Wir parken unseren Großen wieder bei Martin in Cancun und fliegen gemeinsam mit Rita und Rudi für 17 Tage nach Kuba. Nach 60 Minuten Flugzeit landen wir in Havanna, checken ein im Hotel Telegrafo, das optimal am Rande der Altstadt liegt und los geht die erste Erkundungstour durch das ehemals als die „schönste Stadt der Welt“ gepriesene Havanna. Das Zentrum im alten Havanna hat auch dank der Unterstützung der UNESCO seinen Flair um die prachtvollen Kolonialbauten erhalten und man kann noch erahnen, wie schön die gesamte Stadt vor der Revolution Ende der 50er Jahre gewesen sein muß. Geht man aber auch durch die Seitengassen, kann man schnell den schleichenden Zerfall einer Stadt erkennen, in der fast wöchentlich ein Haus in sich zusammenbricht.
Weiter geht die Fahrt durch die Berge der Sierra del Escambray in Richtung Trinidad. Die teilweise schlechten Straßen sind nur in einem langsamen Tempo zu bewältigen. Andererseits führt sie uns durch eine schöne Landschaft mit grünen Tälern und tropischen Landschaften und animiert uns sogar noch zu einer kurzen Wanderung. Am späten Nachmittag erreichen wir Trinidad und finden relativ schnell ein schönes Casa Particular nahe des Zentrums. Die alte Kolonialstadt gefällt uns auf Anhieb und wir spazieren gemütlich durch die restaurierte Altstadt, einem Labyrinth aus engen Gassen mit holprigen Kopfsteinpflaster und man glaubt, hier sei die Zeit einfach stehengeblieben. Nach einem Mojito im Zentrum geht es zurück zur Unterkunft, und wir lassen uns von unserer Vermieterin zum Abendessen frischen Hummer servieren. Die große Portion mit Vor- und Nachspeise kostet hier umgerechnet 9 Euro. Die Leute hier sind alle sehr freundlich und wir werden relativ selten von Schleppern angesprochen, die Einen ins nächste Restaurant zerren wollen. Am Abend machen wir noch Bekanntschaft mit einem kubanischen Poeten, der zwar noch nie im Ausland war, aber sofort einige Details zu Nürnberg sowie Stuttgart, Rita und Rudi`s Gegend, von sich zu geben weis. Nach kurzen Details zum Neckar oder Albrecht Dürer setzt er sich hin und schreibt uns spontan ein spanisches Gedicht zu beiden Städten. Kurz darauf beginnt dann das allabendliche Livekonzert auf der Plaza Mayor, wo wir zum ersten Mal so eine Art Feeling á la Buena Vista Social Club bekommen. Jung und Alt aus Trinidad sowie zahlreiche Touristen finden sich bis 22 Uhr hier ein, um der Musik zu lauschen oder ihre Salsa-Fertigkeiten vorzutragen. Tolle Musik und tolle Tänzer, ganz nach unserem Geschmack. Vorbei an Zuckerrohrfeldern und Palmenhainen fahren wir durch das „Valle de los Ingenios“ in die Provinzstadt Sancti Spiritus am Rio Yayabo, wo wir uns bei einem zweistündigen Spaziergang durch die Stadt etwas die Beine vertreten. Anschließend geht es in die mit rund 300.000 Einwohnern drittgrößte Stadt Kubas, nach Camagüey. Die ersten Eindrücke der Stadt sind nicht besonders einladend, aber zum Übernachten genügt es uns und so suchen wir nur nach einer Restaurantempfehlung aus unserem Reiseführer. Dieser Tipp erweist sich als Volltreffer und wir bekommen ein außerordentlich leckeres Lammgericht im Restaurant El Ovejito. Am nächsten Morgen verlassen wir Camagüey und werden nur wenige Kilometer außerhalb der Stadt von der Polizei an den Straßenrand gebeten. Nachdem wir alle das Fahrzeug verlassen müssen kommt ein weiterer Kollege und räuchert das Innere des Wagens komplett ein. Das Zeug soll angeblich Dengue-Bazillen vernichten und wir sind nicht sehr begeistert, als wir nach ein paar Minuten lüften wieder ins Fahrzeug steigen um uns auf den Weg nach Santiago de Cuba zu machen.
Santiago de Cuba können wir irgendwie nicht so ins Herz schließen. Zum einen sind die Schlepper, die einen in Restaurants, Bars oder „Sonstiges“ ziehen wollen, extrem aufdringlich und wir davon ziemlich genervt. Zum anderen ist erst vor ein paar Wochen Hurrikan Sandy über die Stadt gezogen und es liegt entsprechend viel Müll und Bauschutt auf den Straßen. Gut gefällt uns hier eine kleine Salsa-Show auf der Dachterrasse des Hotels Casa Grande sowie der Besuch der spanischen Festung „Castillo San Pedro del Moro“. Diese Burg am Eingang zur Bucht „Bahia de Santiago de Cuba“ gelegen, ist perfekt gebaut und konnte Santiago des Öfteren vor den Überfallen von Franzosen und Piraten bewahren. Abseits der Hauptstraßen geht es über rumplige Pisten mit tiefen Schlaglöchern nur langsam voran bis nach Holguin, wo Ochsenkarren und Pferdekutschen das gängige Fortbewegungsmittel sind. Einen kurzen Stopp machen wir bei dem nachgebauten Indianerdorf Aldea Taina, wo das Leben der Taino Indianer in ihren Hütten und deren Rituale nachgestellt wird. Auf einem Hügel in der Nähe von Holguin liegt die Finca Mayabe, bei der wir unser Nachtlager aufschlagen. Die Lage der Finca und die Anlage mit Swimmingpools mit grandioser Fernsicht gefällt uns so gut, daß wir am liebsten noch einen Tag verlängern würden, doch leider sind alle Zimmer ausgebucht und wir treten die Weiterfahrt nach Remedios an. Nach der langen Fahrt wollen wir hier für zwei Nächte bleiben und finden eine Unterkunft unweit vom Hauptplatz in Remedios. Am nächsten Tag machen wir von hier aus einen Ausflug auf die Insel Cayo Santa Maria. Ein 46 km langer Damm führt uns zu diesem ausschließlich zu touristischen Zwecken genutzten Eiland. Wir schauen eines der großen All-Inclusiv-Hotels etwas näher an, machen uns aber schnell wieder aus dem Staub und suchen ein gemütliches Plätzchen an einem etwas einsameren Karibikstrand. Heute steht die längste Tagesetappe unserer Kubareise auf dem Plan. Von Remedios bis ins Vinales Tal sind es über 500 km, und auf diesen Straßen ist das schon mal eine Herausforderung. Wir kommen allerdings gut voran und erreichen am späten Nachmittag die Ortschaft Vinales. Hier heißt es freie Auswahl bei über 400 Casa Particulares. Wir entscheiden uns für eine einfache Unterkunft mit herrlicher Fernsicht von der Dachterrasse sowie einem netten Restaurant. Der Sohn des Vermieters überredet uns, mit ihm am nächsten Morgen eine Tabakplantage zu besichtigen. Die von ihm angepriesene „Tabakfabrik“ ist zwar dann doch nicht vorhanden, aber er hatte wenigstens einen gut Englisch sprechenden „Experten“ aufzuweisen, der uns auf einer relativ kleinen, privaten Plantage die einzelnen Schritte bis zur Zigarre sowie die Umstände, die so eine Produktion in einem sozialistischen System mit sich bringt, bestens erklären konnte. Die Region hier um Vinales und Pinar del Rio gilt übrigens als das weltweit beste Tabakanbaugebiet. Nach der Führung bleibt dann sogar noch die Zeit zu einer ersten kleinen Wanderung durch das herrliche Vinales Tal. Bei unserer nächsten Wanderung umrunden wir den „Mogote de Valle“, einen der außergewöhnlichen Kalksteinhügel im Hinterland von Vinales, und sind allesamt begeistert von der tollen Landschaft in diesem Tal. Ein streng dreinschauender „offizieller Führer“ erscheint auf seinem Pferd und gibt uns zu verstehen, daß man hier nur mit kostenpflichtigem Guide wandern darf (was nicht der Wahrheit entspricht). Wir verstehen plötzlich nur noch Bahnhof und quatschen ihn so lange in Deutsch zu, bis er entnervt davonreitet. Für uns geht es weiter auf diesem schönen Weg und wir werden von einigen Bauern freundlich gegrüßt. Die beiden verbleibenden Tage sind noch einmal für Havanna reserviert. Diesmal haben wir uns im Hotel Ambos Mundo einquartiert. Das Haus liegt in der Fußgängerzone mitten im Zentrum Havannas und ist durch die Beherbergung Ernest Hemingways bekannt geworden. Wir machen uns nicht viel aus dem Hemingway-Kult, genießen aber trotzdem die gute Lage des alten Kolonialstilgebäudes und machen von hier einige Spaziergänge durch die Stadt. Unseren letzten Abend in Kuba verbringen wir in der international berühmten Revue „Tropicana Show“. Wir entscheiden uns für die mittlere Variante der 75,-, 85,- und 95,- Touristenpeso CUC teuren Plätze (1 CUC = 1 USD) und sind damit bestens bedient. Die Sicht auf die Freiluftbühne ist perfekt und was uns die nächsten 2 Stunden geboten wird, ist sehr sehenswert. Hübsche Kubanerinnen in tollen Kostümen, eine Acapella Gruppe, eine tolle Artistikvorstellung, viele Gesangs- und Tanzdarbietungen unter Mitwirkung zahlreicher Tänzerinnen und Tänzer begeistern das Publikum. Wir sind froh, Kuba noch einmal besucht zu haben, bevor die Veränderungen, die sich aktuell schon andeuten, dem Land ein anderes Gesicht verleihen. Die 17 Tage waren schön, sehr interessant und abwechslungsreich. Wer noch das sozialistische Kuba, bzw. das was vom Sozialismus noch übrig geblieben ist, besuchen will, sollte sich aber beeilen.
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