Es ist Donnerstag, der 2. Mai, und wir erreichen die Grenze zu Nicaragua gegen 10 Uhr morgens. Da nur LKW´s zum Grenzübertritt anstehen ist an den Schaltern der Emigration und Zollabwicklung gähnende Leere. Die Ausreiseformalitäten in Honduras sind schnell erledigt und auch die Einreise nach Nicaragua geht schnell und einfach von Statten. Somit erreichen wir den Cañon de Somoto, knapp 60 km nach der Grenze, kurz nach Mittag und können noch mit einem Guide die geplante Durchquerung der Schlucht starten. Auf der etwa 3 Stunden dauernden Tour hat man viele tolle Ausblicke in den Cañon und auf die hohen Granitfelsen. Aber auch sonst ist die Erkundungstour sehr abwechslungsreich. Erst wandern wir hinunter zum Rio Coco und am Fluss entlang, bis es links und rechts davon keinen Weg mehr gibt. Weiter geht es somit im Flussbett teils durch flaches Gewässer, dann wieder ein paar Meter außerhalb über Steine, oder auch schwimmend durch tiefere Stellen des angenehm temperierten Wassers. Ein paar Mal ist sogar ein beherzter Sprung nötig, um das Ende des Canyons zu erreichen. Alles in allem ein lohnenswerter Trip der etwas anderen Art, der sehr viel Spaß macht.

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01 an der Grenze zu Nicaragua02 am Eingang des Canon de Somoto03 erst 2003 wurde der Canon entdeckt04 wir muessen viele Passagen durchschwimmen05 und springen duerfen wir auch06 und wieder geht es nur im Wasser voran07 ein lohnender Ausflug08 das Tal von Somoto

Wir verbringen die Nacht gleich am Haus des Tour Anbieters und fahren am nächsten Morgen in die Region Matagalpa. Dort ist eine von deutschen Auswanderern errichtete Hotelanlage in den dschungelartigen Bergen zu finden, die mit Selva Negra, zu deutsch „Schwarzwald“, einen entsprechenden Namen trägt. Leider muß man ein Zimmer mieten, um mit dem Wohnmobil parken zu dürfen, was uns mit 30 US-Dollar pro Nacht unseren teuersten Übernachtungsplatz seit langem beschert. Auf Grund einer kleinen Magenverstimmung müssen wir hier sogar noch verlängern und nutzen die Zeit, um das schöne Areal etwas näher kennenzulernen. Mehrere sehr gut angelegte Wanderwege führen durch den Dschungel mit seiner artenreichen Tierwelt. Auch die Gebäude inklusive einer alten Steinkapelle sind geschmacklich gut in die Umgebung integriert und um den hauseigenen See herum angelegt.

01 es geht Richtung Matagalpa02 wir sind im Selva Negra03 eine alte Steinkapelle steht im Wald04 dieser Trail ist fuer uns natuerlich Pflichtprogramm05 es geht auf angelegten Pfaden durch den Dschungel06 die gibt es am bayrischen Trail07 direkt ueber uns baumelt ein Bruellaffe08 alles ist sehr gepflegt09 ein Agouti sitzt am Weg10 Bluete der Kaffeepflanze11 Smaragd Tukan12 wir stehen am See

Nach 4 Tagen hat sich mein Magen wieder beruhigt und es geht an die Küste nach Las Peñitas. Auf dem Weg dorthin werden wir noch von ein paar sehr aufdringlichen Polizisten angehalten. Erst überprüfen sie wirklich alles, was man vorschriftshalber dabei haben muß, wie zwei Warndreiecke, Feuerlöscher und Versicherungspapiere. Nachdem sie erkannt haben, daß sie uns hier nichts anhaben können, lassen sie sich schnell mal einfallen, wir müssten Inspektionspapiere dabei haben. Diese bekäme man an der Grenze, wo doch sicherlich unser Fahrzeug inspiziert wurde. Das Ganze grenzt an Schwachsinn in Vollendung alleine bei der Aussage, es gäbe in Nicaragua eine Inspektion für Fahrzeuge, wenn man sieht, was hier zum Teil für Schrott auf Rädern unterwegs ist. Wir werden langsam sauer und geben zu erkennen, daß von uns kein Geld zu holen ist und mit der Auflage, wir müßten spätestens morgen nach Leon fahren und unser Mobil für 50 Dollar inspizieren lassen, läßt man uns endlich weiter fahren.

Kurz darauf erreichen wir das Haus von Caroline in Las Peñitas. Hier waren vor 4 Wochen Simone und Olaf und haben auf ihrer Homepage auf ein trauriges Schicksal eines Hundes hingewiesen (www.two-vagabonds.de/startseite/forrest-wird-geholfen/). Die Beiden haben eine tolle Aktion gestartet und nachdem wir die Geschichte auf deren Homepage verfolgt haben, wollen wir nun das arme Kerlchen besuchen.

01 geldgierige Wegelagerer oder auch korrupte Polizei02 er ist der Grund unserer Besuches03 wie kann man ein Tier nur so misshandeln04 ein ganz tapferer Kerl

Dem fast verhungerten Hund wurden Ohren und Schwanz abgeschnitten und zudem wies sein Körper auf schwere Misshandlungen hin. Die Wunden sind in den letzten Wochen schon gut verheilt. Wir machen gemeinsam mit Caroline ein paar Arztbesuche und die Hinterläufe von Forrest werden geröntgt. Das Ergebnis ist nicht gerade das Erhoffte, ist doch das rechte Bein durch die vielen Frakturen angeblich nicht mehr heilbar, während über dem linken Bein zwei weitere Frakturen erkennbar sind. Auch hier sehen die Ärzte keine wirkliche Chance einer Operation, was aber wohl zum Einen an fehlender Erfahrung, zum Anderen an den Kosten der Behandlung liegt. Das Geld wäre eigentlich kein Problem, haben Simone und Olaf dank ihres Spendenaufrufes genügend gesammelt, jedoch ist es in Nicaragua wohl nur schwer zu verstehen, daß man für einen Hund ein paar hundert Dollar ausgibt, während die Einheimischen hier so viel Geld für ihre eigene Gesundheit nicht aufwenden könnten.

01 der mobile Doktor kommt vorbei02 Forrest muss geroentgt werden03 danach Besprechung mit den Aerzten04 wir spazieren am Strand05 Las Penitas06 unser Abschiedsessen mit Caroline07 Forrest und Claudia spielen am Strand08 der Abschied faellt schwer

Während unserer Tage bei Forrest bleibt noch die Zeit zu einer Stadtbesichtigung von dem namensgebenden Ort der Region, Leon. Mit dem Bus geht es rund eine halbe Stunde bis ins Zentrum der 1524 gegründeten Stadt. Wir spazieren durch das Stadtzentrum und besichtigen die Kathedrale von Leon, die Basilica de la Asunción, die 1860 nach über 100 jähriger Bauzeit fertiggestellt wurde und als die größte Mittelamerikas gilt. Wir erledigen noch ein paar Einkäufe inklusive ein paar Säcke Hundefutter für Forrest und fahren zurück nach Las Peñitas.

01 mit dem Bus geht es nach Leon02 am Parque Central03 Wandbild04 der Namensgeber der Stadt05 in den Strassen von Leon06 am kleinen Markt07 frische Ware08 Kathedrale von Leon09 anstrengender Job10 unterwegs11 warten auf Kundschaft12 Kirche El Calvario

Wir verabschieden uns schweren Herzens von Caroline und Forrest und fahren vorbei an Managua, der Hauptstadt Nicaraguas, bis kurz vor Masaya. Von der Hauptstraße aus geht es in den Parque Nacional Volcan Masaya, doch leider fährt vor uns gerade die Schranke herunter und der Wächter macht uns klar, nach 16:30 ist hier geschlossen. Wir wissen, daß man am Besucherzentrum im Park mit dem Mobil übernachten darf, doch der Mann läßt sich nicht erweichen und verhilft uns deshalb zu einer geräuschvollen Nacht am Eingang des Parks direkt an der Hauptstraße. Somit geht es am nächsten Morgen hinein in den Park und hinauf zu dem Parkplatz am Kraterrand. Zu unserer Enttäuschung sind die meisten Wege hier oben gesperrt und der Ausblick in den Krater bleibt uns durch den starken Rauch des Vulkans verwehrt.

01 am Vulkan Masaya02 im Krater dampft es gewaltig03 auf wen die wohl warten04  die Schwefeldaempfe sind extrem

Nur wenige Kilometer sind es nach unserer „Vulkantour“ bis nach Granada. Die alte Kolonialstadt liegt am Lago de Nicaragua, dem größten See Mittelamerikas, und gefällt uns sehr gut. Die Straßen und Parks im Zentrum sind sehr gepflegt und sauber, die Gebäude schön restauriert und architektonisch interessant. Daher ist es kein Wunder, daß wir hier auf wesentlich mehr Touristen treffen, als auf unserer bisherigen Reise durch Nicaragua, was sich auch an dem vielfältigen Angebot an Hotels und Restaurants widerspiegelt. Wir spazieren durchs Zentrum und an der Calle la Calzada entlang zum Ufer des Lago Nicaragua. Dort beginnt ein Park, der sich über 2 km am Ufer entlang streckt und von Touristen wie Einheimischen zum Baden oder Restaurantbesuche aufgesucht wird. Am Abend gönnen wir uns im El Zaguan, einem der besten Steakrestaurants Nicaraguas, einen krönenden Abschluß des Tages, bevor wir in einer Seitenstraße im Zentrum übernachten.

01 die Kathedrale von Granada02 wer hat Lust auf eine Kutschfahrt03 noch schnell huebsch gemacht04 bunter Anstrich05 gepflegte Gassen06 ein typisches Fortbewegungsmittel07 Kirche Guatelupe08 Geldwechsler auf der Strasse09 geschaeftiges Treiben10 Haengematten werden geknuepft11 an der Strandpromenade12 Plaza de la Indepencia13 und wo ist der Kindersitz14 abgestellt15 Abendstimmung16 die Grotte von Lourdes in der Kathedrale

Im Lago de Nicaragua gibt es 360 Inseln. Wir haben überlegt, uns von San Jorge zur Isla de Ometepe übersetzen zu lassen und beobachten vom Hafen aus die Personenfähren, die gerade zu den Inseln ablegen. Die Seelenverkäufer haben aber die Bezeichnung Personenfähre nicht verdient und wir winken mit einem mulmigen Gefühl einer deutschen Familie, welche wir am Abend zuvor in Granada kennengelernt haben und die wir nun in einem der „Boote“ sitzen sehen. Dann sehen wir uns die Autofähre an, die erst in ein paar Stunden nach Ometepe ablegt, und haben Bedenken, ob sich der lange Überhang unseres Mobil mit der steilen Rampe der Fähre vertragen könnte. In Anbetracht des schlechten Wetters, des starken Seeganges und der Kosten für die Überfahrt entscheiden wir dann, uns doch lieber an die schöne Küste bei San Juan del Sur zu begeben, um dort noch ein wenig zu relaxen.

01 Blick auf die Isla de Ometepe02 mit diesen Seelenverkaeufern geht es zur Insel03 wir verzichten auf die Ueberfahrt04 Vulkan Conception auf der Insel

Knapp 17 km nach San Juan del Sur finden wir an der Playa de Coco einen kleinen Traumstrand. Lug´s Place ist wegen Renovierungsarbeiten geschlossen, die Cabanas stehen leer und das Restaurant ist ebenfalls nicht geöffnet. Der Neffe des Besitzers läßt uns aber trotzdem auf den Parkplatz und stellt uns Duschen und Strom zur Verfügung. Unsere letzten Tage in Nicaragua genießen wir fast ganz allein an der Playa de Coco. Hier könnten wir es locker ein paar Wochen aushalten, aber unsere Aufenthaltserlaubnis geht zu Ende und wir haben „nur“ noch 5 Tage.

Auf dem Weg an die Grenze zu Costa Rica werden wir auf der Straße von einem Fahrzeug überholt und angehalten. Sunny und Gereon, die wir zufällig in Selva Negra kennengelernt haben und die in Managua leben, kommen gerade vom großen Fischeinkauf und haben unser Mobil wiedererkannt. Gereon greift spontan in seine Eisbox und schenkt uns zwei frische Hummerschwänze zum Abschied. Was für eine tolle Überraschung! Wir freuen uns riesig über das leckere Geschenk und die außergewöhnliche Geste der Beiden.

01 wir haben den Strand ganz fuer uns allein02 Fruehstuecksplatz nach unserem Geschmack03 da hinten liegt Costa Rica04 relaxen an der Playa de Coco05 Sportprogramm mit Security06 traumhafter Sonnenuntergang07 was fuer ein Farbenspiel08 Gereon schenkt uns Hummerschwaenze

In Nicaragua hätten wir gerne mehr Zeit gehabt, als nur die verbliebenen 17 Tage und wieder wundern wir uns ein wenig über die unglückliche Visa-Bestimmung der C4 Staaten, die für Guatemala, El Salvador, Honduras und Nicaragua gemeinsam nur 90 Tage zulässt. Man kann das Visum zwar in Managua verlängern lassen, aber ehrlich gesagt scheuen wir den Aufwand und die zusätzlichen Kosten. Angeblich gilt Nicaragua als das ärmste Land Mittelamerikas. Diesen Eindruck hatten wir in keinster Weise. Die Städte wirken vergleichsweise sauber und aufgeräumt. Die Straßen sind meist geteert, in Topzustand, ohne Löcher und ganz wenig Topes. In den Stadtzentren waren die alten Kolonialstilhäuser gut renoviert und sehr gepflegt. Die Nicas sind äußerst nett und gastfreundlich. Wir fühlten uns überall sicher. Lediglich die vielen (13) Polizeikontrollen haben uns genervt, auch wenn wir nur einmal etwas intensiver in die Mangel genommen worden sind.

 

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