für seine exzellente, traditionelle Küche bekannt ist. Vor allem die „Chile en Nogada“, gefüllte Paprika mit Nußsoße, schmecken einfach nur köstlich. Wir haben schon ein Glück, daß wir immer wieder so tolle Menschen treffen, die uns Land und Leute näher bringen und uns mit ihrer Gastfreundschaft jedes Mal aufs Neue überraschen. Viva la Mexico!
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