Nach fünf Tagen in Cuernavaca sitzen wir in einem bequemen Pullmannbus und fahren nach Mexico City. Unser Mobil ist bei einem Freund von Lily und Miguel sicher untergebracht und wir freuen uns nun auf Mexikos Hauptstadt. Nach knapp einer Stunde erreichen wir den Busbahnhof in Tasquena und steigen um in die Metro. Diese U-Bahn kostet ganze 3 Peso (0,20 €) pro Person und bringt uns schnell ins Zentrum, bzw. an den Zocalo, wo wir uns im Hotel Roble ein Zimmer gebucht haben. Mexico City liegt in einem Tal, eingekesselt von Bergen und Vulkanen, auf 2300 Metern Höhe und zählt mit seinen über 20 Millionen Einwohnern zu einer der größten Städte der Welt. Um einen Überblick über das Stadtzentrum zu bekommen steigen wir in einen doppelstöckigen Turibus und machen eine Sightseeingtour entlang der vielen Sehenswürdigkeiten, Parks und den verschiedenen Stadtteilen. Wieder zurück am Zocalo ist es bereits dunkel und wir erkennen noch die vielen beleuchteten Symbole, die zu Ehren des Unabhängigkeitstages an den alten Prachtgebäuden angebracht worden sind.
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Wir begeben uns auf die Suche nach den Spuren der Maler Frida Kahlo und Diego Rivera. Frida Kahlo, die wohl bekannteste mexikanische Künstlerin, hat nach einem schweren Unfall mit dem Malen begonnen, um ihre seelischen und körperlichen Qualen zum Ausdruck zu bringen. Nachdem wir uns vor Kurzem noch den Film „Frida“ mit Salma Hayek angesehen haben, begeben wir uns nun an die Originalschauplätze ihres Wirkens. Zuerst geht es Im Stadtteil San Angel in das Studio und Doppelhaus der Beiden. Von dort spazieren wir durch den grünen, ruhigen Vorort Coyoacans zum ehemaligen Elternhaus und jetzigen Museum von Frida. Mit Diego bewohnte sie dieses Haus bis zu ihrem Tod, das danach zu einem sehr interessanten Museum umgebaut wurde und einen großen Teil ihres Besitzes und ihrer Gemälde beherbergt.
Mit der Metro fahren wir in die grüne Lunge von Mexico City, dem Park Chapultepec, in dem sich auch das Anthropologische Nationalmuseum befindet, das heute auf unserem Plan steht. Dieses außergewöhnliche Museum zählt laut unserem Reiseführer zu einem der schönsten in der Welt und auch wir sind begeistert. Der Museumsrundgang wird zu einer Reise durch die verschiedenen Kulturen Mesoamerikas und gibt einen umfassenden Einblick in Kunst und Kultur der verschiedenen Völker, die vor der Ankunft der Spanier hier lebten. Man könnte hier zwar locker auch 2 Tage verbringen, aber nach 4 Stunden ist unser Wissensdurst nach Ausgrabungen aller Art dann doch erschöpft und wir gehen zurück in den Park, um unseren Akku wieder etwas aufzuladen.
Allerdings dauert die Erholungsphase nicht allzu lange, denn es ist schon spät und wir wollen noch auf dem Hügel des Parks das Schloß Chapultepec besichtigen. Das 1864 von Kaiser Maximilian umgebaute Schloß diente auch bis 1943 den Präsidenten Mexikos als offizieller Regierungssitz. Leider schließt das Schloß schon recht zeitig und uns wird nur noch ein kurzer Blick in das Innere des Gebäudes gewährt. Wir begnügen uns danach mit den Außenanlagen des Castillo Chapultepec und genießen einige grandiose Ausblicke auf die Stadt.
Heute beginnen wir unseren Tag mit einem ausgedehnten Frühstück über den Dächern des Zocalo, um danach gut gestärkt die Sehenswürdigkeiten des Centro Historico in Angriff zu nehmen. Entlang schöner Kolonialbauten spazieren wir durch die Strassen, besichtigen einige der ehemaligen Paläste, beobachten die Schamanen und Tänzer am Zocalo und genießen bei einem leckeren Kaffee einfach nur das geschäftige Treiben im Zentrum dieser Stadt. Unsere Schuhsohlen sind durchgelaufen und ein freundlicher Schuster repariert für wenig Geld noch schnell die Schuhe. Voller Stolz führt uns der Mann noch seine 80 Jahre alten, aber noch super funktionierenden Maschinen aus Deutschland vor, mit denen er sämtliche Leder- und Schuhreparaturen erledigt. Überfüllt mit tollen Eindrücken von Mexico City geht es für uns mit der Metro und Bus wieder zurück nach Cuernavaca, wo wir noch eine Nacht bei Lily und Miguel bleiben, bevor es mit unserem Großen weiter auf der Reise durch den Süden Mexikos geht.
Zunächst stehen allerdings noch ein paar Reparaturarbeiten an, für die wir uns ein paar Tage Zeit nehmen wollen. Für Abwechslung sorgen dann aber Rita und Rudi, die zufälligerweise auch nach Cholula gekommen sind. Wir feiern unser Wiedersehen in einem netten Lokal, bzw. mit abschließendem Cocktail in einer Bar mit Livemusik. Für uns geht es jetzt weiter in Richtung Osten an das nahe der Küste befindliche Catemaco, wo wir diesmal einen Stellplatz direkt am See finden.
Im Club Nautico in Campeche hat es uns beim Aufenthalt im Februar sehr gut gefallen und wir beschließen, hier für eine Woche zu bleiben. Allerdings steht diesmal eine Fitnesswoche mit täglicher Gymnastik, Tischtennis, Fitnessraum und Schwimmen auf dem Programm. Manuel, ein Mitglied im Club Nautico, kommt bei uns vorbei und lädt uns spontan zu sich und seiner Familie nach Hause ein. Gemeinsam fahren wir in die Stadt und kaufen noch schnell frisch gekochten Oktopus, der direkt an kleinen Ständen am Straßenrand angeboten wird. Manuel erklärt Claudia die Zubereitung von verschiedenen Oktopusgerichten und es wird gemeinsam in der Küche der Familie gekocht. Viele Freunde und Familienmitglieder sind ebenfalls eingeladen und wir erleben einen tollen Abend inmitten einer mexikanischen Familie. Nachdem wir den Club Nautico verlassen geht es noch für eine Nacht in den hübschen Ortskern von Campeche und wir finden einen schönen Stellplatz inmitten der Stadt.
Kaum eine Fahrstunde entfernt von Campeche liegt der kleine Ort Becal, der für die Herstellung der „Sombreros de jipi“, dem Panamahut, bekannt ist. Das Besondere an diesen aus Palmenblättern hergestellten Hüten ist, daß sie in unterirdischen Werkstätten gefertigt werden, um zu gewährleisten, daß genügend Luftfeuchtigkeit vorhanden ist, um die Palmenblätter zum Flechten der Hüte möglichst weich zu halten. Ein findiger Fahrradtaxifahrer lockt uns in die Hutwerkstatt seiner Familie und bringt uns mit seinem Bicitaxi gleich persönlich zu seinem Haus. Anschaulich wird uns der komplette Ablauf erklärt und schick behütet können wir Becal wieder verlassen.
Abseits der Hauptstrassen geht es über schmale und durchlöcherte Strassen tiefer ins Landesinnere. Auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz halten wir bei einer Hacienda im Ort Temozon. Die gleichnamige Hacienda macht schon von Außen einen tollen Eindruck und wir laufen staunend durch die gepflegte Gartenanlage bis ins Haupthaus. Dort erfahren wir, daß wir hier in einem Luxushotel gelandet sind, in dem schon Bill Clinton und George W. Bush übernachtet haben. Trotzdem dürfen wir die Hacienda besichtigen und bekommen von einem Angestellten sogar noch eine kurze Führung durch die Räume der ehemals Sisal herstellenden Hacienda.
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