Es ist Donnerstag, der 2. Mai, und wir erreichen die Grenze zu Nicaragua gegen 10 Uhr morgens. Da nur LKW´s zum Grenzübertritt anstehen ist an den Schaltern der Emigration und Zollabwicklung gähnende Leere. Die Ausreiseformalitäten in Honduras sind schnell erledigt und auch die Einreise nach Nicaragua geht schnell und einfach von Statten. Somit erreichen wir den Cañon de Somoto, knapp 60 km nach der Grenze, kurz nach Mittag und können noch mit einem Guide die geplante Durchquerung der Schlucht starten. Auf der etwa 3 Stunden dauernden Tour hat man viele tolle Ausblicke in den Cañon und auf die hohen Granitfelsen. Aber auch sonst ist die Erkundungstour sehr abwechslungsreich. Erst wandern wir hinunter zum Rio Coco und am Fluss entlang, bis es links und rechts davon keinen Weg mehr gibt. Weiter geht es somit im Flussbett teils durch flaches Gewässer, dann wieder ein paar Meter außerhalb über Steine, oder auch schwimmend durch tiefere Stellen des angenehm temperierten Wassers. Ein paar Mal ist sogar ein beherzter Sprung nötig, um das Ende des Canyons zu erreichen. Alles in allem ein lohnenswerter Trip der etwas anderen Art, der sehr viel Spaß macht.
Kurz darauf erreichen wir das Haus von Caroline in Las Peñitas. Hier waren vor 4 Wochen Simone und Olaf und haben auf ihrer Homepage auf ein trauriges Schicksal eines Hundes hingewiesen (www.two-vagabonds.de/startseite/forrest-wird-geholfen/). Die Beiden haben eine tolle Aktion gestartet und nachdem wir die Geschichte auf deren Homepage verfolgt haben, wollen wir nun das arme Kerlchen besuchen. Dem fast verhungerten Hund wurden Ohren und Schwanz abgeschnitten und zudem wies sein Körper auf schwere Misshandlungen hin. Die Wunden sind in den letzten Wochen schon gut verheilt. Wir machen gemeinsam mit Caroline ein paar Arztbesuche und die Hinterläufe von Forrest werden geröntgt. Das Ergebnis ist nicht gerade das Erhoffte, ist doch das rechte Bein durch die vielen Frakturen angeblich nicht mehr heilbar, während über dem linken Bein zwei weitere Frakturen erkennbar sind. Auch hier sehen die Ärzte keine wirkliche Chance einer Operation, was aber wohl zum Einen an fehlender Erfahrung, zum Anderen an den Kosten der Behandlung liegt. Das Geld wäre eigentlich kein Problem, haben Simone und Olaf dank ihres Spendenaufrufes genügend gesammelt, jedoch ist es in Nicaragua wohl nur schwer zu verstehen, daß man für einen Hund ein paar hundert Dollar ausgibt, während die Einheimischen hier so viel Geld für ihre eigene Gesundheit nicht aufwenden könnten. Während unserer Tage bei Forrest bleibt noch die Zeit zu einer Stadtbesichtigung von dem namensgebenden Ort der Region, Leon. Mit dem Bus geht es rund eine halbe Stunde bis ins Zentrum der 1524 gegründeten Stadt. Wir spazieren durch das Stadtzentrum und besichtigen die Kathedrale von Leon, die Basilica de la Asunción, die 1860 nach über 100 jähriger Bauzeit fertiggestellt wurde und als die größte Mittelamerikas gilt. Wir erledigen noch ein paar Einkäufe inklusive ein paar Säcke Hundefutter für Forrest und fahren zurück nach Las Peñitas. Wir verabschieden uns schweren Herzens von Caroline und Forrest und fahren vorbei an Managua, der Hauptstadt Nicaraguas, bis kurz vor Masaya. Von der Hauptstraße aus geht es in den Parque Nacional Volcan Masaya, doch leider fährt vor uns gerade die Schranke herunter und der Wächter macht uns klar, nach 16:30 ist hier geschlossen. Wir wissen, daß man am Besucherzentrum im Park mit dem Mobil übernachten darf, doch der Mann läßt sich nicht erweichen und verhilft uns deshalb zu einer geräuschvollen Nacht am Eingang des Parks direkt an der Hauptstraße. Somit geht es am nächsten Morgen hinein in den Park und hinauf zu dem Parkplatz am Kraterrand. Zu unserer Enttäuschung sind die meisten Wege hier oben gesperrt und der Ausblick in den Krater bleibt uns durch den starken Rauch des Vulkans verwehrt. Nur wenige Kilometer sind es nach unserer „Vulkantour“ bis nach Granada. Die alte Kolonialstadt liegt am Lago de Nicaragua, dem größten See Mittelamerikas, und gefällt uns sehr gut. Die Straßen und Parks im Zentrum sind sehr gepflegt und sauber, die Gebäude schön restauriert und architektonisch interessant. Daher ist es kein Wunder, daß wir hier auf wesentlich mehr Touristen treffen, als auf unserer bisherigen Reise durch Nicaragua, was sich auch an dem vielfältigen Angebot an Hotels und Restaurants widerspiegelt. Wir spazieren durchs Zentrum und an der Calle la Calzada entlang zum Ufer des Lago Nicaragua. Dort beginnt ein Park, der sich über 2 km am Ufer entlang streckt und von Touristen wie Einheimischen zum Baden oder Restaurantbesuche aufgesucht wird. Am Abend gönnen wir uns im El Zaguan, einem der besten Steakrestaurants Nicaraguas, einen krönenden Abschluß des Tages, bevor wir in einer Seitenstraße im Zentrum übernachten. Im Lago de Nicaragua gibt es 360 Inseln. Wir haben überlegt, uns von San Jorge zur Isla de Ometepe übersetzen zu lassen und beobachten vom Hafen aus die Personenfähren, die gerade zu den Inseln ablegen. Die Seelenverkäufer haben aber die Bezeichnung Personenfähre nicht verdient und wir winken mit einem mulmigen Gefühl einer deutschen Familie, welche wir am Abend zuvor in Granada kennengelernt haben und die wir nun in einem der „Boote“ sitzen sehen. Dann sehen wir uns die Autofähre an, die erst in ein paar Stunden nach Ometepe ablegt, und haben Bedenken, ob sich der lange Überhang unseres Mobil mit der steilen Rampe der Fähre vertragen könnte. In Anbetracht des schlechten Wetters, des starken Seeganges und der Kosten für die Überfahrt entscheiden wir dann, uns doch lieber an die schöne Küste bei San Juan del Sur zu begeben, um dort noch ein wenig zu relaxen. Knapp 17 km nach San Juan del Sur finden wir an der Playa de Coco einen kleinen Traumstrand. Lug´s Place ist wegen Renovierungsarbeiten geschlossen, die Cabanas stehen leer und das Restaurant ist ebenfalls nicht geöffnet. Der Neffe des Besitzers läßt uns aber trotzdem auf den Parkplatz und stellt uns Duschen und Strom zur Verfügung. Unsere letzten Tage in Nicaragua genießen wir fast ganz allein an der Playa de Coco. Hier könnten wir es locker ein paar Wochen aushalten, aber unsere Aufenthaltserlaubnis geht zu Ende und wir haben „nur“ noch 5 Tage.
Auf dem Weg an die Grenze zu Costa Rica werden wir auf der Straße von einem Fahrzeug überholt und angehalten. Sunny und Gereon, die wir zufällig in Selva Negra kennengelernt haben und die in Managua leben, kommen gerade vom großen Fischeinkauf und haben unser Mobil wiedererkannt. Gereon greift spontan in seine Eisbox und schenkt uns zwei frische Hummerschwänze zum Abschied. Was für eine tolle Überraschung! Wir freuen uns riesig über das leckere Geschenk und die außergewöhnliche Geste der Beiden. In Nicaragua hätten wir gerne mehr Zeit gehabt, als nur die verbliebenen 17 Tage und wieder wundern wir uns ein wenig über die unglückliche Visa-Bestimmung der C4 Staaten, die für Guatemala, El Salvador, Honduras und Nicaragua gemeinsam nur 90 Tage zulässt. Man kann das Visum zwar in Managua verlängern lassen, aber ehrlich gesagt scheuen wir den Aufwand und die zusätzlichen Kosten. Angeblich gilt Nicaragua als das ärmste Land Mittelamerikas. Diesen Eindruck hatten wir in keinster Weise. Die Städte wirken vergleichsweise sauber und aufgeräumt. Die Straßen sind meist geteert, in Topzustand, ohne Löcher und ganz wenig Topes. In den Stadtzentren waren die alten Kolonialstilhäuser gut renoviert und sehr gepflegt. Die Nicas sind äußerst nett und gastfreundlich. Wir fühlten uns überall sicher. Lediglich die vielen (13) Polizeikontrollen haben uns genervt, auch wenn wir nur einmal etwas intensiver in die Mangel genommen worden sind.
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